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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sagte Winter. Es gab also doch ein Archiv, wenn man das so nennen konnte, wo doch der Inhalt immer so schnell wie möglich vernichtet wurde. Vielleicht würden sich dieses Mal die Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst für ihn auszahlen, freute Winter sich: So viele waren an die Luft gesetzt worden, dass die wenigen, die übrig waren, nicht schnell genug schnipseln konnten. Oder war bereits die erste Grippewelle der Saison über die Hauptstadt hereingebrochen?
    »Ich hab's«, dröhnte die Stimme in sein Ohr.
    »Sie haben es gefunden?«
    »Ja, tatsächlich. Ich bin selbst erstaunt.«
    Die Sache war also keineswegs »gelaufen«, triumphierte Winter. Laut sagte er: »Ich möchte, dass Sie diese Karte sofort in einen neuen Umschlag stecken und an einem sicheren Platz verwahren. Am besten schließen Sie sie in einen Schrank ein.«
    »Okay.«
    Winter blickte auf seine Armbanduhr. »Sind Sie in zwei Stunden noch da?«
    »Ja.«
    »Dann kommt in zwei Stunden ein Kollege von mir bei Ihnen vorbei und holt den Umschlag ab. Er fragt nach Ihnen.« Winter warf einen Blick auf den Namen, den er sich notiert hatte. »Bitten Sie ihn, sich auszuweisen.«
    »Okay.«
    »Und vielen Dank für die Hilfe. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Sie vorhin so angeschnauzt habe. Wiederhören.«
    Winter drückte auf die Gabel, wartete auf das Freizeichen und rief noch einmal in Stockholm an, diesmal die Abteilung der Post, die als »Geschäftsbereich« bezeichnet wurde, und sprach mit einem Sicherheitsbevollmächtigten, der bat, binnen einer halben Stunde zurückrufen zu dürfen.
    Winter legte den Hörer auf und erhob sich. Sein linkes Schulterblatt tat ihm weh von der steifen Haltung, in der er dagesessen hatte, während er telefonierte. Er verbrachte viel zu viel Zeit am Telefon. Sein langer Rücken würde am Ende schief und krumm sein, gebogen wie ein Telefonhörer. Er musste im Zimmer Gymnastik mache n. An diesem Abend würde er ins Valhalla gehen und sich in die Sauna setzen, wenn er Zeit dafür fände. Sauna, ein Bier zu Hause. Stille zum Denken. Er musste Angela anrufen. Er muss...
    Es läutete, schmetterte. Der Klingelton war extra so laut eingestellt, damit er ihn auch hörte, wenn er nicht im Zimmer, aber in der Nähe war.
    »Okay«, sagte der Sicherheitsbevollmächtigte bei der Stockholmer Post. »Nicht ganz einfach, das hier. Wir haben die üblichen Verfahren bei Auszahlungen. Konto sperren et cetera... Aber ein Sperrsignal für eine Einzahlung, tja, ich muss zugeben, das ist tatsächlich etwas Neues.«
    »Es kommt immer ein erstes Mal«, sagte Winter. »Aber was können wir tun?«
    »Sie wollen also eine Kontrollmöglichkeit bezüglich einer Einzahlung auf dem Postamt in Mölndal vom Ende dieser Woche bis zum ersten Werktag im Oktober.«
    »Mölnlycke«, sagte Winter.
    »Was? Ja, Mölnlycke. Okay. Aber die Zeit ist zu kurz, um die Computer und Kassenmaschinen auf ein bestimmtes Signal am Bildschirm zu programmieren, und dann würde es in der Praxis wahrscheinlich doch nicht helfen, weil wir uns nur an die Wohnungsnummer halten können.«
    »Reicht das nicht?«
    »Die kriegen wir nicht hinein. Und wenn wir nach der Postschecknummer gingen, dann wären ja fünftausend Menschen, oder was weiß ich wie viele, von der Sperre betroffen.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber eines kann ich für Sie tun, auch wenn es äußerst ungewöhnlich ist. Ich kann eine Mitteilung an sämtliche Postämter schicken, dass sie versuchen sollen, auf diese Ziffern zu achten. «
    »Wie machen Sie das?«
    »Darauf möchte ich lieber nicht antworten, wenn es nicht sein muss.«
    »Aber Sie können es sofort in die Wege leiten?«
    »Ja, so gut wie. Aber es ist wie gesagt ungewöhnlich. Zuletzt haben wir das vor mehreren Jahren gemacht, als wir versuchten, einen Währungsumtausch zu verhindern. Der Sinn ist ja, wenn so eine Mitteilung kommt, dass alle wissen, sie ist superwichtig. Hat höchste Priorität.«
    »Das trifft hier zu.«
    »Das verstehe ich. Aber, tja, das ist schon alles, was wir tun können.«
    »Gut.«
    Winter sah Millionen Computerschirme vor sich, die per E Mail den Hinweis des Sicherheitsbeauftragten empfingen und anzeigten. Das Postamt Mölnlycke. Er war nie dort gewesen, kaum einmal in dem Ort zehn Kilometer östlich von Göteborg. Aber es bestand eine geringe Chance, dass wieder jemand dorthin käme, um die Miete einzuzahlen. Jemand, der nicht Bescheid wusste, dass... Wenn sie es nur noch einige Tage geheim halten konnten! Es müsste doch eine

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