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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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geglaubt, wenigstens b e i Cinq Mars an erster Stelle zu stehen.
    »Aber gewiß trägt es nur zum Ruhm Eurer Majestät b ei, einen so einzigartigen Minister zu haben.«
    Das brachte das Faß zum Überlaufen.
    »Zum Teu f el m it seiner Einzig a rti g keit! Ich wünschte, es gäbe eine richtige Partei gegen ihn, wie d a m als gegen den Marschall von Ancre!«
    Und wer bitte, dachte C inq Mars in einer Mischung aus freudiger Erregtheit und Frustration, war der Marschall von Ancre? F i eberhaft durchstöberte er seine nicht sehr umfangreichen Kenntnisse französischer Ge s c h ichte. W enn er Pech h a tte, bezog sich Louis auf irgendeinen obskuren W ürdenträger zu Zeiten der Valois, und er, Cinq Mars, konnte nicht richtig auf das Stichwort reagieren. Er warf einen hilfesuchenden Blick auf de Thou und Treville, die in einiger Entfernung, aber immer noch in Hörweite standen, und sah, daß sie beide freudig entsetzt dreinschauten. De Thou fo r m te ein W ort mit seinen Lippen. Endlich begriff Cinq Mars. Concini. Marschall von Ancre das war der off i z i e ll e T i tel des Günstlings der Königin m utter gewesen. Concini, dessen Leiche vom Pöbel in Stücke gerissen worden war.
    Wenn er diese Gelegen h eit versäu m te, dann würde es keine zweite geben. Cinq Mars holte tief Luft.
    »Sire«, sagte er dann leidenschaftli c h. »Eine solche Partei gibt es. Viele Männer bei Hofe wären g l ücklich, wenn der Kardinal das Schicksal Con… des Marschalls von Ancre teilte. Ihr m üßtet nur den Befehl dazu geben.«
    Für Louis brachten diese W orte eine jähe Ernüchterung. Er erkannte, daß m an ihn m anipuliert hat t e. Also war Cinq Mars schon die ganze Zeit der Feind des Kardi n als gewesen, und das offene, schöne Gesicht hatte Listen und Schli c he verborgen. Man konnte ihm nicht m ehr trauen.
    Dennoch… Während er nach W orten suchte, um Cinq Mars kühl zu entlassen, ka m en ihm andere Gedanken, Gedanken, die m it d e m befreienden Ausbruch zusam m enhing e n, den er sich gerade geleistet hatte. Natürlich wünschte er dem K a rdinal nicht wirklich das Schicksal Concinis. Aber es war de m ütigend, so d e m ü tigend, sich ständig bewußt zu sein, was er dem Mann alles schuldete. Schuldete…
    »Er ist Kardinal und P r iester«, sagte Louis kurz. »Man würde m ich exkommunizieren.«
    Cinq Mars traute seinen Ohren kaum. Kardinal und Priester? Das war alles? Mehr Einwände hatte d e r König nicht? Er hoffte, daß Treville sein Stichwort erkannte, und richtig, der Haupt m ann der Musketiere trat hinzu, kniete vor Louis nieder und sagte: »Sire, Rom würde sich überglücklich schätzen, dürf t e es dem König in einem solchen Fall Absolution erteilen. Ich und jeder m einer Männer wären sofort bereit, uns für Euch dem Papst zu Füßen zu werfen und…«
    Ja, aber nicht, es auf eigene Verantwortung zu tun. Die Ernüchterung breitete sich weiter aus. Er hätte sich nicht zu solchen Ä ußerungen verleiten lassen sollen. Louis unterbrach Treville.
    »Der Kardinal ist das Beste, was Frankreich geschehen konnte. Ich will nichts m ehr davon hören.«
    D a m it wandte er sich ab, stand auf und verließ den Rau m . Cinq Mars folgte ih m , nicht ohne de Thou einen triu m phierenden Blick zuzuwerfen. Das war e s, das m ußte das königliche Einverständnis sein. Deutlicher hätte Louis es gewiß nicht fo r m ulieren können. Nichts mehr davon hören g u t, e r würde er s t wieder davon hören, wenn Richelieu t o t war.
     
    Als er s ich m it seinem Ersten M in i ster in sein Kabinett zurückzog, um die Lage im Krieg mit Spanien z u besprec he n, der m ittl e rweile so erfolgreich verlief, daß die Spa n i e r wahrsch e i n lich noch in dies e m Jahr einen Frieden zu französischen Bedingungen anbieten m ußten, hatte der Aufruhr in Louis seinen Siedepunkt erreicht.
    Er konnte Cinq Mars’ Worte nicht aus dem Gedächtnis verbannen, und auch nicht seine eigene Antwort. Er ist Kardinal und Priester. Man würde mich exkommunizieren. W arum hatte er es so ausgedrückt, warum hatte er nicht einfach gesagt, derartige Vorhaben seien verbrecherisch, und Cinq Mars m ü s se m indestens m it der Bastille rechnen, wenn er sie weiter verfolgte?
    Natürlich w ar es s e ine Pf licht, Rich e lieu so f ort d arauf au f m erksam zu m achen, daß solche Pläne gegen ihn gesch m iedet wurden. W i e hatte er ihm vor Jahren geschrieb e n, nach dem Tag der Geprellten:
    Ihr könnt sicher sein, daß ich Euch immer und gegen jederman in Schutz neh

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