Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
sagte ihnen eigentlich, dass er überhaupt no c h lebte und dass es ihnen gelingen würde, ihn zu finden? U n d in diesem Meer v on Schwierigk e iten bl i eb noch die Frage, w ie sie s i ch jetzt L o nerin gegenüber ve r halten sollte. Bei all diesen Sorgen, die Dubhe bedrängten, war es e i n Glück, dass e r in d iesen Ta g en so b eschäf tig t war.
» I ch muss mich mit den Hei l künsten dieses Vol k es befa sse n, vi e ll e icht f inde ic h unter den Kräutern, d i e hier v erwendet wer d en, irgendein e s, d a s e twas ge g en den Fluch ausrichten kann«, h atte er zu ihr ge s agt.
Seitdem war er fast ständig i rg endwo u n terwegs und kehrte e r st abends zu ihr zurück, mit Rändern unter den Augen und häufig verkratzten Händen. Ein ku rzer K u ss a u f die Wan g e, d ann er ku ndi g te er s ich nach i h rer Verfass u n g , u nters uc hte sor gf ältig a l l ihre Wu nden.
Ihre Beziehung schien sich mittlerweile nur noch um die Gesundheit zu drehen.
Lonerin war w ie besessen davon, und Dubhe hatte noch nicht den Mut gefunden, ein i ge Dinge klarzustellen. Aber s ie wus s te, da ss sie d ie s em Ge s prä c h nicht aus dem Weg gehen konnte. Nur füh lt e s i e sich im M oment noch ni c ht dazu bereit.
So verbrachte sie die Tage, indem sie aus dem Fenster zum Himmel hina us blic k te, der st ü nd l ich i n andere F arben g eta uc ht war, u nd a u f die G erä u sche des Waldes la us chte. Vi el leicht wü rde sie sterb e n, vi e ll e icht w ü rde d ie Best i e wi e de r kehren. Aber vo n di es em Bett au s sch i en ihr d as a l les weit e n tfernt u nd verschw o mmen zu sein.
Tagelang hatte sie nur über den Heilpriester Kontakt zum Volk der Huye, der sie behandelte, ein junger Mann, in dessen Äußerem sich die Merkmale der El fen u n d die der Gn omen a u f g rotes k e We is e vermengten: Seine spitzen Ohren standen von e i nem geschorenen Schäd e l a b , während der l a nge dunkelblaue Bart seine Haarfarbe erahnen ließ. Mit nacktem Oberkörper lief er umher und t r ug auf der Br us t eine r ote Tätow i er u n g , die s ich k ra s s von seiner b l assen Ha u t a b hob.
Sie zeigte einen mächtigen Baum, einen Vater des Waldes, d er mit großer L iebe z u m Detail g e s tochen war. Se i ne Bei n kleider darunter waren eigenartig geschnitten und offenbar aus Wildleder g e f e rti g t. Ste t s g r uß los betrat er i hr Zimmer und richtete a u ch nie das Wo r t an sie. N o ch nicht einmal in die Augen schaute er ihr, kümmerte sich nur um d i e W u nden, str e ng dara u f bed a cht, den B lick nicht abschweifen z u lasse n .
Dubhe fühlte sich in seiner Gegenwart stets ein wenig unbehaglich. Einerseits weil sie sich wie ein bloßer Gegenstand vorkam, der zu untersuchen und an dem herum z uhantieren war, ein E i ndruc k , den sie immer schon hatte, wenn ein Priester oder Magier sie be h andelte o der s i ch das ve r fl u chte Sie ge l ansah. Ande r e rs ei t s w eil s ie n i c ht m it ihm s p r echen u nd sich nicht bei ihm b e dan k en konnte. Denn seine Behandlung war tatsächlich fantastisch. Berührte er ihre Wun d en, s prach er d abei se l tsame Formeln, eine Art Litanei in einer fremden Sprache, die augenblicklich den Schme r z lin d erten. S e ine H ä nde verströmt e n eine hei l ende Wärme, u nd in der Tat mac h te ihre Genesung r i esige For t schritte. Die W u nden sc hlossen s i ch, w o die Ha u t f eh l te oder zerfetzt war, w u chs s i e a u f der Stelle nach. Es war ein Wunder. Von Tag zu Tag fühlte sich Dubhe besser, u nd s og ar ihre Hand, die s i e i n der ers t en Zeit wegen der Schme r zen gar nicht bewegen konn t e, nahm nun mehr und mehr wieder ihr normales Ausseh e n an.
Schließlich waren die Wunden fast alle verheilt. Und so beschloss Dubhe, sich im Dorf u mz u sehen. N a ch der l a n g en Zeit in d e m g eschlo ss e n en Ra u m sehnte s i e sich n a ch fr i scher L u ft, u m e inen klareren K o pf zu be k om m en.
Man trieb eine Krücke für sie auf, die zwar für ihre Größe entschieden zu kurz war, aber d ennoch a u sreicht e , da m it sie si ch frei, ohne j emanden um Hilfe bitten zu müssen, bewegen konnte. Sie hatte e i n paar Brocken Elfisch gelernt u n d es damit ge sc hafft, einem der Huye zu erklären, was s ie brau c hte.
»Schaffst du das denn allein?«, fragte dieser nun, als er Dubhe die Krücke reichte.
Sie lächelte. »Nach der langen Zeit auf dem Krankenlager wird mir die B ewegung m i t S ic herheit guttun . «
I hre Arme ergreifend, half
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