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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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noch nie auf einem Fleck gesehen«, sagte Ringmar und wies auf die runden Auswüchse am nächstgelegenen Hochhaus.
    Winter, der ausgestiegen war, schwieg. Er studierte den Stadtplan und seine Notizen. »Dimvädersgatan«, las er. »WohnService, Dimvädersgatan.«
    »Passender Name, Nebelwetterstraße«, meinte Ringmar, der an seiner Seite auftauchte. »Und sieh mal hier«, er folgte der Flygvädersgatan mit dem Finger auf der Karte. »Am Ende dieser Straße liegt die Winterschule.«
    »Es gibt keine Zufälle«, sagte Winter. »Gehen wir.«
    Karin Sohlberg wartete vor ihrem Büro. Sie war mittelgroß und dunkel, trug Regenzeug. Winter wunderte sich über ihr asiatisches Aussehen. China vielleicht. Oder Korea. Am Telefon hatte sie sich angehört, als wäre sie auf dem Gräberget oder im Stadtteil Lindholmen aufgewachsen. War sie ja vielleicht auch. Er musste an Aneta denken und fragte sich, warum er sich eigentlich wunderte.
    Sie gingen hinein, und Karin Sohlberg bot ihnen Stühle an, aber Ringmar blieb stehen. Sie blieb auch stehen, mit aufgeknöpfter Regenjacke. Winter hatte sich auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch niedergelassen, stand aber wieder auf, als sich sons t niemand setzte.
    »Die Miete für die Wohnung... dieser Frau ist also für September bezahlt worden, sagen Sie?« Winter fragte sich unwillkürlich, warum sie eigentlich hier waren. »Ja. Direkt nach dem Samstag.« »Es ist also noch keine Mahnung rausgegangen?«
    »Nein. Aber das... kann dauern. Zuerst wird eine Deckungsbeitragsrechnung vorgenommen. Die Mahnung geht erst fünf oder sechs Tage später raus.«
    »Und Sie haben Helene Andersen und ihre Tochter schon eine Weile nicht gesehen?«
    »Nein. Aber ich bin mir offen gesagt nicht sicher, ob ich mich überhaupt an sie erinnere. Ich bin noch nicht so lange hier.«
    »Wie heißt die Tochter?«, fragte Ringmar.
    »Jennie.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Karin Sohlberg erwähnte die Mieterlisten und zeigte mit der Hand, dass sie auf dem Schreibtisch lagen.
    Es gibt kein Gesetz, dass jemand, der eine Wohnung hat, die Miete selbst bezahlen muss, überlegte Winter. Es kann auch jemand anders getan haben. Wenn ich das nicht wüsste, wäre ich schon nicht mehr hier.
    »Diese beiden Gebäudekomplexe haben zusammen dreihundert Wohnungen. Und es gibt hier ziemlich viele Umzüge. Helene Andersens Haus hat die meisten Wohnungen«, erklärte Karin Sohlberg.
    »Und diese ältere Frau wohnt auch da?«, fragte Winter. »Ja. Ester Bergman. Zwei Treppenaufgänge weiter nach hier, wie man hier sagt.«
    »Dann gehen wir doch zu ihr«, schlug Winter vor. »Können wir schon jetzt einen Schlosser rufen? Gibt es hier einen in der Nähe?«
    Karin Sohlberg nickte.
    Es war schwer zu sagen, ob der Regen aufgehört hatte oder nicht. Der Nebel blockte alles ab. Winter konnte gerade eben das nächste Haus sehen, eines der unendlich vielen roten Backsteinhäuser, die Norra Biskopsgärden bildeten - ein starker Kontrast zu den Hochhäusern am Rand des Viertels, die aufragten, als wollten sie sich gegen die Außenwelt schützen. Hier aber waren niedrige Mietshäuser um kleine Höfe mit Spielplätzen und Spazierwegen gebaut. Schräg gegenüber tauchte schemenhaft eine Spielfläche für Basketball auf und dort eine schwedische Flagge. Winter begegneten einige Menschen, aber keiner war blond. Auf der anderen Seite des Parkplatzes gab es ein Geschäft. Ein Lieferwagen stand davor mit der Aufschrift »Simmo Gross«.
    Sie gingen durch den breiten Durchgang. Er war länger, als Winter gedacht hätte, was bedeuten musste, dass die Wohnungen eher länglich zugeschnitten waren.
    Der Hof, in den sie gelangten, war groß. Im Nebel war es unmöglich, bis zur anderen Seite zu blicken.
    Für Ester ist es vielleicht immer so, kam Karin Sohlberg in den Sinn. Jetzt sehe ich mal so wenig wie sie.
    Ein paar Kinder klammerten sich an ein Klettergerüst, zwei Frauen saßen auf einer Bank, über der ein Stück Tuch hing wie ein Zelt. Die beiden waren in Schwarz gekleidet. Ein Kind rief etwas, aber Winter konnte nicht verstehen, was. Der Ruf reichte nicht weit, wurde vom Nebel halb verschluckt.
    Sie gingen nach links und in das Treppenhaus. Winter las die Namen auf dem Türschild: Sabror. Ali. Khajavi. Gülmer. Sanchez. Und Bergman. Zwei Wohnungen je Stockwerk. Sie gingen eine halbe Treppe hoch, und Karin Sohlberg klingelte an einer Tür. Winter blickte in Ringmars ernstes Gesicht. Da fiel Winter ein, dass er gesagt hatte, er käme allein, aber da öffnete

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