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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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as ihr half, diesen Augenblick und spätere, ähnliche zu überwinden, war, sich ganz auf das zu konzentrieren, was sie bei Paul e m pfand.
    Er hatte es be m erkt, natürlich be m e rkte er es. »Was hat er dir getan, dein Gatte ? « hatte er da m als gefragt, und sie, wohl wissend, daß sie ihm damit e i ne weit e re W af f e in die Hand gab, hatte es ihm erzählt. Und erst danach, er s t , als er sie lange und zä r tlic h u m ar m te, und ihr Zeit ließ, zu sich zu finden, erst da war das Gespenst ihrer Ehe endlich verschwunden.
    Was sie von Paul erfuhr, waren Bruchstücke, Splitter einer Ve r gangenheit, die sich zu dem fügten, was sie bereits geahnt hatte. S i e wußte noch i m m er nicht, was es war, das sie für ihn e m pfand. Manch m al, selbst in den inti m sten Augenblicken, schien es ihr, als wäre das, was er von ihr wollte, Haß, nicht Liebe. Es m achte ihr keine angst; es erregte sie, und das beunruhigte sie zutiefst.
    Jetzt war keiner die s er Mo m ente. Sie las die Katze auf und begann sie zu streicheln, während sie sich neben ihn setzte und lächelnd entgegnete: »Katzen kommen aus der W ü ste. Es wird nicht weiter schwer sein, dort eine zu finden.«
    Paul berührte ihr Haar. »Zu m ind e st müssen Eure Freunde sich nie den Kopf über Geschenke zerbreche n . Ihr habt Glück, Marie, daß Ihr nicht auf dem Lande lebt… in Loudun beispielsweise. V ielleicht würde m an Euch sonst wegen Eurer Vorliebe der Hexerei anklagen.« Es war eine der Be m erkungen, die hinter ihrer Har m losigkeit Gift verbarg. Sie wußte genau, worauf er anspielte, obwohl es zehn Jahre zurücklag. Loudun; die drei Nonnen, die ihren Beichtvater, Urbain Grandier, beschuldigten, sie m it der Macht des S atans zu verfolgen. Es wäre vielleicht dabei geblieben, wenn die Pest nicht nach Loudun gekommen wäre. Bald war die ga n ze Stadt von Urbain Grandiers Schuld überzeugt gewesen und hatte bereits begonnen, nach weiteren Hexen und Hexen m eistern zu suc h en, als die außerordentliche Kom m ission ihn schuldig sprach, sein Gesuch an den König ignorierte und noch am Tag des Schuld s pruchs verbrannte. Und das alles auf Anordnung des Kardinals de Richelieu.
    Sie spürte, wie Paul ihr Haar teilte und ihr über den Nacken strich. Er t a t das ö f ter, a ls g äbe es f ür ihn k eine an d ere Möglich k eit. Keine Verletzung ohne Zärtlichkeit, kei n e Zärtlichkeit ohne Verletzung.
    »Katzen waren schon immer m ei n e L i eblingstiere«, erwiderte sie und weigerte sich, auf die versteckte Aufforderung zum Streit einzugehen. Das war ihre Möglichkeit der Abwehr.
    »Und in der Tat, Madame, man k ann nicht ernsthaft an einer Sache zweifeln, die das Glück hat, Euch zu gefallen; das Urteil, das Ihr gefällt ha b t, ist d a s sic h ere Kennz ei chen ih r es Wert e s; und wie Ihr immer großzügig den echten Schönheiten die Wertschätzung zuteil werden laßt, die sie verdienen, so haben die Fehler nie die Macht, Euch zu entgehen«. zitierte Paul, ohne in seiner Bewegung innezuhalten. Die Stelle stam m t e aus d e m Vorwort, m it dem Corneille ihr den Cid gewid m et hatte.
    Sie küßte ihn und at m ete den Geruch ein, der ihr im m er vertrauter wurde. Die Katze m aunzte p r otestierend und sprang auf den Boden, m it aufgestellten Ohren und peitschendem Schwanz.
    »Und wie steht es m it Euren Vorlie b en?« f ra g te sie, m it einem Mal über m ütig gestim m t . »Der Dreik ö nigstag rückt näher, Monsieur d’Irsd m asens. W as ist e s , das Ihr Eu c h wünscht?«
    »Nur das Un m ögliche, Mada m e. Ein Stück einer W olke vom H i m m el vielleicht.«
    Sie rü m pfte die Nase. »N ein, ernst h aft, was wünscht I h r Euch?«
    »Das habe ich Euch gerade ges a gt. Ein Stück einer W olke in m einer Hand.«
    Einen Mo m ent lang dachte er, sie sei v e rärg e rt, dann l a chte sie. So behende wie die Katze vorhin spr a ng sie auf und griff nach ihrem dichten, pelzgefütterten U m hang.
    » W artet hie r !«
    Sie stand schon an der Tür, als s i e ihre bloßen Füße be m e r kte und hastig ihre Stie f el anz o g. Dann rannte sie hinaus. Die Katze m i aute und blickte ihn vorwurf s voll an, ehe sie sich trollte. Die W är m e verschwand sehr schnell aus dem Z i m m er, da Marie die Tür o f fengelassen hatte, d och er ign o rierte die K ä lte. M a rie m it ihrer eigenartigen Mischung aus Verwundbarkeit und Stärke. W eise Marie. Weise oder weiß? Sie erinnerte ihn an die Beschreibung der Prinzessin in dem Märchen, das ihm seine Mutter v

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