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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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gefunden, Irsd m asens ? «
    »Unter den Sternen natürlich, wo sonst«, erwiderte dieser trocken, und Marie erkannte, wofür m an sie hier offensichtlich hielt. Sie war nicht ärgerlich, sondern nur m ehr a m üsiert; sie fragte sich, ob das an dem Wein lag, der hier unver m ischt gereicht w urde, und nahm sich vor, in dieser Beziehung vorsichtig zu sein.
    Der Suppe folgte Gehacktes, das bald verspeist war. »Der nächste Gang«, sagte Paul d’Irsd m asens z u ihr, »besteht aus einer Eurer Lieblingsspeisen: Krähe m it Kohl.«
    Ihr Nachbar schnalzte b e ifällig m it d er Zunge es handelte sich um eines der allge m ein beliebtesten G e richte -, und Marie dachte, daß Paul d’Irsd m asens, w e nn er in gel ö ster Stimmung war, seinen Geist offenbar auch friedlich einsetzen konnte. Sie hatte den guten Corneille selbst ein m al d a m it geneckt, daß sein Na m e »Krähe« bedeute, und daß seine Werke m it dem gleichen Gusto verschlungen wurden wie dieser Hauptgang.
    Der Mann neben Raoul, der vorhin gesprochen hatte, begriff das W ortspiel e ben f alls und sagt e : » A ch, wenn die Krähe nur uns anderes Geflügel nicht so do m i nieren würde! Aber w as kann m a n erwarten schließlich wird er von E m inentissi m e gefördert.«
    »Du bist ungerecht, Talle m ant«, entgegnete Maries T i schnachbar.
    »Jeder weiß doch, daß der alte Bussard so neidisch auf den Cid war, daß er seine Hunde von der Akade m ie auf den ar m en Corneille losgelassen hat.«
    Raoul d’Ir s d m asens wurde m erklich blasser. » W enn er wirklich hinter dem Angriff s t and«, schlug Talle m ant zurück, »warum hat er ihn dann schließlich a b geblasen und der Krä h e obendrein noch eine Pension ausgesetzt? Außerde m «, s c hloß er triumphierend, »habe ich gehört, daß Corneille ihm seine nächste Tragödie, Horace, wi d m en wird. Sieht das nach einem a r m en verfolgten Poeten aus? Nein, m ein Freund, der Kardinal hat ihn gekauft, und d a m it punktu m . I c h kann m i r keinen größeren Verrat an den Musen vorstellen, als diesem Widerling in den Hintern zu kriec h en und von ihm Geld zu neh m en.«
    Raouls Gesichts f arbe ha tte sich ins Grünliche vertieft. Marie spürte, wie Paul sie beobachtete.
    »Monsieur«, sagte sie in ihrem anmutigsten Tonfall, »Monsieur… Talle m ant? I st das r ic h ti g ?«
    »Ja, Madame, ganz Euch zu Diensten.«
    »Monsieur Talle m ant, Ihr seid nic h t zu f ällig mit dem Bankhaus Talle m ant aus La Rochelle verwandt ? «
    »Doch, so ist es, Mada m e, aber…«
    »Bankier zu sein«, unterbrach sie i h n, lächelte ihn an und ließ ihren Satz wie ei n e Frage aus k lingen, » ist ein ehr b ares Gewerbe.«
    »Nun…«
    »Das Bankhaus Talle m ant bezieht einen Teil seiner Einlagen aus den Pachten von Gutshöfen, nicht wahr? Soweit ich weiß, ist das sehr gewinnbringend. Ich kann Euch nur wünschen, daß es so bleibt, denn m an weiß ja nie…«
    Raoul, der sich eben aufraffen und Talle m ant unter irgendeinem Vorwand vom Tisch entfernen wollte, begriff zwar nicht, was das m it d e m vo r her Gesagten zu tun hatte, aber er sah, daß es T alle m ant war, der die Gesichtsfarbe wechselte. Sein Freund schwieg lange und sollte auch für den Rest der Feier kaum noch ein W ort äußern, während i h r Nachbar M a rie verwirrt fragte: » W oher weiß ein so holdes Geschöpf wie Ihr so viel über Bankgeschäfte ? «
    »Mein verstorbener Gatte«, entgegnete Marie bescheiden und m it gesenkten Lidern, »war ebenfal l s Bankier, und nach seinem Tod mußte ich einiges darüber lernen, um seinen Nachlaß ordnen zu können.«
    Die Tischgespräche nah m en wieder eine heitere W endung, doch Raoul be m e rkte, wie Talle m ant, als m an be i m Salat angelangt war, Paul kurz etwas zuflüsterte und dann m it ihm den Raum verließ.
    »Monsieur d’Irsd m asens«, sagte Gédéon Talle m ant im Vorzimme r , jedes einzelne W ort betonend, drohend, »könnt Ihr m i r verraten, um wen es sich bei dieser Person da drinnen handelt?«
    Raouls seltsa m er Bruder m achte s e in übliches undurchdringliches Gesicht und gab zurück: » W arum fr a gt Ihr ? «
    Talle m ant mußte sich zusam m enneh m en, um nicht zu explodieren.
    » W eil sie weiß, daß wir die Pacht f ür den Kardinal eintreiben, und m i r eben angedroht hat, uns diese P a cht sa m t Zinseinlagen zu entziehen!«
    »Da Ihr m it Eurer Fa m i lie im Streit lebt, braucht Euch das doch nicht zu kümmern«, sagte Paul d’I r sd m asens. »Aber laßt m ich noch ein m

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