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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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w ar, das sich zu dem Zorn gesellte. Ihn fror. Einen solchen Hunger hatte er ein m al bei einem W o l f gesehen, kurz bevor dieser ein Reh anfiel.
    »Ihr haltet die Erfahrung von Sch m e r z, Verzweiflung und Tod für wichti g ?«
    »Für wichtig, um m enschlich zu sein.«
    »Ich bin gespannt darau f , wie Ihr auf das Stück reagiert, wenn Ihr es ein m al aufgeführt seht, Mad a m e«, sagte Paul, und seine unbeteiligte Stimme stand im Gegensatz z u seiner Miene. Dann lächelte er.
    »Eure Hände sind kalt.«
    »Deswegen habe ich sie Euch gegeben. Die Euren sind warm.«
    Genug war genug, Sch m erz und Verzweiflung m ochten wichtig sein, doch er, Raoul, gehörte nicht zu den Menschen, die sich um das Martyrium rissen. Er verabschied e te sich und beschloß, zu der Schenke zurückzukehren, bei der P a ul den Glühwein gekauft hatte. Möglicherweise hatten sie dort auch noch etwas Stärkeres.
     

31. KAPITEL
     
    Marie war überrascht, als der Haushof m eister zu ihr kam und wissen wollte, wer vom Personal im Pal a is Cardinal bleiben und wer auf die Reise m itkom m en sollte.
    » W elche Reise?«
    Erst auf d i e s e W eise zu erfahren, daß ihr Onkel bea b sic h ti g te, Paris zu verlassen, m achte sie wütend. Sie hatte seit der N acht ihres Streits ja, m an mußte es wohl so nennen nicht m ehr m it ihm gesprochen, doch jetzt teilte sie dem Haushof m eister m it zusam m engebissenen Zähnen m it, sie würde ihm ihre Anordnungen in der nächsten Stunde erteilen, und ging geradewegs in das Arbeitszimmer des Kardinals. Sie ignorierte Le Masles betretene Miene, m it der er sie zurückhalten wollte. W enn sie je bereit zu e i ner wirklichen Auseinandersetzung m it ihrem Onkel gewesen war, dann jetzt.
    Als sie eintrat, be m erkte sie sofort, daß etwas nicht stim m t e . Zunächst einmal saß ihr O nkel weder hinter seinem S c hreibtisch, noch stand er ir ge ndwo, um zu diktie r e n. Er lag in einem Mittel d ing zwischen einer Sänfte und einem riesigen Bett, voll angekleidet, aber eindeutig zu krank, um e s zu verlassen.
    »Monseigneur«, rief sie, und ihr Z o rn schwand. » W as soll das Gerede über eine Reise? Ihr seid nicht in der Verfassung, auch nur das Palais zu verlassen, geschweige denn die Stadt.«
    »Meine L i e be«, entge g nete e r, » ich wollte es Euch heute e r zähle n . Der König beabsichtigt, die Bel a gerung von Pe r pignan persönlich zu leiten. Und da sich der Sitz der Regierung, wie uns B odin lehrt, stets beim König befindet, kann ich nicht u m hin, ihn zu begleiten.«
    Sie war e n t s etzt. Perpi g nan lag so weit im Süden, daß m an, um es zu erreic h e n , durch das gesa m t e Land ziehen mußte. Die S t raße zwischen Paris und Lyon mochte noch ausreichend befestigt sein, aber danach gab es fast nichts m ehr, was einer guten Straße auch nur annähernd glich. Und selbst der W eg bis Lyon wü r de eine Tortur sein, schwierig für einen Gesunden, m it g r oßer W ahrscheinlichkeit tödlich für einen Kranken.
    »Ihr könnt nicht gehen«, sagte Marie, und seine Mundwinkel zuckten.
    »Ma nièce, ich höre und gehorche, aber leider ist der König noch etwas m ächtiger als I h r.«
    Sie unter d r ü ckte die l è se majesté, die ihr auf der Zunge lag. »Nun«, sagte sie m it ihrer üblichen Effizienz, »dann werde ich m it den Reisevorbereitungen beginnen. Ich hoffe nur, wir erleben nicht zu viele Frühlingsstür m e. Ich reise gerne, a b er ich has s e es, bei Sc h neeregen unterwegs zu sein.«
    Ihr Onkel stützte sich in seinen Kis s en auf. »Ihr werdet m i ch begleiten, Marie ? « fragte er behutsa m .
    Es war gleichzeitig eine Bitte um Entschuldigung, und sie wußte es.
    »Selbstverständlich«, sagte sie und antwort e te d a m it auf das Ausgesprochene und das Unausgesprochen e , »werde ich Euch begleiten, Monseigneur.«
     
    Charlotte war gerade da m it besch ä ftigt, die verschiedenen K l eider verschiede n en Körben zuzuteilen, als Le Val erschien u n d ihr m it einem her a blassenden Grinsen m itteilte, ihr » W ilder« sei hier. Er schien sich da m it abgefunden zu haben, daß seine Anstrengungen bei ihr erfolglos blieben, aber er konnte es nicht lassen, Matthieu herabzusetzen.
    »Ich habe nur ganz kurz Zeit«, sag t e sie zu Matthieu, als s i e ihn in der Küche traf. »Madame begleitet Seine E m inenz, und das bedeutet sehr viel Arbeit für m i ch.«
    » W ie lange wirst du fort sein, Charlotte Dieudonnée ? «
    Er hatte i mm er noch diese aufreiz e nde Gewohnheit, sie ständig

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