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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Personen erregt. In diesem Fall war es eine der leichteren Ü bungen. Es scheint, das letzte Jahr trägt Früchte, Col m ardo. Die Königin bittet um m eine Hilfe, also seid ein Kavalier, eilt zu ihr und sorgt dafür, daß sie diese Hilfe bekom m t.«
     
    Zu den vielen Nachteilen, wenn man m it d e m Hof reiste, zählte, daß es so gut wie unmöglich war, a ll e in zu s ein. Ständig lie f en ihr entweder zu unterwürfi g e Anhänger ihres Onk e ls wie Chavigny oder Höflinge wie Cinq Mars über den Weg, und Marie sehnte sich schon aus diesem Grund nach Paris zurück. Oder, noch besser, nach Rueil. Sie hatte gerade erfolgreich eine weitere Begegnung m it Cinq Mars ver m ieden und widerstand siegrei c h der Versuchung, erleichtert aufzuseufzen, als sie Charlotte dabei entdeckte, wie sie sich m it dem Handrücken über die Augen fuhr.
    Marie h a tte sich m ittl e rweile so a n Charlott e s trockene, u nsenti m entale W esensart ge w öhnt, daß ihre erste Reaktion pures Erstaunen war. Dann besann sie sich. Früher hätte s i e es für das Beste g ehalten, taktvoll über Charlot t es ungewöhnliches Verhalten hinwegzugehen, aber was i h r selbst in d e n let z ten Monaten geschehen war, mußte sie wohl verändert haben.
    »Charlotte«, sagte sie behutsa m .
    Charlotte schrak zusa mm en und richtete sich steif auf. »Mada m e, das Bad ist f ertig«, sagte sie schnell.
    »Ich weiß. L aß es kalt werden. Hast du Kum m e r ? «
    Kaum war es ausgesprochen, hätte sie sich auf die Lippen beißen mögen. Törichte Frage; daß sie Kummer hatte, war offensichtlich. Doch Marie war nicht daran gewöhnt, ein Ge s präch dieser Art m i t einer Frau zu beginnen. Margot pflegte ihre P r oble m e in der Regel entweder wie eine Anklage oder wie ein Triu m phlied vorzutragen, und das Verhältnis zu den übrigen Cousinen und Nichten war nicht eng genug, um eine solche Vertraulichkeit zu rechtfertigen.
    Charlottes Miene war b einahe fein ds elig, als sie entgegnete: »Nein, Mada m e.«
    Marie entschloß sich, die Sache anders anzugehen. »Seltsam«, sagte sie und ging an das Fenster, » m an spürt beinahe, wie der Frühling sich be m üh t , in die letzten Fes t ungen des W inters einzudringen, besonders hier im Süden. Der Frü h ling setzt einem manch m a l m erkwürdige Gedanken in den Kopf, und es kann sch m erzhaft sein, ihnen zu folgen.«
    »Verzeihung, Mada m e, aber davon weiß ich nichts«, gab Charlotte zurück. »Das ist wieder poetisches Gerede.«
    Sie war m ü de und wünschte sich nur, ins Bett gehen zu können. Dann be m e r kte sie, daß sie schon w i eder dabei war, sich auf eine echte Unterhaltung m it Mada m e e i nzulassen. Wie macht Ihr das? dachte sie und gab sich Mühe, sich an ihrer m ürrischen Haltung festzuklam m ern. Mada m e schien nicht beleidigt zu sein; ihre Mundwinkel zuckten.
    »Charlotte die A m eise«, erwiderte sie. »Aber sag m i r, Charlotte, wenn du sehr glücklich oder sehr unglücklich bist, spürst du dann nicht m anch m al das Bedürfnis, zu singen ? «
    »Manch m al«, gestand Charlotte e i n und gab ihren W iderstand auf. W i e es aussah, würde sie sich ohnehin erst ausruhen können, wenn sie das Gespräch m it Mada m e hinter sich hatte… Und die Idee, m i t irgend je m a ndem über das, was sie plagte, zu reden, war verlockend.
    »In der letzten Zeit bin ich e h er unglücklich als glücklich.«
    Mada m e entgegnete nichts. Sie ging zu d e m kleinen Frisiertisch und begann, die Nadeln und K ä mme aus ihrem Haar zu ziehen. Charlotte gesellte sich zu ihr, nahm einen der Käm m e an sich, und ihre Augen trafen sich in dem Spiegel.
    »Matthieu hat m i ch gefragt, ob ich ihn heiraten will«, platzte Charlotte hera u s.
    Ihre Herrin neigte den Kopf.
    »Ich dachte zuerst, ich will nic h t nach Neu f rankreich, a b er das ist es nicht. Matthieu hat m ir von der Si edlung erzählt. Es gibt eine kleine Kirche dort, und ich stelle es m ir schön vor, in einem Wald zu wohnen. Aber er m öchte Kinder, und ich… ich kann keine beko mm en.«
    Es war heraus. W as soll’s, dachte Charlotte, das m it Enghien weiß sie, und den Rest hat sie sich ohnehin zusam m en r ei m en können.
    »Liebst du ihn ? «
    Liebte sie Matthieu? »Ich werde ihn schrecklich ver m issen«, sagte Charlotte, »und jedes m al, wenn ich einen Vogel sehe, m uß ich an die m erkwürdigen Sachen denken, die er immer erzä h lt. Außerde m , wenn je m and einem weh tun kann, dann ist es wohl Liebe, oder ? «
    »Ver m utlich«,

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