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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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verwenden lässt, um jemanden danach zu identifizieren. Das wissen selbst die Techniker noch nicht. Aber er ist da.«
    »Ein kaputter Handschuh?«, fragte Sara Helander.
    »Vermutlich«, sagte Winter und sah sie anerkennend an. »Gut gedacht. Wir haben eine Faser in der Nähe des Abdrucks gefunden. Sie kann aus der Wohnung, aber auch von jemand Fremdem stammen, es kann aber auch sein, dass sich jemand ein kleines Loch in einen Handschuh gerissen hat. An der Kante der Schublade. Genau dort befindet sich der Abdruck.«

31
    Winter stellte das Auto in der Nähe des Friskvädertorget ab und ging nach Norden. Dünnes Papier flatterte über den Platz ihm entgegen. Vor dem Supermarkt lagen drei geköpfte Flaschen. Der Mülleimer war umgekippt, und Papier breitete sich Blatt für Blatt mit dem Wind über den Platz aus. Winter lauschte, konnte aber nicht verstehen, was die anderen Passanten zueinander sagten.
    Er spürte die Spannung im Körper. Eine Mischung aus Aggressivität und Konzentration. Das Wichtigste, was er tun konnte, war, sich in der Umgebung und in der Wohnung umzusehen. Der alten Frau ein paar Fragen zu stellen.
    Zwei Polizisten, die er kaum kannte, standen vor dem Supermarkt. Sie waren abgestellt für die Befragung der Nachbarn in der ganzen Gegend. Sie trugen keine Uniform, fielen aber trotzdem auf wie Fremde in einem anderen Land. Mit mir ist es bestimmt dasselbe, dachte Winter. Oder schlimmer.
    Er ging hin und begrüßte sie. Vor dem Supermarkt lagen Reste von kleinen Feuerwerkskörpern, rote und gelbe Papphülsen mit aufgeweichten Rändern, die der Wind langsam vor sich her trieb. Eine stieß gegen Winters rechten Schuh.
    »Hier hat wohl 'ne verdammte Volksgruppe ihr eigenes Neujahr gefeiert«, kommentie rte einer der Klinkenputzer die Papprolle zu Winters Füßen. Der andere lachte auf. »Oder sie müssen jeden Tag was in die Luft jagen, aus Heimweh an ihr Zuhause in Kurdistan.«
    »Was sagst du da?«, fragte Winter.
    »Was?«
    »Was du da gerade gesagt hast. Über Neujahr. Und Kurdistan.« »Was denn?«
    »Was hast du damit gemeint? Mit der Volksgruppe.«
    »Was zum Teufel soll das? Das war doch ein Scherz. Was hast du denn?« Der Mann drehte sich zu seinem Kollegen. »Das war doch ein Scherz, oder?« Dann sah er Winter an: »Hast du ein Problem oder was? Darf man nicht mal... «
    »Ich finde das nicht lustig«, raunzte Winter. »Ich kann keine Mitarbeiter brauchen, die hier voller Vorurteile rumlaufen. Dafür ist diese Ermittlung viel zu wichtig.«
    »Aber... «
    »Ich will euch hier nicht mehr sehen«, befahl Winter. »Verschwindet.«
    »Du bist wohl nicht ganz... «
    »Ich entscheide hier. Und ich befehle euch, zum Präsidium zu fahren und euch bei Kommissar Ringmar zu melden. Er wird euch eine andere Arbeit zuteilen. Ich rufe ihn gleich mal an.«
    Die zwei sahen sich an. Was zum Teufel glaubte dieser Snob, wer er war.
    »Was glaubst du eigentlich...«, ereiferte sich der eine, aber der andere fasste ihn an der Schulter. »Komm jetzt, Gusse, das werden wir auf der Wache regeln.«
    Winter war schon weitergegangen und rief im Gehen Ringmar an, der sich nach dem zweiten Klingelzeichen meldete, und Winter erklärte ihm die Situation.
    »So was kannst du nicht machen, Erik.«
    »Es ist nun mal passiert. Du musst versuchen, zwei neue Kollegen herzuschicken. Sie werden dringend gebraucht.«
    Ringmar seufzte. »Und was soll ich den beiden Missetätern sagen, wenn sie auftauchen?«
    »Gib ihnen einfach neue Arbeit. Setz sie auf die Autohalter an.«
    »Ja, da könnten sie besser hinpassen«, meinte Ringmar. »Vorausgesetzt, dass kein Besitzer ausländischer Herkunft darunter ist. Da haben unsere Bullen hier vielleicht nicht das nötige Feingefühl... «
    »Frag sie«, antwortete Winter.
    Winter ging weiter auf Helene Andersens Wohnung zu. Kinderstimmen. Die Temperatur war über Nacht gefallen, und er zog den Reißverschluss an seiner Lederjacke hoch. Er strich sich das Haar aus der Stirn und betrat den kleinen Laden, der nur etwa hundert Meter von Karin Sohlbergs Servicebüro entfernt war.
    Drinnen überfiel ihn der Duft fremder Gewürze und Kräuter. Rechts standen Regale voller Gläser und Konservendosen, die südeuropäische und orientalische Gerichte enthielten.
    Ein Schild mit dem Wort »halal« war über der Fleischtheke befestigt, die zur Hälfte mit Würsten, Lammkeulen und -mägen gefüllt war. Zwei Schafsköpfe lagen in der Ecke, und Winter musste grinsen, als er an die beiden Polizisten vor dem

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