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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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antwortete Marie und starrte auf die Haarna d el, die sie g erade niederlegen wollte. » A ber wenn er dich wirklich liebt, dann wird ihm das wichtiger sein a l s Kinder, und er kehrt zu dir zurück.«
    »Aus Neufrankreic h ?« fragte Cha r l o tte skeptisc h . »Außerdem will jeder Mann Kinder. Das ist der Sinn der Ehe. Es wäre d u mm , etwas anderes zu erwarten, Mada m e.«
    Erwarten, warten… der Wunsch in Marie verfestigte sich. »Vielleic h t ist es das W arten, das dumm ist, Charlott e . W arten, statt s e lbst etwas zu unterneh m en, m eine ich.«
    Charlotte sa h zuer s t aus, als wolle sie widersprechen, dann runzelte sie die Stirn, dachte darüb e r nach und nickte langsa m .
    »Charlotte«, sagte Marie, »ich m ache dir einen Vorschlag. Geh du in das Bad. W i r hatten einen solchen Ärger m it dem Transport der Wanne, da wäre es eine Schande, sie nicht zu nutzen. Und leih m ir inzwischen deine Kleider.«
    Charlotte, Gott segne sie, sc h ien zu verstehen. Sie stellte keine Fragen. »Ja, Mada m e«, sagte sie, und dann sah M a rie s ie zum ersten m al, seit sie das Mädchen eing e stellt hatte, schwach lächeln.
     
    Es war aufschlußreich, wie wenig Beachtung selbst in dem zusam m enged r ängten Hof einer Zofe zuteil wurde. Marie g elangte o h ne weitere Schwierigkeiten in den Garten des Landhauses, wo sich um diese Zeit nie m and m ehr befand. Sie lehnte sich gegen eine Birke und schaute zu den Sternen e m por.
    Zu m i ndest schien das schlechte W etter vorbei zu sein; m an konnte sie klar erkennen. Sie versuchte, d i e einzelnen Sternbilder a u szu m achen, und erinnerte sich daran, wie sie und Margot die Geschichten gelernt hatten, welche die Griechen um die s e St erne spannen, Andro m eda, die erste von vielen Pri n zessinen, die einem Ungeheuer geopfert wer d en sollte, a b er rech t zeitig von i h rem Ritter befreit wurde…
    Sie wußte, d aß er es war, als s i e ihn hörte, noch ehe sie ihn sah. Sie wußte es, w eil sie in d i e ser Nac h t n ach ihm ge r u f en hatte, m it einer Stim m e, die so alt war w ie die E rde unter ihren F üßen.
    »Ihr seid zu m i r gekom m en«, sagte sie m it geschlossenen Augen.
    »Ihr wißt, w as das bedeutet.«
    Und er antwortete, wie sie es getan hatte: »Ich weiß, was Ihr glaubt, daß es bedeutet.«
     
    Später gab er ihr seinen U m hang. » Es ist noch immer sehr kühl in der Nacht«, sagte er.
    Sie m ußte lachen. »Du hast das schon ein m al getan, erinnerst du dic h ? W i e viele Mä n t el f ür Da m e n in Not hast du eigentlich?«
    »Es werden täglich weniger. Aber ganz im Ernst, so eine Nacht kann gefährlich sein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht diese Nacht.« E ine Sternschnuppe fiel vom Himmel. »Siehst du? Heute nacht sind wir außerhalb der Zeit.«
    Und warum nicht, ei n e Nacht, ei n e einzi g e Na c ht. Sie wür d e bald genug zu Ende sein, dachte Paul. Er stand auf. »Warte hier.«
    Hier im Süden hatten die Ka m elien und Magnolien bereits angefangen zu blühen. Als er zurückkehrte, leuchteten die Zweige, die er in den Ar m e n hielt, weiß im Monds c hein.
    »Keine W o l ken heute nacht«, sagte er zu ihr, »aber ich habe dir ein Stück Erde m itgebracht.«
    Als der Horizont heller zu werden begann, löste sie seinen Mantel von ihren Schultern. »Ich m uß zurück.«
    »Ihr behaltet ihn besser, M a rie, Ihr friert so l e icht.«
    »Und Ihr scheint ein unerschütter l iches Vertrauen in Eure Gesundheit zu haben.«
    »Vertra u e n … jeder Art ist etwas, das ich vor langer Zeit verlernt habe, Mada m e.«
    Sie zog den U m hang enger um sich. »Es läßt sich wieder erlernen.«
    »Gesprochen von einer wahren Meist e rin des Vertrauens. S agt m ir, habt Ihr Eurem Onkel schon von un s erer Bekanntschaft erzählt ? «
    Sie wich seinem Blick nicht aus. »Nein. W ünscht Ihr denn, daß ich ihm von Eu c h erzähle ? «
    Die Zeit hatte sie wie d er eingeholt. »Noch nicht.«
     

33. KAPITEL
     
    Fontrailles hatte dies m al die gan z e Zeit über das Gefühl nicht loswerden können, beobachtet zu werden. Er hätte eigentlich E r leichterung e m pfinden m üssen, als er die P yrenäen nun endlich m it ein e m von beiden Seiten unterzeichneten, f e rtigen Vertrag im G e päck in Richtung Frankreich überquerte, aber sein Instinkt sagte ihm, daß die Zeit für Erleichterung noch nicht gekommen war. Inzwischen hatte er gehört, daß der König sich auf dem Weg n a ch Perpignan befand und in Narbonne angekom m en war, a l so wandte er sich

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