Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
verflucht. Patsy Toner hat ihn aufgetan. Der kennt ihn. Ich habe heute zum ersten Mal von ihm gehört.«
    »Ich muss wissen, wer er ist«, sagte Fegan. »Ich muss wissen, warum der Mann von der RUC ihn haben will.«
    »Was?« Campbells Kopf kam wieder zwischen den Schultern zum Vorschein, er runzelte die Stirn.
    »Wenn ich die Sache zu Ende bringen soll, dann muss ich wissen, warum gerade ihn. Was hat er getan, womit verdient er das?«
    Campbell schüttelte den Kopf. »Wovon redest du überhaupt, Gerry?«
    Fegan seufzte und zuckte die Achseln. »Weiß der Himmel.« Er setzte Campbell die Walther wieder an die Stirn. »Na schön, das war es dann.«
    »Warte!«, schrie Campbell. »Verflucht noch mal, warte!«
    »Worauf?«
    »Es gibt einen Ausweg. Eine Möglichkeit, McGinty die Sache anzuhängen.«
    »Das mache ich doch gerade.«
    »Nein, hör mir doch mal zu. Es gibt wirklich eine Möglichkeit - ich schwöre.«
    Fegan seufzte wieder und hob die Pistole ein wenig an.
    An Campbells herumirrenden Augen sah man, wie schnell er nachdachte, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »McGinty nutzt den Mord an Caffola bis zum Letzten für seine Zwecke aus und behauptet, die Bullen wären es gewesen. Und das mit Eddie Coyle auch. Er behauptet, die Bullen hätten ihn grün und blau geschlagen. Wenn du aufgibst, dich stellst und denen die Wahrheit sagst, dann wissen alle, dass McGinty ein Lügner ist. Er ist vollkommen blamiert. Erzähl es der Presse. Und den Fernsehfritzen. Die sind doch McGintys Lebenselixier.«
    Campbell war schlauer, als Fegan vermutet hatte. »Nein, das reicht nicht«, sagte er.
    »Komm schon, Gerry, du weißt doch selbst, dass du nicht an ihn rankommst.« Campbells Stimme strafte sein breites, gelassenes Grinsen Lügen. »Er kriegt dich zuerst. Auf diese Weise bleibst du wenigstens am Leben. Du kannst zusehen, wie er vernichtet wird, und bleibst am Leben.«
    »Nein.« Fegan schüttelte den Kopf. »Ich gehe nicht noch mal in den Knast. Eher sterbe ich. Außerdem kann McGinty mich da ebenso leicht erledigen wie draußen. Sogar noch leichter.«
    Campbell lehnte sich vor und sah flehentlich nach oben. »Denk doch wenigstens mal drüber nach, Gerry. Komm, nimm dir einen Moment Zeit und …«
    »Pst!« Fegan setzte Campbell die Mündung der Walther an die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Ich weiß, dass ich verrückt bin. Du etwa nicht?«
    Campbell lachte nervös, als Fegan ein wenig mit der Waffe wippte, gab aber keine Antwort.
    »Ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank. Weißt du doch, oder?«
    »Ja«, sagte Campbell mit zittriger Stimme.
    Fegan setzte sich auf den Badewannenrand und ergab sich den heftigen Schmerzen in seinem Unterleib. Die Waffe hielt er weiter auf Campbeils Stirn gerichtet. »Warum willst du mir dann unbedingt Vernunft beibringen?«
    Campbell blinzelte den Schweiß aus seinen Augen.
    »Ich wollte wissen, wer der Bulle war«, fuhr Fegan fort. »Ich wollte wissen, warum er es verdient hat. Warum du es verdient hast, weiß ich schon.«
    »Was verdient?«, fragte Campbell.
    »Zu sterben.«
    Die Schatten scharten sich um sie.
    Campbell schüttelte den Kopf. »Gerry, ich …«
    »Die beiden Jungs von der UFF«, half Fegan nach. Campbell erstarrte. »Das waren doch nur kleine Rowdys, ein paar Blödmänner, die Stoff verkauft haben, damit sie Geld zum Saufen hatten. Nie und nimmer hätten die McGinty erwischt, nicht mal im Traum. Die waren doch viel zu sehr damit beschäftigt, sich an ihrem eigenen Zeug zu bekiffen.«
    Campbell hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Von seinen Lippen troff Blut und Speichel.
    »Du weißt doch selbst, was für Typen das waren, die UFF und überhaupt die ganzen Loyalisten. Samt und sonders nur aufgeblasene Schläger mit einer Organisation als Deckmäntelchen. Sich gegenseitig abmurksen, das konnten sie. Und noch besser Zivilisten umbringen, die weder mir ihnen noch mit uns etwas zu tun hatten. Bei einfachen Zielobjekten, da waren sie groß. Selbst die besten von denen hätten McGinty nichts anhaben können, geschweige denn diese beiden Pfeifen.
    Und trotzdem scheint es so zu sein, dass Francie Delaney mit ihnen ein Abkommen getroffen hat. Francie Delaney, der sogar noch ein größerer Mistkerl ist als Eddie Coyle, tut sich mit zwei Affen von der UFF zusammen und heckt einen Plan aus, McGinty zu erledigen. Komischerweise bist du der Einzige, dem Delaney die Sache verrät. Und um es aus ihm rauszuprügeln, schlägst du ihn tot.«
    »Er hat

Weitere Kostenlose Bücher