Die Schattenfrau
später wiederkommen?«
»Du hast sicher noch was anderes zu tun, oder?«
»Wann?«
»Gib mir eine Stunde.«
Als Winter durch die Sperren zum und vom technischen Dezernat ging, vibrierte sein Handy in der Sakkotasche. »Winter.« »Heeej, Erik.« »Guten Morgen, Mutter.«
»Wir haben im GP gelesen, dass Verrückte auf einem Platz in Hisingen eine Schießerei hatten. Sind die jetzt alle verrückt geworden?«
»Ist schon 'ne Weile her.«
»Wir waren mit guten Freunden in Portugal, und als ich dann zu Hause die Zeitungsberge durchgegangen bin, musste ich dich unbedingt anrufen und fragen, ob du in die Sache verwickelt warst. Davon hat nichts in der Zeitung gestanden.«
»Ich war in keiner Weise in die Sache verwickelt.«
»Das freut mich zu hören.«
Auf dem Weg die Treppe hinunter begegnete er Wellman, der vor dem Aufzug im vierten Stock stand. Wellman nickte und betrat den Aufzug, als sich die Türen vor ihm öffneten.
»Bist du noch dran, Erik?«
»Ja.«
»Wo bist du?« »Hier.« »Ich mei... «
»Ich bin im Präsidium auf dem Weg in mein Büro.« »Einfach furchtbar, mit dieser Frau, die ermordet wurde.« »Ja.«
»Ihr wisst immer noch nicht, wer sie war?« »Nein.«
»Wirklich furchtbar.« »Jetzt muss ich aber... «
»Lotta hat ihre Reise verschoben«, unterbrach seine Mutter ihn.
»Das habe ich gehört.« »Hast du mit ihr gesprochen?« »Ja. Gerade.«
»Hast du sie getroffen?« »Nein, am Telefon.«
»Sie möchte, dass du sie öfter besuchst. Aber da habe ich nun schon oft was zu gesagt.« »Ja.«
»Sie hat es nicht leicht.« »Nein.«
»Aber jetzt wird sie ein kleines Fest feiern. An ihrem großen Tag. Da kannst du doch wohl nicht fehlen?« »Nein.«
»Versprichst du das? Lotta braucht ihren kleinen Bruder.«
»Ich weiß. Wir müssen uns hier oben umeinander kümmern, da ihr anderswo beschäftigt seid.«
»Nun sei nicht so, Erik. Wir haben schon genug darüber geredet. Papa hat versucht... «
Winter war in seinem Zimmer angekommen und starrte auf den CD-Player und den Tisch, der unter den Zeichnungen fast verschwand. Es war still.
»Jetzt werde ich im Büro am Telefon verlangt«, sagte er.
»Ich hab es aber nicht läuten hören.«
»Es blinkt stattdessen. Wiedersehen, Mutter.« Er brach das Gespräch ab und trat ans Fenster, griff nach einer CD und steckte sie ins Gerät.
Aneta Djanali klingelte, aber es machte niemand auf. Sie klingelte noch einmal, aber sie bekamen keine Antwort.
»Wir haben noch andere Namen und Autos auf der Liste«, sagte Halders.
»Diese Adresse ist am weitesten weg.«
»Wir müssen doch die Fahrtkosten nicht bezahlen.«
»Ich denke ja auch daran, dass ich sonst noch einmal mit dir hier rausfahren müsste.«
»Wie schön, dass du wieder da bist, Aneta.«
»Es steht kein Auto hier, also ist der Fahrzeughalter nicht zu Hause.«
»Wir können eine Weile spazieren gehen. Es ist schön und ruhig hier.«
»Das heb dir mal für den Urlaub auf, wenn du noch welchen hast.«
Sie machten eine Runde ums Haus. Die Wiese leuchtete grün in der Nachmittagssonne. Zwei Pferde weideten hundert Meter weiter weg. Eines von ihnen blickte kurz in ihre Richtung, fuhr dann aber fort zu grasen.
» So müsste man wohnen «, seufzte Halders. »Willst du noch hier bleiben?«
»Nee, dann wird die Sehnsucht zu stark. Wir fahren lieber morgen oder übermorgen noch einmal her.«
Beier rief Winter an: »Komm bitte sofort rauf.« »Was gibt's?« »Komm nur gleich rauf.«
Winter passierte die Sperre und betrat das Labor, in dem Fingerabdrücke erfasst wurden. Beier und Sundlöf warteten schon auf ihn. Auf einem Tisch lag der Zettel mit der Karte, oder was es war, und dem Datum, oder was es war.
»Wir haben eine Sache herausgefunden«, begann Beier. »Auf diesem Zettel gibt es zwei Sätze Fingerabdrücke von Helene Andersen.«
»Wie meinst du das?«
»Einmal von ihr als Kind und dann von der erwachsenen Helene Andersen.«
»Als Kind?«, fragte Winter nach.
»Ja. Es sind die gleichen Linien, allerdings kleiner. Sie hat diesen Zettel in der Hand gehabt, als sie noch ein Kind war. Ungefähr vier, fünf.«
»Bist du dir sicher, dass es ihre sind?«
»Selbstverständlich bin ich mir sicher. Willst du mich beleidigen.«
»Dann war sie es, die ihn aufbewahrt hat. Warum?« »Das ist deine Arbeit, das herauszufinden, Erik.« »Dann haben wir ja gleichzeitig eine Art Altersangabe für den Zettel«, dachte Winter laut.
»Das würde ich nicht so einfach behaupten«, winkte Beier ab.
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