Die Schatten von La Rochelle
m it ihrem vollen N a m en anzureden.
»Ich weiß es nicht. Mada m e sagt, so eine Reise in den Süden dauere Monate, und m an wisse nicht, wie lange der König gedenke, dort zu bleiben.«
»Aber du mußt im Som m er wieder hier sein«, protestierte er, »um m it m ir zu gehen.«
Es war das erste Mal, daß er e i ne Andeutung in dieser Richtung m achte.
» W ohin?« fragte Charlotte ent g ei s tert.
»Charlotte Dieudonnée«, erklärte Matthieu kopfschüttelnd, »habe ich dir nicht erzählt, daß ich gelobt habe, ein Jahr in Euren Steinhütten zu verbringen? Das Jahr w i rd im Sommer vorüber sein. Dann kehre ich zu m einem Stamm zurück, und m ein Weib wird m i ch begleiten.«
Sie war einiges von Männern ge w öhnt, aber das übertraf alles.
»Matthieu«, antwortete Charlotte, » i ch habe lange g e braucht, um i n diesem Haushalt eine Stellung und Sicherheit zu finden. Wenn du glaubst, daß ich das alles aufgebe, um dir in irgendwelche Wälder zu Leuten zu folgen, die noch nicht ein m al anständig Französisch können, dann irrst du dich. Außerdem hast du m i ch noch nicht ein m al gefragt, ob ich dich überhaupt heiraten will.«
»Ich habe P ater Colu m b an gefragt. Er wird uns t r auen«, stellte er fest.
Charlotte w ußte nicht, ob sie i h m eine Ohrfeige geben sollte oder… Es war natürlich undenkbar, aber irgend w o rührte es sie. Ein m al abgesehen davon, daß sie noch nie m and je um ihre Hand gebeten hatte, würde sie Matthieu ver m issen. Sie würde einsam ohne ihn sein. Verwünscht seien die Männer, wenn sie einem ans Herz wuchsen.
Inzwischen sprach Matthieu weiter, sagte etwas von den Söhnen, die sie ihm schenken würde, und ihre Rührung endete m it einem Schlag.
» W enn es das i s t, was du will s t, b r auchst du mich nicht zu hei r aten«, unterbrach sie ihn. »Ich kann keine Kinder m ehr bekom m en.«
Die Engel m ache r in m it ihren b it t er sch m eckenden Getränken und den groben Händen hatte es ihr gesagt. Da m als hatte Charlotte in ihrem Ung l ück nur gedacht: Gut, dann brauche ich das nicht noch ein m al durchzu m achen. Aber jetzt tat es weh, besonders, als sie Matthieus Bestürzung sah.
»Ich habe zu tun«, sagte sie brüsk und rannte davon. In ihren Augen brannten Tränen. Töricht, töricht, über et w as zu weinen, das ihr längst klar und ohnehin nicht wünschenswert war.
»Also«, sagte Cinq Mars, »es ist off e nsichtlich, daß es auf d e r Reise geschehen m uß.«
»Vollkommen, Monsieur le Grand.«
W ar der M ann s a rkastisc h ? Möglich. Er wünschte, es wäre nicht nötig gewesen, sich ausgerechnet mit diesem Individuum abzugeben. Nun, es würde nicht m ehr lange dauern.
» W ann«, fragte er unbehaglich, »wo l lt Ihr es tun? S chließlich m uß ich Tre v ille m itteilen, w ann er Euch f ür die W a che beim König einteilen soll«, fügte er hastig hinzu.
Jet z t war es ganz gewiß Sarkas m us, m it dem ihm geantwortet wu r de. »Ihr werdet nichts dergleichen tun. Monsieur de Treville, Gott schütze ihn, ist nicht eben der Selbstbeherrschteste, und wenn er weiß, zu welchem Zweck er m i ch ei nteilen s o ll, dann m erkt es m it Sicherheit auch der Kardinal. Überlaßt es dem Zufall.«
»Zufall? Aber…«
»Oder habt Ihr einen anderen Grund, warum Ihr das Datum unbedingt wissen m üßt ? «
Den hatte er allerdings, aber das ging diesen U nverschä m ten, für den das Vierteilen noch zu gut sein würde, nichts an. W as für eine Last, sich mit d e ra r tigen Kreaturen abgeben zu müssen.
Der Mann lachte leise. »Keine S o rge, Monsieur le Grand. Wenn es soweit ist, werdet Ihr es schon m erken.«
Ihr auch, dachte Cinq Mars zähneknirschend, Ihr auch. Glaubt nicht, daß ich auch nur das Gerin g ste vergessen habe. Er erinnerte sich an die D e m ütigung i m Louvre, a l s habe sie sich gestern ereignet. Das brachte ihn zu der Überlegung, was m it der Hexe von Herzogin geschehen sollte, die es gew a gt hatte, ihn abzuweisen.
Als erstes würde sie selbstverst ä n d lich Tit e l und Do m änen verlieren. Es war ohnehin ein Skandal, d a ß eine Frau Herzogin aus eigenem Recht war, während andere, v e r d i e n t e M änn er w i e e r , i mm er noch zum n i ederen Adel zählten. Sollte m an sie verbannen? Das war eigentlich noch zu wenig. Besser, mit ihr so umzugehen, wie m it der häßlichen kleinen Zwergin u m geg a ngen worden war, der Concini seine Beka n ntscha f t m it der König i nmutter zu verdanken gehabt hatte. Jawohl, Mada m e, und
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