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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Ledereinband eine Nummer nach und wählte.
    »Hello?«, war eine Kinderstimme zu hören.
    »Hello«, antwortete Winter. »I would like to speak to Steve, please. My name ist Erik.«
    »Daaaady«, brüllte eine von Steve Macdonalds Zwillingen in dem Haus in Kent, südlich von London.
    Ein Kichern drang aus dem Hörer, und Winter hörte ferne Stimmen, dann Macdonalds Stimme, laut an seinem Ohr. »Steve speaking.« »Hier ist Winter«, sagte Winter. »Na, so was. Das ist aber eine Überraschung.«
    »Ich habe hier gesessen und Clash gehört, und da habe ich gedacht, ich könnte dich mal wieder anrufen, um dir das zu sagen.«
    »Interessant, das zu hören. Im Ernst. Ein Jazzsnob, der endlich auch mal richtige Musik hört.«
    »Ich störe doch nicht?«
    »Überhaupt nicht. Ich bin gerade dabei, mich für das Match vorzub ereiten.«
    Kriminalkommissar Steve Macdonald spielte jeden Sonntag in einer Pubmannschaft Fußball und humpelte dann jeden Montag auf Croydons Straßen herum.
    »Ihr seid bestimmt zur WM gefahren, oder?«, fragte Winter.
    »Die Pubmannschaft? Ich hoffe, du sprichst jetzt nicht von England«, sagte der Schotte Macdonald.
    »Verdammt auch, nein. Schottland!«
    »Leider kann ich mich für dich nicht auch so freuen«, erklärte Macdonald.
    »So ist es nun mal«, gab Winter zurück.
    »Übrigens habe ich dieser Tage Brolin im Fernsehen gesehen«, erzählte Macdonald. »Hätte nie geglaubt, dass ein ehemaliger Weltklassespieler in einem Kilometer Entfernung von der Whitehorse Lane auftauchen würde. Von meinem gottverlassenen Büro aus gerechnet.«
    »So war es nun mal«, kommentierte Winter.
    »Der Bursche hat ausgesehen, als brauchte er ein wenig Hilfe beim Abnehmen, und trotzdem war er der Beste auf dem Platz«, berichtete Macdonald. »Das sagt eine Menge, was?«
    »Vielleicht nur über deinen Pub«, scherzte Winter.
    »Wäre bei uns ein Typ mit dieser Konstitution aufgetaucht und hätte gefragt, ob er in der Pubmannschaft mitmachen darf, wir hätten ihn glatt abgelehnt«, protestierte Macdonald. »Du hast eben noch nie ein Spiel meiner Mannschaft gesehen.«
    »Nein, das hat ja nie geklappt.«
    »Wann kommst du mal wieder rüber?«
    »Vielleicht kurz vor Weihnachten. Ich weiß nicht.«
    »Neue Schuhe und neue Hemden? Es gibt einen feinen kleinen Laden in der Tottenham Court Road, die haben Regenschirme für Herren knapp unter zweihundert Pfund.«
    »Ein gepflegter Preis«, meinte Winter. »Erst muss ich nach Dänemark.« Er berichtete.
    Macdonald knurrte. »Wie sind die nach dem Raubüberfall wieder nach Schweden zurückgekommen?«, fragte er dann. »Spätestens eine Stunde nach dem Überfall müssten doch die Grenzen dicht gewesen sein. Von der Kontrolle auf den Fähren gar nicht zu reden.«
    »Ja, klar. Aber du weißt, wie oft Fehler passieren. Aber genau über den Punkt wollte ich mit den dänischen Kollegen reden.«
    »Allerdings wird es nicht schwierig sein, auf die andere Seite zu kommen, wenn man will, nehme ich an«, sagte Macdonald.
    »Ein kleines Boot, das auf einen wartet. So viele Stunden braucht man doch wohl nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Das ist wohl klassisches Schmuggelgewässer?«
    »Ja. Während des Kriegs sind auf diese Art viele Juden von Dänemark nach Schweden geflohen.«
    »Habt ihr nach dem Banküberfall eure Küste kontrolliert?«, fragte Macdonald. »Eine Heidenarbeit. Es könnte jemand was gesehen haben. Ein geheimnisvolles Boot in der Nacht.«
    »Aus Tradition halten Küstenbewohner den Mund«, erklärte Winter.
    »Das kann ich verstehen«, gab Macdonald zu. »Küstenbewohner sind eine verdammte Banditenbande. Die ganze Sippe. Rund um die Erde.«
    »Schließt das auch die Bevölkerung von Göteborg mit ein?«
    »Ja. Und von Brighton, dessen stolzen und mörderischen Vertretern vom The Lamb Football Club wir in einer halben Stunde in edlem Kampf begegnen werden.«
    »Dann musst du dich jetzt aufmachen. Vergiss deine Dehnübungen nicht, Steve.«
    »Ja, ich muss jetzt los. Aber ich werde über deinen Fall nachdenken, wenn ich meinen Tee trinke. Verschwundene Kinder, das ist das Schlimmste.«
    »Und Morde«, sagte Winter.
    »Unaufgeklärte Morde«, gab Macdonald den Ball zurück. »Das habe ich allerdings noch nie erlebt. Das muss für einen Kriminalkommissar ein schreckliches Gefühl sein.«
    »Fuck off«, sagte Winter.
    »All the best to you too, Sir«, verabschiedete sich Macdonald und legte auf.
    Macdonald hatte Recht. Es war ein schreckliches Gefühl. Winter hatte sich an seinen

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