Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Einsamkeit oder Armut. Winter war in eine arme Familie geboren worden, aber plötzlich, als er noch ganz klein war, hatte es Geld gegeben. Er hatte seine ersten Jahre in einem der zahllosen Hochhäuser in Göteborgs Randbezirken verbracht. Es war eine Welt, an die er sich noch immer erinnerte. Als kleiner Junge hatte er sich einmal in eine Straßenbahn Richtung Süden gesetzt, und es hatte über einen halben Tag gedauert, bis er wieder zurückgefunden hatte.
    »Sie bleiben für sich«, sagte er.
    Karin Sohlberg putzte sich die Nase. Eine kleine Gruppe Zuschauer hatte sich in etwa fünfzig Meter Entfernung vor dem Eingang zu Helene Andersens Wohnhaus versammelt und verfolgte ein Fußballspiel zwischen zwei Mädchenmannschaften. Winter sah Menschen vorbeigehen. Eine Gruppe stand vor dem Laden. Ein Streifenwagen hatte dicht am Basketballfeld geparkt, unterhalb der Fahnenstange. Der muss wegfahren, dachte Winter. Von Westen her war Wind aufgekommen und hob die Fahne an. Sie sollte auf halbmast stehen, fand er.
    »Ihre Miete ist aber bezahlt worden«, sagte er laut. »Wissen Sie mehr darüber?«
    »Nein, nur was ich dem Computer im Bezirksbüro entnommen habe.«
    »Es war aber eindeutig, dass die Miete für genau diese Wohnung bezahlt war?« »Ja. Es stand im Computer.«
    »Und sie wurde mit einem vorgedruckten Einzahlungsschein bezahlt?«
    »Ja, mit einer gewöhnlichen Zahlkarte. Also bar.« »Wo gibt es die?« »Was denn?« »Die Zahlkarten.«
    »Auf dem Postscheckamt in Stockholm, nehme ich an. Und dann gibt es, glaube ich, noch Exemplare dieser Zahlkarten hier im Bezirksbüro, in dem, das wir das alte Heizwerk nennen.«
    »Und Helenes Miete kann entweder mit einem Vordruck oder mit einer gewöhnlichen leeren Zahlkarte bezahlt worden sein?« »Ja.«
    »Aber Sie wissen nicht, was von beidem?«
    »Das taucht nicht im Computer auf. Nur, dass bezahlt ist.«
    »Aber wenn jemand ohne vorgedruckten Einzahlungsschein bezahlt, also mit leerer Zahlkarte... Handschriftlich ausgefüllt oder wie auch immer, dann gibt es bei Ihnen eine Kopie?«
    »Ich glaube es jedenfalls.«
    »Und jemand muss doch ihren Namen hingeschrieben haben, damit Sie sehen, dass es sich um gerade diese Wohnung handelt, oder?«
    »Die Wohnungsnummer genügt.«
    »Die auf dem vorgedruckten Schein steht?«
    »Ja.«
    »Ist im Moment jemand in diesem Bezirksbüro?«
    Karin Sohlberg sah auf ihre Armbanduhr. »Ja... Ich glaube, Lena müsste jetzt dort sitzen, die Leiterin. Ich kann anrufen und das feststellen.«
    Winter nickte, und Karin Sohlberg tippte eine Nummer ins Telefon auf dem Schreibtisch. Sie sprach mit jemandem. Winter wartete.
    »Sie ist da«, erklärte Karin Sohlberg und legte den Hörer auf.
    »Können Sie mitkommen?«
    »Ich weiß nicht, ob ich...« Karin Sohlberg wischte sich über die Augen. Sie dachte daran, wie rot sie aussehen mussten, aber was für eine Rolle spielte das jetzt, wenn man bedachte, was mit der Frau passiert war, die nicht viel älter gewesen war als sie. Und das Kind... Da war wohl große Eile geboten. »Ja, ich komme mit.«
    Winter sprach sich über das Handy mit Ringmar ab. Bertil sollte das Gespräch mit Ester Bergman führen und dafür sorgen, dass der Polizeiwagen da wegfuhr. Winter drückte auf Aus und steckte das Handy in die Innentasche seines Sakkos.
    Draußen hatte sich die eine Gruppe aufgelöst und eine andere gebildet, näher bei ihnen. Winter sah die dunklen Gesichter, vielleicht aus Südost- und Ostasien. Wie die Frau, die neben ihm herging. Er hatte sie gar nicht nach ihrer Herkunft gefragt.
    »Es gibt hierherum viele Nationalitäten«, begann er.
    »Über fünfzig Prozent sind keine schwedischen Staatsangehörigen«, meinte Karin Sohlberg.
    Winter blickte auf sie hinab. Sie war einen Kopf kleiner als er.
    »Ich schon«, betonte sie. »Ich bin Schwedin.«
    »Ich habe nicht gefragt«, sagte er.
    »Südkorea«, ergänzte sie. »Adoptiert, obwohl manche es geraubt nennen.«
    Winter äußerte sich nicht dazu.
    »Ich weiß, wer meine richtigen Eltern sind«, erzählte Karin Sohlberg.
    »Sie sind nie wieder dort gewesen?« »Noch nicht.«
    Lena Suominen erwartete sie im Bezirksbüro. Sie hatte schon eine Kopie der Zahlkarte herausgesucht, die verwendet worden war, um Helene Andersens letzte Monatsmiete von 4350 Kronen für die Dreizimmerwohnung mit 69,9 Quadratmetern zu bezahlen.
    Winter blickte auf das Papier. »Das ist also eine Kopie?« »Ja. Wir bekommen sie vom Hauptbüro, das sie wiederum von der Post erhält,

Weitere Kostenlose Bücher