Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
it ihrem Cousin Charles de La Porte verheiratet war. Die Marquise tauchte j e den Tag auf, und da der Kardinal sich weigerte, sie zu sehen, wandte sie sich an Marie. I h re Klagen wurden zu einem R e frain, der denn o ch nie an Eindringlichkeit verlor.
    »Bitte, M a d a m e, habt doch ein He r z! Mein So h n ist doch n och so jung. Er m a g gefehlt haben, aber…«
    »Das Gericht wird darüber entscheiden.«
    Sie kam sich falsch und grausam vor, wenn sie so antwortete, aber was sollte sie sagen? Sie wußte genau, daß es keine Hoffnung auf Rettung für Cinq Mars gab, t r otz des zögernden Königs.
    »Seine E m i nenz war so lange ein Freund unserer Fa m ilie«, sagte Marie de L a Porte, »und hat sie du r ch m eine Ehe sogar m it der Euren verknüpft. W i e kann er m einen Bruder dann hinrichten lassen ? «
    Marie de Vignerot entschied, daß M itleid hier nicht helfen würde.
    »Euer Bruder, Mada m e «, entgegnete sie, »war bereit, Monseigneur, m einen Onkel, seinen Wohltäter, zu er m orden.«
    Wenn sie an die Monate voller U n gewißheit dachte, daran, daß es Cinq Mars, wie er vor Gericht oft genug versicherte, außerdem noch gelungen war, die Billigung des Königs zu bekom m en, war ihr Mitgefühl m ehr als gering. Aber das war nicht die Schuld der beiden Frauen, die sie jetzt vorwurfsvoll ansahen.
    »Er hatte schlechte Freunde«, sag t e die Marquise. Ihre Augen waren rot und geschwollen, aber sie h a tte zu lange geweint, um jetzt noch Trän e n zu haben. »Bitte, Ma da m e, Ihr müßt vers u c h en, Seine E m inenz umzustim m en!«
    Sie m achte Anstalten, v or Marie auf die Knie zu fallen. Marie hielt sie auf. »Mesda m es«, sagte sie ern s t zu den beiden, »ich würde Euch helfen, wenn ich könnte, aber es ist un m öglich.«
    »Aber waru m ? «
    Sie wieder h olte noch ein m al, was sie jeden Tag zu ihnen sagte. Doch jenseits von Landesverrat und Mordanschlag gab es einen weiteren Grund, den sie jedoch versc hw e i gen m u ß t e. S i e k a nn t e i h n, weil sie ihren Onkel kannte, und weil sie selbst eine ähnliche Reaktion e m pfunden hatte, als sie von d e r Antwort des Königs auf Cinq Mars’ Vorschlag erfuhr.
    Er ist Kardinal und Priester. Man w ürde mich exkommunizieren.
    Zwanzig ge m eins a m e J ahre, und dann das. Es war eine Sache, es zu ahnen, u n d eine andere, von d i esem wortwörtlichen Höch s t m aß an königlicher Loyalität zu hören. D i e Hinrichtung von Cinq Mars war die einzige Möglichkeit, um sei n en Freund Louis, den König von Frankreich, dafür zu bestrafen, b e sonders indem m an ihn zwang, das Todesurteil selbst zu unterzeichnen.
    Als die Marquise und ihre Tochter endlich gegangen waren, kam eine Bittstellerin, m it der sie nie gerechnet hätte. Marie erhob sich erstau n t , als ihr Le Val Ihre Dur c hlaucht Marie-Louise de Nevers, Herzogin von Gonzaga, ankündigte.
    Ihre Bekanntschaft m it der Herzog i n war besten f alls oberflächlich; es bestand weder Freundnoch Fe i ndschaft zwischen ihnen, und sie hatten nie mehr als höfische Floskeln ausgetauscht. Nun, offensichtlich m ußte sie j e tzt au c h der Her z ogin erklären, daß ihr Cinq Mars nicht m ehr zu retten war.
    Zunächst verlief alles erwartungsge m äß. »Mada m e«, beg a nn die Fürstin, »ich weiß, wir waren nie Freundinnen, aber Ihr müßt m i r helfen.«
    »Das Schicksal von Monsieur le Grand liegt in den Händen des Gerichts, Mada m e«, erwiderte Marie, »und leider…«
    Die Herzogin m achte eine wegwerfende Handbewegung. » W as schert m i ch das Schicksal von Monsieur le Grand! Dieser widerwärtige kleine Int r igant, d er sich e i n bild e te, ich würde ihn heir a ten. Nein, Mada m e, Ihr m üßt mi r helfen. Leider war ich so unklug, ihm einige Brie f e zu schreiben, die… falsch ausgelegt werden könnten. Wenn diese Briefe vor Gericht ve rl esen werd e n, ist m ein Ruf ruiniert. Ich bin eine Prinzessin von Geblüt, Mada m e, und ich habe nicht die Absicht, m ein Leben lang unverheiratet zu bleiben.«
    Ein so unverblü m t er, arroganter E g ois m us war fast eine Erholung nach den täglichen Tränen der Marquise und ihrer Tochter, die ihr das ohn m ä c htige Gefühl gaben, ein herzloses Ungeheuer zu sein.
    »Mada m e, Ihr überrascht m i ch. Ich dachte, Ihr wäret verlobt m i t ihm gewes e n ? «
    »Es gab ein gewisses Einverständnis, das gestehe ich ein. Aber ich habe von v orneherein klarge s t ellt, daß ich m ich nie m als zu einem Cinq Mars herablassen würde. W e nn er die falschen

Weitere Kostenlose Bücher