Die Schatten von La Rochelle
ckzuschicken, für den Rest Eures Lebens in ein Kloster gesperrt hätte, der Papst hätte Euch nic h t helfen wollen, und Euer Bruder hätte Euch nicht helfen können. Was m eint Ihr, wer Euch vor diesem Schicksal bewahrt hat? Blickt in Euer H e rz, Mada m e. S e id Ihr wirklich davon überzeu g t , d aß Seine Eminenz Euch haßt?«
Mit dem letzten S a tz ha tte er sich sehr weit vor gewagt. Richelieu hatte nie m i t ihm über seine E m pfi n dungen in bezug auf die Königin gesprochen, und was die Königin anging, so m ußte er sich auf Klatsch, Spekulationen und seine eigenen B eobachtungen in den letzten vierzehn Monaten verlassen. Aber er hatte im m er das Spiel geliebt.
Sie schwieg eine W eile, doch sie zog ihren Arm nicht zurück. Der Frühling zeigte den Park von Lux e mbourg von seiner angeneh m sten Seite. Der D uft der Bäu m e in ihrer Blüte war fast betäubend.
» W ie d e m a uch sei«, sagte Anne schließlich, »es ist zuviel geschehen, u m … Wenn ich E uch richtig ver s tehe, dann habt Ihr eine ganz bestim m t e Gegenleistung im Sinn. I c h bitte Euch, seid weiter offen.«
»Mada m e, laßt m i ch eine Hypothese aufstellen. Angenommen, einige Edelleute fassen den Plan, den Ersten Minister eines Königreichs u m zubringen, angenommen, si e verbünden sich m it e i ner anderen Nation, in deren Interesse eine solche Tat ebenfalls w äre, und angenom m e n, die Königin dieses Rei c hes ist f ür ihre F e inds c ha f t m i t dem Ersten Minister bekannt, wäre es da nicht nah e liegend, daß die Edelleute sich m it der Bitte um Unt e rstützung an sie wenden ? «
»Sehr naheliegend.«
»Angenom m en, es gelingt ihnen s ogar, das stillschweigende Einverständnis des Königs f ür ihren P l an zu gewinnen. Dann bliebe dem Ersten Minister nur noch eine Möglichkeit, Leben und Stellung zu behalten. Er m üßte das Ko m plott a u fdecken, und zwar so ö ffentlich und unwiderlegbar, daß dem König n i chts anderes übrig bliebe, als sich von den Verschwörern loszusagen und sie zu bestrafen. Dazu allerdings b r auchte der Erste M inister einen eindeutigen Beweis, nicht nur der Verschwörung gegen seine Person, sondern des Landesverrats.«
Anne verbarg ihr Gesicht hinter dem Fächer, während sie kühl sagte: »In der Tat. Lassen wir die Umschreibungen. W arum s ollte ausgerechnet ich ihm diesen Beweis liefern und ihm das Leb e n retten? Selbst wenn m an von d e r Vergangenheit absieht, und wenn I hr recht habt wohlge m erkt, ich sage nicht, daß es so ist -, warum s ollte ich m i ch selbst in Gefahr bringen, indem ich m eine eigene Beteiligung an einem solchen Komplott zugebe? Der König kann unsere Ehe jet z t zwar n icht m ehr annullieren l a ssen, aber d as Kloster ist im m e r noch eine Möglichkeit. Es war s c hwer genug, die Sicherheit zu erringen, die ich jetzt habe. W arum s o llte ich d as ris k ieren, um das Leben dieses Mannes zu retten ? «
» W eil Ihr K önigin dieses Landes seid, Mada m e.«
»Richelieu ist nic h t Fra n kreic h !«
»Nein«, entgegnete Mazarin, »aber s o lange er lebt, gibt es nie m anden, der Frankreich besser r e gieren kann, und das wißt Ihr.«
Sie ließ den Fächer sinken. Er dachte m it einem Mal überrasch t : W i e jung sie noch aussieht! All die Jahre an der Seite eines Mannes, der sie offen verabscheut, und sie hat im m er noch dieses S t ück ungenutzte Jugend und Unschuld bewahrt. In diesem Mo m ent w a r er sich sicher, daß Buckingham nie m als ihr Geliebter gewesen war. Aber was für eine Hölle, dachte Mazarin, und sah die Frau neben sich ihm erst m als getrennt von der Königin, muß dieses Leben für sie gewesen sein.
»Frankreich«, wiederholte sie und preßte die Lippen zusammen.
»Ich bin keine Französin, Monsignore, und Ihr, Ihr seid nicht französischer, als ich es bin. Und wenn Ihr hier für den Rest Eures Lebens bleibt, wie ich es tun m uß, glaubt m i r, die Leute werden es Euch nie m als vergessen lassen.«
Mazarin lächelte. » Ma d a m e«, sagte er, » m anch m al kann man Dinge wählen, die einem s onst bestim m t werden. Ich habe dieses Land für m i ch gewählt, und ich denke, I h r habt es auch, denn Euer Sohn wird es eines Tages beherrschen.«
»Ja.«
W i eder schwiegen sie, aber ihre S c hritte be f an d en sich m ittlerweile in vollko mm en e m Einklang m iteinander.
»Mazarin«, sagte die Königin unver m ittelt, »warum tut Ihr das für ih n ? W as ist er f ür Euc h ?«
Der Italien e r ent g egnete l e is e : »Manch
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