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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Sara Helander gab sich eine Sekunde, ihre Ruhe zurückzugewinnen. »War es dieselbe Nummer?«, fragte sie dann.
    Die Frau hielt eine Zahlkarte hoch. Sie wirkte noch immer völlig verschreckt und hielt das Formular mit spitzen Fingern, als wäre es blutgetränkt.
    Sara Helander schnappte sich den kleinen geflochtenen Korb auf der Bank. Er war halb voll mit gebrauchten Nummernzetteln.
    »Bewahren Sie die gut auf«, rief Sara Helander und versuchte, den Korb durch die zu enge Lücke unter der Scheibe zu zwängen. »Machen Sie auf und stellen Sie den bei sich hin!«
    »Er ist w... weg«, stammelte die Frau in ihrem marineblauen Anzug und der schmal gestreiften Bluse.
    Das befürchte ich auch, dachte Sara Helander, rannte zum Eingang und wäre beinahe über die Falte in der Matte gestolpert. Sie fing sich wieder und schaffte es gerade noch geistesgegenwärtig, der Eingangstür aus bruchsicherem Glas auszuweichen und sich an ihr vorbeizudrücken.
    Winter war aufgestanden und hatte sich gerade einen Zigarillo angezündet, als er sah, wie Sara Helander durch die Tür der Sparkasse geschossen kam und sich hektisch umschaute.
    Da ist was schief gegangen! Eilig warf Winter den Zigarillo weg und rannte zu der Stelle, wo Sara stand.
    Kaum hatte sie ihn wahrgenommen, rief sie atemlos: »Er war hier! Die Kassiererin... «
    »Welche Richtung?«, fiel ihr Winter ins Wort.
    »Ich weiß nicht.«
    »Wann?«
    »Gerade eben. Vor ein paar Minuten. Es tut mir... «
    »Scheiß drauf. Wie sieht er aus?« »Ich weiß nicht. Es ist so sehne... «
    »Bergenhem ist in der Bar und isst. Lauf schnell rüber und hole ihn ins Postamt. In den Raum hinten, wo wir uns das Videoband ansehen können. Aber als Erstes rufe Bertil an und bitte ihn, zwei Streifen herzuschicken. Ich warne die Jungs auf dem Parkplatz.«
    Winter wählte die Nummer und erreichte die Kollegen in dem Streifenwagen.
    »Sie halten die Augen offen«, sagte er und drückte auf Aus. »Mal sehen, ob wir ihn nicht doch noch fassen können.«
    Verflucht, dachte er. Jetzt heißt es Ruhe bewahren und doch schnell handeln.
    »Ich bin drin und schaue mir die Filmsequenz an. Kommt ihr so schnell wie möglich nach. Welche Kasse, sagst du?«
    »Die Drei.«
    Winter hastete in die Post, wo alles verblüffend normal wirkte. Der Postamtsleiter wartete an der Tür zu den hinteren Räumen.
    »Ich muss das Band zurückspulen«, sagte Winter. »Er ist hier gewesen. Lösen Sie die Frau an Kasse 3 ab und schicken Sie sie zu mir.«
    »Und wer soll dann bitte an der Kasse sitzen?«
    »Sie sind wohl nicht ganz bei Trost?«, schnauzte Winter. »Wir ermitteln hier in einem Mord...« Er zwang sich zur Ruhe. »Schließen Sie einfach oder setzen Sie sich selbst auf den Stuhl, wenn es sein muss. Ich will die Frau sofort hier sehen.«
    Die Kamera war direkt an das Videogerät angeschlossen, das wiederum mit einem Monitor in einem fensterlosen Raum verbunden war. Winter hielt die Aufnahme an und blickte auf die Uhr. Er ließ das Band bis eine halbe Minute vor der Uhrzeit zurücklaufen, die Sara für den Auftritt des Mannes notiert hatte.
    Die Kassiererin kam zu ihm in den Raum. Winter drückte wortlos auf play. Der Film lief mit einem schabenden Geräusch an. Die Schalterhalle war im Bild. Winter hatte die Kamera gewählt, die den Raum überblickte. Eine Unmenge Menschen schien die Halle zu füllen. Die Kassiererin war auch zu sehen. Ihr Profil bewegte sich in etwa vier Meter Entfernung von der Kamera. Eine Kundin verließ den Schalter. Ein Mann mit Baseballkappe und langer dicker Jacke, der gewartet hatte, trat vor. Winter beobachtete, dass er seinen Nummernzettel mit einer mechanischen Bewegung in den Korb vor sich fallen ließ. Sein Gesicht war nicht so gut zu erkennen, nur im Profil, von schräg hinten.
    »Das ist er«, entfuhr es der Kassiererin.
    »Sind Sie sicher?«
    »Klar ist er das. Der hatte auch so eine Kappe auf«, sagte sie, als wäre das Bild nicht die Wiederholung jüngster Ereignisse, sondern eine Szene aus einer Fernsehserie.
    Der Mann reichte der Frau hinter dem Schalter etwas, das diese entgegennahm. Prüfend schaute sie darauf und dann auf ihren Bildschirm. Als sie den Blick wieder hob, sah sie an dem Mann vorbei. Winter folgte ihrem Blick quer durch den Raum bis zu Sara Helander, die auf einem Sofa saß und in einen Prospekt starrte.
    Die Lampe über der Kasse begann zu blinken, und die Frau sagte etwas zu dem Mann.
    »Ich habe versucht, ihn aufzuhalten, aber er wollte keine Quittung haben«,

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