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Die Schattenhand

Die Schattenhand

Titel: Die Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einer Steuerrückzahlung verholfen, mit der sie nie im Leben gerechnet hätte. Und wie lieb er zu seinen Kindern war, ein hingebungsvoller Vater und Gatte – hier unterbrach sie sich. «Die arme Mrs Symmington, es ist so furchtbar traurig, zwei so kleine Kinder mutterlos. Sehr stark war sie wohl nie – und mit ihrer Gesundheit stand es zuletzt nicht zum Besten. Akute Geistesstörung, das muss es gewesen sein. Darüber stand erst letztens etwas in der Zeitung. Die Leute wissen vorübergehend nicht mehr, was sie tun. Und sie kann nicht gewusst haben, was sie tat, sonst hätte sie doch an Mr Symmington und die Kinder gedacht.»
    «Dieser anonyme Brief muss sie völlig aus der Fassung gebracht haben», sagte Joanna.
    Miss Barton errötete. Mit einer Spur von Missbilligung in der Stimme sagte sie: «Kein sehr erfreuliches Gesprächsthema, meinen Sie nicht, meine Liebe? Ich weiß, dass einige Leute – ähm – Briefe erhalten haben, aber lassen Sie uns nicht davon sprechen. Ekelhaft. Wir wollen sie einfach ignorieren.»
    Nun, Miss Barton mochte in der Lage sein, sie zu ignorieren, anderen fiel das nicht ganz so leicht. Aber ich wechselte gehorsam das Thema, und wir erörterten Aimée Griffith.
    «Wunderbar, einfach wunderbar», sagte Emily Barton. «Unglaublich, diese Energie und dieses Organisationstalent. Und wie sie mit den Mädchen umzugehen versteht. Und dazu so patent und in allem immer auf dem neuesten Stand. Was täten wir nur ohne sie? Und die Hingabe, mit der sie für ihren Bruder sorgt. Herzerfrischend, solche Geschwisterliebe.»
    «Findet er sie nicht manchmal ein bisschen zu viel des Guten?», fragte Joanna.
    Emily Barton sah sie bestürzt an.
    «Sie hat sehr viel für ihn aufgegeben», sagte sie würdevoll und mit leichtem Vorwurf.
    In Joannas Augen blitzte etwas auf, und ich beeilte mich, Mr Pye ins Spiel zu bringen.
    Mr Pye war Emily Barton nicht ganz geheuer.
    Alles, was sie über ihn sagen konnte, war, dass er ein sehr freundlicher Mensch sei – und sie wiederholte es zweifelnd: sehr, sehr freundlich. Sehr wohlhabend, auch das, und ausnehmend großzügig. Er hatte manchmal recht seltsame Besucher, aber natürlich war er auch viel gereist.
    Wir kamen überein, dass Reisen nicht nur den Horizont erweitert, sondern gelegentlich auch seltsame Bekanntschaften zur Folge hat.
    «Ich habe mir ja oft gewünscht, ich könnte eine Kreuzfahrt machen», sagte Emily Barton sehnsüchtig. «Es steht so viel darüber in der Zeitung, und es klingt immer so reizvoll.»
    «Warum tun Sie es dann nicht einfach?»
    Dass aus einem Traum so mir nichts, dir nichts Wirklichkeit werden sollte, bestürzte Miss Emily. «O nein, nein, das wäre völlig unmöglich.»
    «Aber warum? Kreuzfahrten sind gar nicht so teuer.»
    «Oh, die Kosten sind es nicht. Aber ich würde nicht gern allein fahren. Allein reisen, das würde doch höchst sonderbar aussehen, meinen Sie nicht?»
    «Nein», sagte Joanna.
    Miss Emily betrachtete sie argwöhnisch.
    «Außerdem weiß ich nicht, wie ich mit meinem Gepäck zurande kommen würde – und all den fremden Häfen, wo man an Land gehen muss, und den vielen verschiedenen Währungen…»
    Zahllose Abgründe schienen sich vor dem verängstigten Blick der kleinen Dame aufzutun, und Joanna steuerte hastig in sicherere Gewässer, indem sie sie nach dem bevorstehenden Gemeindefest samt Basar fragte. Das brachte uns fast wie von selbst zu Mrs Dane Calthrop.
    In Miss Bartons Gesicht zuckte es leicht.
    «Wissen Sie, meine Lieben», sagte sie, «sie ist wirklich eine höchst sonderbare Frau. Was sie manchmal für Dinge sagt…»
    Ich fragte, was für Dinge.
    «Ach, ich weiß nicht. So ganz und gar unerwartete Dinge. Und wie sie einen dabei anschaut, so als wäre es gar nicht man selber, der vor ihr steht, sondern jemand völlig anderes – ich drücke mich nicht sehr klar aus, aber es ist so schwer zu beschreiben. Und dann lehnt sie es – nun ja, sie lehnt es ab, sich einzumischen. Es gibt so viele Fälle, in denen die Frau des Pfarrers Ratschläge erteilen und – ja, die Leute ermahnen könnte. Sie zur Rede stellen, wissen Sie, sie auf den rechten Weg bringen. Weil die Menschen nämlich auf sie hören würden, da bin ich sicher, sie haben alle den größten Respekt vor ihr. Aber sie schwebt immer über allem, und dann hat sie diese seltsame Angewohnheit, Mitleid mit Leuten zu haben, die überhaupt kein Mitleid verdienen.»
    «Das ist ja interessant.» Ich tauschte einen kurzen Blick mit Joanna.
    «Dabei ist

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