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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Philippe kann sich glücklich schätzen, hier zu leben, dachte Rao u l, selbst wenn die Königin m utter die Prunkstücke der Einrichtung seinerzeit, als Sully nach dem Tod ihres Mannes in Ungnade gefallen war, für sich beansprucht h a tte.
    Es war kennzeichnend für Philipp e , daß er sich von Pauls neu e m Status h i nreichend beei n drucken lie ß , um wieder m it ihm zu verkehren. Raoul hatte im m er den Verdacht gehabt, daß Philippe die strengen Maßstäbe ihres Vaters n i e verinnerlic h t, s ondern nur i m itiert hatte. Er, R aoul, war über die g a nze Angelegenheit im m er anderer Meinung gewesen, und er fand Philippes Haltung heuchlerisch.
    Paul hatte ihn gebeten, Freunde seiner W ahl einzuladen, und m erkwürdigerweise darauf best a nden, daß Talle m ant zu ihnen gehören sollte. Raoul war sich immer noch nicht ganz sicher, ob er Paul in bezug auf Talle m ant glauben sollte, doch er neigte sehr dazu, und die Aufforderung hatte ihn gewunder t . Im großen und ganzen jedoch hatte es ihn gefreut. Er war von Natur aus großzügig und schnell bereit, zu verzeihen. Und eine Gesel l schaft m it Talle m ant in der Runde konnte nie langweilig w erden.
    Was ihn allerdings völlig unvorbereitet traf, war Pauls Überraschungsgast. »Messieurs«, sagte Paul, als er sie hereinführte, »darf ich Euch Mada m e Madel e ine v o rst e llen, d ie W itwe ei n es alten Freundes.«
    Raoul war entsetzt. Der größte Teil seiner Gäste hatte wenig respekta b le Freundinnen m itgebracht, weswegen Philippe bereits m i ßbilligend a u f eine Teilnah m e an der Feier verzichtet hatte. Überdies waren sie alle m ehr oder weniger G egner des K ardinals, wenn au c h nicht so he f tig wie Talle m ant. Es würde eine Katastrophe werden. Zu m i ndest stand zu hoffen, daß sei n e Freunde sie nicht für ein Mädchen von der Straße hielten, da sie von ihrer Zofe, einer hübschen kleinen Mulattin, begleitet wurde. D ann sah er Talle m ants Grinsen, und ihm fiel ein, daß die teuren Kurtisanen wie Marion de Lorme oder Ninon de Lenclos auf ähnlichen Feiern sicher eben f alls m i t Dienerschaft erschienen, und er ko n nte sich bereits die Schlußfolgerungen aller Gäste vorstellen. Zur Hölle m it Paul!
    Bleich stand er auf, ging ihr entgegen und sagte stockend: »Mada m e, ich…«
    Sie reic h te ihm m it ei ne m Lächeln auf den Lippen ihre Hand, und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich darüber zu beugen und sie zu küssen. Konnte es sein, daß sie Vergnügen an dieser Maskerade fand?
    Als Paul sie zu einem Platz an der T afel, der nicht weit von seinem eigenen ent f ernt war, geleitet hatte, zischte Raoul: » W arum hast du m i ch nicht gewarnt ? «
    » W eil sich dann die Art der Gäste geändert hätte.«
    »Du bist… Mada m e Madelei n e? W a s soll das alles ? «
    »Es ist ihr N a m e. Marie Madeleine. Sei also beruhigt, du lügst deine Freunde nicht an. Sind diese K a tholiken nicht wunderbar verläßlich ? « fragte Paul. »Die Hälfte ihrer Töchter nennen sie Marie, und die andere Hälfte Madeleine.«
    » W enn das vorbei ist, spreche ich kein W ort m e hr m it dir!«
    »Selbstverständlich wirst du das tun. Jetzt geh an deinen Platz, deine Freunde warten schon.«
    Marie entdeckte unter d essen in der Tat, daß ihr die Sac h e S paß zu m achen begann. In dem Mo m ent, in dem Paul d’Irsd m asens sie vorstellte, hatte sie sich wieder an die S piele m it Margot erinnert, in denen sie beide vorgegeben hatten, b e i der Geburt ausgesetzte Prinze s sinnen zu sein. Es schien, daß er ein u m gekehrtes Spiel vorhatte; nun, warum nicht? Es vertrieb d i e Zeit, und sie konnte ein wenig Zerstreuung gebrauchen. Sie kost e te m it Appetit von der Hühnersuppe und a m üsierte sich über die unverhohlenen A nnäherungsversuche des Herrn zu ihrer L i nken.
    »Mada m e«, sagte dieser, »Ihr seid noch nicht lange in Paris, nicht wahr ? «
    » W oher wißt Ihr das, Monsieur ? « fragte sie unschuldig zurück.
    »Ein solches Juwel bleibt hier nicht lange ohne Fassung. Irgendein Eifersüchti g er wird Eu c h für s i ch erobern, einsperren und die W elt Eures Glanzes berauben, aus Furcht, Ihr könntet ihm wieder geno mm en werden. Erfreut Euch des Lebens und uns m it Eurer Gegenwart, bis es soweit ist!«
    »Bei Gott«, unterbrach ihn der Nachbar Raoul d’Irsd m asens feurig, noch ehe er ausgesprochen hatte, »ich wäre eifersüchtig auf die Luft, die Ihr at m et.« An Paul d’Irsd m asens gewandt, fügte er hin z u: » W o habt Ihr sie

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