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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Politik und Persönliches auseinanderhalten können, und als sie sich m it m i r als Person verfeindete, m uß t e sie natürlich auch gegen m eine Politik arbeiten. Doch dem allen zugrunde liegt, daß ich ihr sehr wohl Unrecht zugefügt habe, wenn auch nic h t s o, wie sie gl aubte.«
    Sie hatte nie m als gefragt, und sie tat es auch jetzt nicht. W as gegeben wurde -, m ußte fre i willig gegeben werden.
    Er lächelte plötzlich. » S ie pfleg t e zu sagen, ich sei nicht glücklich, wenn ich nicht allen M enschen m e inen W illen aufzwingen könne. Das von einer der herrschsüchtigsten Frauen Europas. Aber sie hatte natürlich recht. Habt Ihr je bereut, Marie, daß Ihr nicht in ein Kloster gegangen s e id, wie Ihr e s ein m al tun wollt e t?«
    Sie erwiderte sein L ächeln. »Hin und wieder. W enn ich wütend auf Euch bin, tue ich es noch. Habt Ihr je bereut, daß Ihr nicht zur See gegangen s e id, wie Ihr e s wollt e t?«
    »Hin und wieder. Hauptsächlich in m einer Zeit in Luçon.« Er schwieg. »A nne«, sagte er d ann u nver m ittelt. W egen ihr e s vori g en Gesprächst h e m as nahm Marie an, er m einte die Königin.
    »Ihre Majestät scheint die Fehde m it Euch begraben zu haben«, sagte sie leichthin. »Haben wir das C ol m ardo zu verdanken ? «
    »Oh, ich dachte nicht an Ihre Majestät. Obwohl es eine elegante Ironie des Schicksals ist. Anne, in der Tat. Das war ihr Na m e. Ha b e ich Euch je erzä h lt, ma nièce, daß ich La Rochelle lange vor der Belagerung besucht habe ? «
    »Ein m al, M onseigneur. Aber Ihr habt nur von dem Anblick des Meeres gesprochen, und von dem Reichtum der Stadt.«
    »Ich begeg n ete da m als einigen p rotestantischen Fa m ilien«, s agte er und betrachtete die kleine m a r m o r ne Psyche, die Mazarin ihm aus It a lien m itgebrac h t hatte. »Einschließlich, wie ich m ich erinn e r e , dieses feuerspeienden späte r en Bürger m eisters Guiton.«
    Eine Ver m utung drängte sich ihr auf, eine Frage, doch sie sah, daß er m üde war. Seit einiger Zeit tat er nicht ein m al m ehr so, als würde er schlafen, und daß ihn tatsächlich die Erschöpfung über m annte, war so selten, daß sie sich hütete, ihn jetzt wachzuhalten. Sie blieb bei ih m , bis seine Ate m züge regel m äßig genug waren, um anneh m e n zu können, daß er schlief.
     

36. KAPITEL
     
    Die Menschen m enge, d i e sich in Lyon versam m elt hatte, um die beiden jungen Männer sterben zu s e hen, war so riesig, daß sie nicht Raum genug auf d e m Place de Terreaux fand.
    »Zum Schluß habt Ihr doch rec h t gehabt, Auguste«, sagte Cinq Mars. »Das Volk liebt uns.«
    De Thou erwiderte nichts. Er war sich nicht sicher, ob es Mitleid oder Schaulust war, was die Massen heute hierhergelockt hatte. I mm er noch erschien es ihm unwirklich, daß er sterben sollte. Der Prozeß war eher eine Möglichkeit gewesen, all seine Fähigkeiten noch ein m al zu entfalten, und es war ihm gelungen, zwei der R i chter auf seine Seite zu ziehen. Aber das hatte nicht genügt. Er w arf einen Blick zu der rotgekleideten Ges t alt am Schafott hinüber und be m erkte m it eisiger Überraschung, daß der Mann nichts von der ruhigen Gleichgültigkeit hatte, die Henker s onst auszeichnete. Er trat von einem Fuß auf den anderen und sch i en jung und unsicher zu sein. Cinq Mars f olgte s einem Blick.
    »Hat m an es Euch nicht erzä h lt?« fragte er spöttisch. »Der Scharfrichter von Lyon hat sich den A r m gebrochen. Also haben sie irgendeinen T ölpel aus den Gefängnissen hergeholt und ihm die B e gnadigung versprochen, falls er uns ins Jenseits befördert. R eizende Aussichten, nicht wahr?«
    Cinq Mars konnte ebensowenig wie de Thou an seinen baldigen Tod glauben, obwohl das Urteil der Richter in seinem Fall einsti mm ig gewesen war. Er reckte ein wenig den Hals. Er wußte nicht genau, was er erwartete, einen königlichen Boten vielleicht, der sich durch die Menge drängte und in l e tzter Minute die Begnadigung des Königs überbrachte. Louis liebte ihn. Er würde ihn nicht im Stich lassen.
    Ein Bogenschütze der Wache nahm ihm den Hut ab, was Cinq Mars in die W irklich ke it z u rückve r set z te. Bei Gott, er w ü rde nic h t barhäuptig wie ein gewöhnlicher R äuber zum Schafott gehen! Er riß den Hut wieder an sich, was unter den Zuschauern einigen Applaus auslöste. Ein letztes Mal erfaßte ihn die überschäu m ende L e benslust, die ihm zusammen m it seinem guten Aussehen die Freundschaft des Königs eingebracht hatte. Er ste

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