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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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wenn Ihr e r st wegen Hexerei vor Gericht steht, wird s ich zei g en, wie stolz Ihr noch seid. Ich werde Euch einen Besuch in E urer Zelle absta t ten, und dann werden wir sehen.
     

32. KAPITEL
     
    Der neue Kardinal saß in dem S t uhl, den ihm die Herzogin von Aiguillon für s orglich bereitgestellt h atte, und w urde erbarmungslos geneckt.
    » W ollt I h r v i elleic h t n oc h einen Sc h e m el f ür Eure Füße, M o nsieur le Cardi n al?« f r a g te Marie ehr e rbietig. »Soviel W ürde beschwert doch.«
    »In der Tat, er sieht schon ganz gebeugt aus«, f i el ihr Onkel ein.
    »Nichte, laßt ihm einen Stock bring e n. Aber sorgt bitte dafür, daß er aus Ebenholz besteht und sein Knauf di a m antenbesetzt ist, sonst nim m t er ihn nicht.«
    »Und eine perlenbesetzte Hutscha c htel, um die entsetzliche Last darin unterzubringen«, sagte sie, »das hätte ich beinahe vergessen.«
    Das Objekt ihrer Hänseleien hob hilfesuchend die Hände. »Monseigneur, Mada m e, ich bitte um Gnade! Zeigt d och etwas christliche Nächstenliebe m it einem ar m en Diener Gottes . «
    »Ab m it Euch nach Lyon, Col m a r do«, erwiderte R i chelieu. » W ir sind ohnehin in der Nähe, also kö n nt Ihr Euch eine von Alphonses Predigten über Ar m ut anhören.«
    Seine E m inenz Kardin a l Jul e s Mazarin zog eine Gri m asse. »Ihr seid und bleibt m ein einziges Vor b ild, Monseigneur, auch in diesem Bereich.«
    Er be m erkte den dankbaren Blick, den Marie ihm zuwarf, a ls sie lachte. Sie h atten bei d e die ga n ze R eise lang daran g e a r bei t e t , R i chelieu so gut es ging von den Strapazen und den Beschwerden seiner im m er rascher verfallen d en Gesundheit abzulenken. Jetzt saßen sie in dem Empf a ngsrau m , den Marie in dem Landh a us, wo m an Quartier bezogen hatte, i m provisiert hatte, und feierten die offizielle Übergabe des Kardinalsh u ts. Sein Mentor schien bester Laune zu sein; er hatte ein Mahl aus rö m i sch-sizilianischen Gerichten angeordnet, um Mazarin, der sich gelegentlich etwas ketzerisch ü ber die französische Küche äußerte, eine F r eude zu m achen, und wandte sich nun seiner Nichte zu.
    »Aber unser frischgebackener Kardinal ist nicht der einzige, der stra h lt, ma nièce. Ihr scheint den Frühling trotz des schlechten W etters ebenfalls schon zu spüren, nicht wahr, Colmardo ? «
    »Ich bin die Niedergeschlagenh e it in Person«, protestierte sie.
    »Im Gegenteil, Mada m e. E m inentissi m e hat recht, es läßt sich nicht leugnen: Ihr strahlt.«
    » W ir sollten sie jedes Jahr auf die Landstraßen schicken«, be m erkte Rich e lieu.
    »Ah, ich verstehe«, sagte Marie. » I h r wollt Euch rächen, Col m ardo.«
    »Rachegefühle sind m i r verboten, M a da m e. Es ist eine T atsache, daß Euch die Reise bekom m t. M a n könnte schier m einen, Ihr wärt verliebt.«
    »Fragt m i ch das noch ein m al, wenn ich Euch beim Pri m er o geschlagen und da m it m e i n Glück im Spiel bewiesen habe«, erwiderte sie leichthin, aber Mazarin, der sie kannte, hatte eine winzige verräterische Reaktion be m erkt. Grundgütiger, dachte er. W er ist der Glücklich e ?
    Er selbst hatte sich im m e r vor derartigen E m pfindungen gehütet. Er verliebte sich leicht und ohne Gewissensbisse, denn erstens hatte er zwar Ehelosigkeit, aber keine Keuschheit geloben m üssen, und zweitens war es ohnehin seine Fa m ilie und nicht er selbst ge w esen, die diesen speziellen W eg für ihn gew ä hlt h a tte. A b er Marie de Vignerot war nicht nur die Nichte seines G önners, sondern auch eine Frau, die m an nicht so schnell vergessen w ü rde können. Also m achte er ihr nur insoweit den Hof, wie er es unwil l kürlich bei jeder Frau tat, und im Laufe seiner Ja h r e in F r ankreich h atte sich ei n e tiefe Fre u ndschaft zwischen i h nen entwic k elt. Er sp ü rte jetzt, daß sie das Th e m a wechseln wollte, und akzeptierte ihre Aufforderung. W ährend sie den Raum verließ, um die Karten zu holen, blickte R i chelieu ihr nach.
    Dann sagte er: »Es tut m ir leid, Col m ardo, aber Ihr m üßt Euch noch ein m al in Giulio Mazzarini zurückverwan d eln und einen weiteren dra m ati s chen Ritt fü r m i ch auf Euch neh m en. Heute i s t d er Brief der Königin eingetroffen, a u f den ich gewartet habe.«
    Jede Zerstreutheit verschwand schlagartig aus Mazarins Gedanken.
    »Der König hat…«
    »Monsieur le Grand«, sagte der Kardi n al, »ist nicht der einzige, der weiß, wie m an den Unwillen des Königs gegen bestim m te

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