Die Schattenfrau
sind, brauchen wir nur anzugeben, dass wir uns bei dem Versuch, die Frau zu identifizieren, Stück für Stück durch die ganze Stadt arbeiten.«
»Zumindest durch die großen Wohngebiete«, gab Halders seinen Senf dazu.
»Ja«, sagte Winter. »Wir dürfen uns diese Chance in Mölnlycke nicht vermasseln. Es ist vielleicht ein verrückter Beschluss, den ich damit fasse, aber die Erfolgsaussichten sind nicht ganz unmöglich.«
»Der Schlüssel«, erinnerte Bergenhem. »Wer die Miete bezahlt hat, ist auch im Besitz des Wohnungsschlüssels.«
»Ja«, sagte Ringmar. »Es scheint, als sei jemand in ihrer Wohnung gewesen. Entweder hat jemand in der Wohnung gründlich nach etwas gesucht, oder Helene Andersen hatte eine etwas sonderbare Ordnung in ihren Sachen.«
»Es fanden sich also keine Schlüssel in der Wohnung?«, fragte Bergenhem. »Nein.«
»Wie viele hat sie von der Baugesellschaft aus gehändigt bekommen?«
»Zwei.«
»Sie kann nicht einen davon einer Freundin gegeben haben?« »Schon möglich«, erklärte Winter. »Aber bis jetzt scheint sie nur die einsamste Frau auf Erden gewesen zu sein.«
»Was fehlt sonst noch in der Wohnung?«, fragte Sara Helander.
»Das Zahlungsformular für die Miete«, sagte Winter. »Wir sollen also über das Ganze Stillschweigen bewahren?«, bemerkte Halders. »Wir versuchen es.«
»Und die ganze Zeit über fahnden wir diskret nach dem Mädchen, obwohl doch sofort landesweit Alarm geschlagen werden müsste?«
»Es ist vielleicht ein verrückter Beschluss, wie ich schon sagte«, gab Winter zurück. »Aber wir haben eine einmalige Möglichkeit. Und gleichzeitig legen wir mit der Fahndung noch einmal los, ganz von vorn, auf der Grundlage der neuen Fakten.«
Es war ein zweiter Start in der Ermittlung. Ein zweiter Start war nötig. Sie würden noch einmal von vorne anfangen, am Fundort.
»Aber das Verbrechen... der Mord wurde nicht in ihrer Wohnung verübt?«, fragte Sara Helander.
»Nicht, soweit Beiers Männer bis jetzt feststellen konnten.«
»Ist das nicht sowieso unrealistisch, wenn man sich die Entfernung zum Delsjön anschaut?«, hakte Börjesson nach.
»Von der Zeit her könnte es gerade eben hinhauen, aber wir haben bisher keine entsprechenden Spuren in ihrer Wohnung gefunden.«
»Hat das kein großes Hallo gegeben, als wir die Wohnung durchsucht haben? Ist dieses angebliche Geheimnis nicht längst keines mehr?« Halders ärgerte sich, dass ihm dieses idiotische Hallo rausgerutscht war.
»Es waren ein paar Neugierige da, aber das ist nicht ungewöhnlich, wenn die Polizei zu Besuch kommt«, erwiderte Ringmar. »Ich habe jedenfalls zu keinem etwas gesagt.« Er blickte Winter an, der auch den Kopf schüttelte. »Und ich hoffe, dass unsere Zeuginnen ihr Versprechen halten, darüber zu schweigen.«
»Was ist mit der Presse? Es wäre ziemlich absonderlich, wenn die nicht bald Wind von der Sache kriegen.« Halders fiel immer noch etwas ein.
»Mir ist noch nichts bekannt geworden«, antwortete Ringmar. »Es wäre doch komisch«, wiederholte Halders. »Wenn die nicht schon etwas wüssten.«
»Ich bin für die Presse bis auf Weiteres die einzige Kontaktperson«, ordnete Winter an. »Das ist mit Sture und Wellman so abgesprochen.«
Na, ob Wellpappe den Mund halten kann?, zweifelte Halders im Stillen. Wenn diese drei Tage vorbei sind und wir nicht den Mörder und das Mädchen oder wenigstens einen von den beiden gefunden haben, müssen wir landesweit Alarm geben, und dann wird ein Höllenlärm losbrechen. Wie will Wellpappe dann erklären, warum er nicht gefordert hat, die Suche nach dem Mädchen zu beginnen, sobald wir von ihr wussten? Ob wir das geheim halten können? Vielleicht ist Wellpappe zäher, als ich ihn eingeschätzt habe.
»Ich halte das Ganze für eine riesig gute Idee«, sagte Halders schließlich und blickte Winter dabei an. »Ich würde dasselbe beschließen.« Er sah, dass Winter begriff, er meinte es ernst. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
»Also, was passiert jetzt genau?«, fragte Sara Helander.
»Ich spreche mit der Post in Mölnlycke«, erklärte Winter. »Das mit der Kamera geht klar. Vielleicht bekommen wir zwei. Leider haben sie dort vorher keine Ausrüstung gehabt, aber wir bringen sie so schnell und diskret an, wie es geht. Wir versuchen, den Eindruck zu erwecken, als wäre die Kamera schon immer da gewesen.«
»Wer übernimmt die Überwachung im Postamt?«, wollte Bergenhem wissen.
»Ich schlage vor, dass du das machst«, sagte
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