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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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al klarstellen, ob ich das richtig verstanden habe: Der Kardinal verpachtet L and, läßt die Pacht von p r otestantischen Bankiers einziehen, anlegen und sich w i eder auszahlen, statt es m it Steuern über die kirc h lichen I nstit u tio n en abzu f ühre n ?«
    Talle m ant hieb m it der Faust gegen die W and. »Ja, und ich kann nichts darüber schreiben, weil m i r genau das mein Einkom m en finanziert! Ich, der ich jede Schandtat des Mannes sammle wie Goldstücke! W enn das herauskom m t , m ache ich m i ch rundum unglaubwürdig!«
    Er rang nach At e m . »Na schön, jetzt habt Ihr mein Geständnis. Also, wer ist die Hexe ? «
    » W as glaubt Ihr denn, w er sie ist ? «
    »Ihr seid ja wahnsinnig«, konstatierte Talle m ant. Paul d’Irsd m asens lachte. »Nein. Nur verblüfft. Ich hätte n i cht gedacht, daß es seiner E m inenz dem Kar d inal noch ein m al gelingen könnte, m ich zu überra s chen, aber er bri ng t es im m er wieder fertig. Übrigens, Talle m ant, ich würde Euch raten, jetzt zu gehen. Ihr scheint m i r nicht m it übertrieben viel Taktge f ühl ausgestattet zu sein, und ich möchte weder m einen Bruder noch Mada m e Madeleine noch m ehr beunruhigen.«
     
    Die W olken hatten s i ch bereits den ganzen Tag über zusam m engezogen, und Charlotte dachte bei sich, d a ß es vielleicht diskreter, aber wesentlich unpraktischer gewesen war, ohne die Kutsche hierherzukom m en. Doch sie verstand, warum Mad a m e nicht m it einer Kutsche, die das Kardinals w appen trug, hatte erscheinen wollen.
    Sie ging ei n i ge Schritte hinter Marie und Paul d’Irsd m asens, der sich angeboten hatte, sie bis zur Rue Saint Honoré zu begleiten, worüber Charl o tte froh war. Der Place de Greve u n d die Nähe von Les Halles waren nicht die Art von Umgebung, die sie bei hereinbrechender Dunkelheit allein erleben wo llte. Im übrigen dachte sie sich ihren T e il über Paul d ’Irsd m asens, be m ühte sich aus e in s ehbaren Gründen, dem Gespräch zwischen ihm und M a da m e nicht zuzuhören, und warf ab und zu beunruh i gte Blicke gen H i m m el.
    »Es war ein angeneh m er Abend«, s a gte Marie, »aber ich verstehe nicht ganz, was Ihr m it Eurer E i nladung bezwecken wolltet, Monsieur. Glaubt Ihr wir k lic h , ich hätte noch nie Vorwürfe gegen Monseigneur, m einen Onkel, kennengelernt? Ich kann Euch versichern, Euer Talle m ant war zurückhaltend im Vergleich zu… einigen Da m en bei Hofe.«
    »Mada m e, findet I h r nicht, daß Ihr es Euch zu einfach macht?« fragte er zurück. »Die Da m en bei Hofe, Tallemant… das ist nichts. Natürlich fällt es Euch leic h t, d i ese Art von Gerede zu i g norieren. Hätte ich die Absicht gehabt, Euch m it ein paar unangeneh m en Wahrheiten zu konfrontieren, dann h ä tte ich Euch die verhungernden Bauern in d er Gegend um Avranches gezei g t, die es Ende des vorletzten Jahres gewagt hatten, wegen ihres Elends zu rebellieren. W i ßt Ihr, was m it ihnen passiert ist ? «
    Sie antwo r t e te nic h t. »Natü r lich wi ß t Ihr es nicht. Es gehört zu der Art von Dingen, die selbst die Feinde Eures Onkels bei H ofe nicht interessieren, und ich wette, er hat bestim m t nicht m it Eu c h darüber gesprochen. Die lächerliche Ar m ee, die s ie aufgestellt hatten, wurde sehr schnell aufgerieben. Man hat sie gehängt, Mada m e, bis auf die, die m an für unentbehrlich hielt. Schließlich m uß j a irgend je m and die Felder bestellen. Ich glaube, so etwas nennt m a n ein Exempel statuieren.«
    »Ihr«, entgegnete sie, u nd zum ersten Mal an diesem Abend sta h l sich Schärfe in ihren Tonfall, »seid Soldat. W enn Ihr Eure Kanonen abfeuert, wißt Ihr dann, wen Ihr da m it trefft, wie viele Menschen Ihr tötet und was für Menschen es sind?«
    »Nein. Aber ich hülle m i ch nicht in Illusionen darüber.«
    Marie blieb stehen. Es hatte a nge f angen, zu regnen, ein leichter Frühlingsschauer; die silbrigen Tro p f en sprühten ihr ins Ge si cht, a ls sie sich ihm zuwandte und m it m ühsam bewahrter Beherrschung fragte: » W as wollt I h r v on m i r, Monsieur? Ihr habt klarge m acht, daß Ihr m einen Onkel verabscheut, Ihr habt überdeutlich ge m a cht, daß Ihr m i ch ablehnt was also wollt I h r von m i r ? «
    »Verabscheut«, wied e r h olte er. » M a n sollte v o r s ichtig m it W orten u m gehen, Mada m e, denn wie Euer O nkel in einem sei n er Bücher schreibt, sind sie der Schlüss e l zum Denken und Bewuß t sein der Menschen. Nein, ich verabscheue ihn nicht. Was Euch

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