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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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umgezogen«, fuhr Winter fort. »In Göteborg hat sie dreimal die Wohnung gewechselt.«
    »Wir haben nie eine Nachricht von diesen Umzügen bekommen. Auch nicht, als sie einfach nach Malmö gezogen ist. Wir hätten sie gern angerufen, aber sie hatte ja kein Telefon.«
    »Nein.«
    »Sie hatte etwas gegen Telefone. Sie mochte Telefonieren nicht. Schwieg immer nur. Fragen Sie mich nicht warum, ich bin ja keine Psychologin, aber vielleicht finden Sie was darüber in den Unterlagen.«
    »In welchen Unterlagen?«, fragte Winter.
    »Von den kinderpsychologischen Untersuchungen, die man bei ihr gemacht hat. Mit denen man angefangen hat. Aber daraus ist dann wohl nichts geworden.«
    »Wir warten noch auf diese Unterlagen.«
    »Die finden Sie nicht unter Andersen«, erinnerte ihn Louise Keijser.
    »Ich weiß.«
    »Sie hieß damals Dellmar. Haben Sie das gewusst?« »Ja.«
    »Sie hieß auch bei uns Dellmar. Ich weiß nicht, wann sie plötzlich eine Andersen wurde. Haben Sie das rausbekommen?«
    »Vor einigen Jahren. Vor vier Jahren hat sie einen anderen Namen angenommen.« »Warum?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Vielleicht als sie das Kind bekam? Könnte nicht der Vater Andersen heißen? Ich meine den Vater von Helenes Tochter. Jennie war der Name, nicht?«
    »Das können wir Ihnen auch nicht beantworten«, sagte Winter. »Deshalb muss ich Ihnen ja so viele Fragen stellen.«
    »Ist der Vater unbekannt? Wie furchtbar. Und er hat sich nicht gemeldet bis jetzt?«
    »Noch nicht.«
    »Wie furchtbar. Das ist ja genau wie bei... Helene. Sie musste aufwachsen, ohne zu wissen, wer ihr Papa war.« »Haben Sie darüber geredet?«
    »Über ihren Papa? Nein. Sie wollte oder konnte nicht. Ich weiß nicht, wie gut Sie mit ihrem... Problem vertraut sind oder mit ihrem Krankheitsbild, oder wie man sagen soll.«
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte Winter.
    »Johannes und ich waren ja die dritte Pflegefamilie. Also, ich weiß das nicht mehr so ganz genau, aber sie hatte Gedächtnislücken. Erinnerte sich nicht an die Zeit, als sie klein war, sondern nur an etwas, das sie schrecklich quälte. Immer nur ganz kurz, und dann war es wieder, als ob sie sich nie erinnert hätte. Auf diese Weise war sie sehr einsam. Allein mit sich selbst oder wie man es bezeichnen soll. Wir haben versucht, ihr zu helfen, aber die ganze Sache verfolgte sie.«
    Winter nickte.
    »Es hatte deswegen Probleme in allen Pflegefamilien gegeben. Ich habe ja nicht direkt nachgeforscht, aber sie ist wohl nie... Teil von etwas geworden. Ich weiß nicht. Und wer könnte das genauer wissen? Aber das hat wohl immer eine Rolle gespielt?«
    »Eine Rolle gespielt wobei?«
    »Dass man sie nie adoptiert hat. Sie ist ja nie adoptiert worden. Wir haben es uns ja gewünscht, doch sie selbst wollte es nicht mehr. Man kann sagen, dass sie so auch nie eine Familie hatte.«
    »Und sie hat nicht davon gesprochen, was sie als Kind mitgemacht hat?«
    »Nie. Nie, soweit ich es gehört habe, und zu Johannes auch nicht. Da müssen Sie wohl andere fragen, aber wir haben nicht mit ihr darüber geredet. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt etwas wusste.«
    »Wie bitte?«
    »Wusste sie was? Was wusste sie? Haben Sie eine Ahnung?« »Nein. Noch nicht.«
    »Und jetzt werden wir es wohl nie erfahren«, seufzte Louise Keijser und benutzte wieder ihr Taschentuch. »Jetzt ist es zu spät.«
    »Vielleicht finden wir eine Antwort«, tröstete Winter.
    »Wenn Sie die Tochter finden«, sagte Louise Keijser und sah Winter dabei in die Augen. »Ich fühle mich in gewisser Weise wie ihre Großmutter, ist es falsch, so zu empfinden?«
    »Du lieber Gott«, staunte Ringmar. »Und du sagst, dass Brigitta Dellmars Name dabei ist? In diesem Fall? Bei den Gerichten in diesem Fall?«
    »Ja. Möllerström hat alles ausfindig gemacht, was es über sie gibt, und nach ihr wurde deswegen damals gefahndet«, erklärte Winter.
    »Nach Sven Johansson auch?«
    »Er wurde verhört, aber man konnte ihn nicht festnageln. Aus irgendeinem Grund. Er hatte ein hieb- und stichfestes Alibi, glaube ich.«
    »Und ihr Name war ganz bestimmt dabei?«
    »Einige haben sie auf Fotos identifiziert. Dass Schweden an dem Raubüberfall beteiligt waren, wusste man. Und einer von den Angestellten hat sogar ein Kind gesehen.«
    »Was zum Henker sagst du? Da war ein Kind dabei? Als es passiert ist?«
    »Ich weiß es noch nicht sicher, aber es hat dafür Zeugen gegeben. Das steht da.«
    »Du lieber Gott. Wo wird uns das alles noch hinführen?«
    »Zu einer Lösung«,

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