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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Ermittlungserfolg geheim halten?«
    »Ja. Wir werden einfach weiterarbeiten wie bisher, aber insgeheim mit neuen Voraussetzungen.«
    »Möchte wissen, ob das klappt«, meinte Ringmar. »Ich wundere mich ja fast, dass hier noch keine Ü-Wagen vom Fernsehen aufgetaucht sind.«
    Sie durchforsteten nun, da sie ihren Namen kannten, alle aktuellen Register nach Helene Andersen, und auch die veralteten. Auch die Verbrecherkartei in der Stockholmer Zentrale. Es würde noch einmal einen vollen Durchlauf geben, aber jetzt mit einem wirklichen Suchbegriff.
    In ein paar Tagen verbreiten wir ihren Namen und ein Foto von ihr, als sie noch lebte, plante Winter. Eins, auf dem die Tochter zu sehen ist. Mit und ohne ihre tote Mutter. Wenn wir dann immer noch nicht schlauer sind, haben wir es mit den einsamsten Menschen auf der Erde zu tun, denen ich je begegnet bin. Sie haben existiert. Eigentlich nur ihre Namen.
    Alle Behörden mussten befragt werden. Winter hatte die Post, die im Wohnungsflur gelegen hatte, nicht selbst durchgesehen, und die Techniker von der Spurensicherung hatten keinen Brief vom Sozialamt gefunden. Vielleicht war er mit der Rechnung für die Wohnung und der Zahlkarte verschwunden.
    Sie würden trotzdem rausbekommen, ob Helene Geld vom Sozialamt oder von einer Arbeitsstelle bekommen hatte. Schon bald würden sie es genauer wissen.
    Ein Telefon hatte Helene gehabt. Winter erinnerte sich daran, es auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stehen gesehen zu haben. Sie konnten nun Auskunft über alle geführten Gespräche anfordern. Sicher hatte sie ein Telefon, weil sie mit jemandem sprechen wollte.

30
    Winter rief zuerst beim Postscheckamt an. Es gab eine besondere Abteilung für »Polizeiangelegenheiten«. Der Zuständige antwortete nur widerwillig auf Winters Fragen.
    »Das ist gelaufen«, sagte der Mann.
    »Wie bitte?«
    »Die Formulare werden im Schnitt nach zwei Wochen makuliert. Sagten Sie nicht, die Miete sei vor mehr als drei Wochen eingezahlt worden?«
    »Doch.«
    »Dann ist es gelaufen. Wir maku... « »Was versteht man unter makulieren?«, fragte Winter. »Man kann sagen, das Papier hört auf zu existieren«, erklärte der Postbeamte.
    »Jetzt legen Sie mal Ihre selbstgefällige Pose ab, Sie verdammter Wichtigtuer. Ich untersuche einen Mordfall und möchte gern Antwort auf meine Fragen. Also: Wie genau werden die Formulare makuliert?«
    »Sie werden durch den Reißwolf geschickt.«
    »Und das geschieht automatisch nach zwei Wochen?«
    »Manchmal früher, manchmal später. Hängt davon ab, wie viel wir zu tun haben.«
    »Was für einen Sinn hat es dann, sie überhaupt zu Ihnen zu schicken?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Das habe ich mich auch schon gefragt. Eigentlich haben wir hier ja keinen Platz dafür.« »Besteht denn eine Möglichkeit, dass eine Sendung von einem Postamt ans Postscheckamt liegen geblieben ist?«
    »Nicht drei Wochen lang. Wenn sie nicht zuunterst gelandet ist oder wir unterbes...« Der Mann verstummte, als hätte ihn ein Geistesblitz am Sprechen gehindert.
    Winter lauschte dem Rauschen in der Leitung zwischen Stockholm und Göteborg. Es klang wie heulender Wind. Der erste zaghafte Herbststurm wehte von Nordwesten her.
    »Wir waren in den letzten Wochen unterbesetzt.« Der Postbeamte hatte seine Sprache wiedergefunden. »Es könnte tatsächlich etwas liegen geblieben sein. Wo, sagen Sie, ist die Einzahlung erfolgt? Göteborg, ich weiß, aber auf welchem Amt? Können Sie die Postschecknummer und den Betrag wiederholen? Und die Wohnungsnummer auch.«
    Winter begriff, dass er anfangs mit einem Mann gesprochen hatte, der nur mit halbem Ohr hingehört hatte. Er wiederholte also, was er zuvor schon gesagt hatte. Wie viele Fälle waren schon in die Hose gegangen, weil irgend so ein Idiot sich nicht bequemte, ihm zuzuhören?, wetterte er im Stillen. Man konnte sich schließlich nicht ständig wiederholen.
    »Bitte haben Sie einen Moment Geduld«, sagte die Automatenstimme der Telefonanlage, die wie einer dieser Stockholmer Jazzmusiker klang, der sich herabließ zu einem Konzert im Nefertiti nach Göteborg zu kommen, überlegte Winter. Die spielen auch besser, als sie reden.
    Es krachte im Hörer, und die Stimme des Postbeamten füllte wieder die Leitung.
    »Können Sie noch einen Moment dranbleiben? Vielleicht hab ich hier was.«
    »Was denn?«
    »Wie ich schon gesagt habe. Wir sind in letzter Zeit ein wenig knapp mit Leuten gewesen. Vielleicht gibt es noch was im Archiv. «
    »Ich warte«,

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