Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
also fragen, warum sie gerade dort lag. Warum am Delsjön. Und warum an diesem Ende des Sees... «
    »Die Nähe zur Straße«, unterbrach ihn Beier.
    »Könnte sein. Aber warum dann an der Stelle und nicht fünf Meter weiter zur einen oder anderen Seite.«
    »Du glaubst, sogar ein paar Meter sind wichtig?«
    »Sie könnten wichtig sein. Könnten uns bei unseren Überlegungen in die richtige Richtung führen.«
    »Du gibst viel auf Richtungen.«
    »Das ist eben besser als Stillstehen.«
    »Das hast du schön gesagt«, meinte Beier.
    Halders zog es vor, allein am See entlangzuwandern. Er hätte sich einen Sprung in das kühle Nass vorstellen können, aber er ging langsam immer weiter nach Westen und schließlich auf dem Rädavägen zurück. Die Villen ruhten still und gemessen oben auf den Hängen.
    Die Gegend erinnerte ihn daran, dass er ein armer Kriminalinspektor war, aus dem nie etwas anderes werden würde. Er würde nie Kommissar werden, aber er war sich nicht sicher, ob ihn das verbitterte. Irgendwo in seinem Innern war er sich im Klaren darüber, dass er zum Kommissar nicht taugte, aber so genau wollte er es lieber nicht wissen.
    Wenn er zur rechten Zeit am rechten Ort wäre, würde dort vielleicht das Glück auf ihn warten. Sie würden einander die Hand geben, und am Ernst Fontells Plats würde die Polizeipräsidentin ihn zu sich bestellen und dann Winter befehlen, seinen Posten an Kommissar Halders abzugeben...
    Halders begann seine Fragetour bei einem der Häuser in der Nähe einer Schule, deren Namen er nicht kannte. Er läutete an der Tür und wartete. Die Türglocke hallte in der großen Villa wider. Er läutete noch einmal. Eine Markise über der Tür spendete Schatten. Der Schweiß auf Halders' Stirn schien langsamer über das Gesicht zu rollen und über den Augenlidern kurz zu zögern. Er blinzelte und neigte den Kopf, gerade als die Tür von einer Frau im Bademantel geöffnet wurde. Sie war dunkelhaarig, oder vielleicht wirkte es auch nur im Gegenlicht so, das durch die offenen Türen hinter ihr einfiel. Es mussten mindestens drei Türen sein, die das Licht von einem Garten hereinließen, der bestimmt zwanzig Meter weit weg begann. Halders sah das Grün wie in einem Film, wie durch einen Tunnel. Das Haus muss innen größer sein als außen, kam ihm in den Sinn.
    »Entschuldigen Sie die Störung. Ich komme von der Polizei«, begann Halders und hielt ihr seinen Dienstausweis hin. »Kriminalpolizei.« Er fuchtelte fünf Sekunden mit seiner Brieftasche herum.
    »Ja?«
    »Wir sind dabei, den... «
    »Geht es um den Mord auf der anderen Seite des Boräsleden? Gerade habe ich davon gelesen. Wir haben eben darüber gesprochen«, unterbrach ihn die Frau, hinter der sich plötzlich ein Mann in Badehose und mit nacktem Oberkörper ins Bild schob.
    Halders hatte ihn nicht kommen sehen.
    »Das ist Routine, wir müssen alle, die hier in der Nähe wohnen, befragen, ob sie in den letzten 24 Stunden etwas bemerkt haben.«
    »Von wann an sollen wir rechnen?«, fragte der Mann. »Mein Name ist übrigens Petersen.« Er streckte die Hand vor. Halders drückte sie. »Ebenso«. Die Frau lächelte und hielt Halders ihre Hand hin. Halders drückte sie vorsichtig. »Denise«, fügte sie hinzu.
    »Halders«, antwortete Halders.
    »Kommen Sie doch rein«, lud ihn der Mann ein, und Halders betrat den Lichttunnel, der wieder ans Tageslicht führte. Er folgte dem Paar zu einer Terrasse im Freien, die mit etwas belegt war, das ein Mosaik sein mochte.
    »Etwas zu trinken?«, fragte der Mann, und Halders antwortete mit Ja.
    »Einen Drink? Gin Tonic?... « »Leider... « »Ein Bier?« »Gern.«
    Der Mann verschwand im Haus, und die Frau ließ sich in einen kompliziert aussehenden Klappstuhl zurücksinken. Sie setzte eine Sonnenbrille auf die Nasenspitze und schien Halders anzublicken. Er blickte zurück. Sie balancierte die eine Sandale am Fuß. Die Sandale war rot, wie Feuer in der Sonne.
    »Ich stehe Ihnen solange gern zur Verfügung«, sagte sie.
    Lass die Fantasie nicht mit dir durchgehen, rief Halders sich zur Ordnung. Versuch, ein wenig Blut für den Kopf übrig zu lassen.
    Der Mann kam mit einem Tablett zurück, auf dem drei Flaschen Bier standen.
    Benny Vennerhag rief an. Winter hatte ihn fast schon vergessen, war in den Anblick der Fotografien vertieft.
    »Ich habe gehört, dass ihr den Fall gelöst habt.«
    Winter sagte nichts. Er starrte weiter auf ein Bild von einem Baum, der einem toten Menschen Schatten spendete. Man

Weitere Kostenlose Bücher