Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
noch Quälen und erniedrigen. Es ist aus mit ihm.
Learco spürt, dass seine Hände glitschig sind vom Schweiß, auch seine Stirn ist f eucht. Er fröstelt.
I ch werde kämpfen, denkt er, ich werde das a nwenden, was mir beigebracht wurde, werde mich so sc h lagen, wie mein V ater es von mir erwartet, und ehrenvoll unt e rgehen.
Ido startet einen Überraschungsangriff, und Learco kann nur mit knapper Not parieren. Sogleich ist er im Hintertreffen, die Angriffe seines Gegners kommen mit ungewöhnlicher Kraft. Ido fühlt sich überlegen, Learco liest es in seinen Augen, und er bat recht damit. Der Gnom attackiert ohne Gnade, spielt, vergnügt sich mit ihm, und er selbst ist ihm vollkommen ausgeliefert.
Noch schneller saust Idos Schwert hin und her, und plötzlich spürt Learco ein starkes Brennen in der Schulter. Getroffen. Die Klingenspitze seines Gegners ist rot. Es ist sein Blut. Zum ersten Mal in seinem Leben wird er von einem Schwert verletzt. Zuvor ist es nur Forras Peitsche gewesen.
Ein kurzes Stöhnen entfährt ihm, er senkt den Kopf, erholt sich aber sogleich wieder. Er muss seinem Namen Ehre machen. Vielleicht wird er sterben, aber sein Vater wird stolz auf ihn sein. Das war er bisher nie, Learco weiß das. Daher ist es jetzt umso wichtiger, tapfer zu kämpfen, es ist seine letzte Gelegenheit dazu. Er beschließt, das Schwert nur noch mit einer Hand zu umfassen.
Ido erhöht wieder den Druck, und seine Hiebe finden immer häufiger ihr Ziel. Stiebe, Schnittwunden, und mit jedem Mal kommen Learco kurze Wehlaute über die Lippen. Er versucht sie zu unterdrücken, aber es gelingt ihm nicht. Schwach und unfähig fühlt er sich, und mehr und mehr ist ihm Zum Weinen zumute.
Meinem Vater wird m an beri c hten, ich s e i ei n F ei g ling g ewesen.
»Du kämpfst nicht schlecht«, ruft Ido da und setzt höhnisch hinzu, »aber wie ein Grünschnabel.«
Er trifft Learcos Klinge und drückt mit solcher Kraft dagegen, dass sich dessen Handgelenk verdreht und seine Waffe schließlich weit davonfliegt. Er sieht ihr noch nach, wie sie einen funkelnden Bogen in der Luft beschreibt, da verpasst Ido ihm schon einen mächtigen Tritt gegen die Brust.
Learco bleibt die Luft weg und er stürzt zu Boden.
Plötzlich ist alles still. Der Prinz hört nur noch seinen eigenen keuchenden Atem. Idos Klinge ist nur noch einen Hauch von seiner Kehle entfernt. Auch der Gnom atmet schwer, und seine Klingenspitze zittert. Der Junge spürt schon, dass sie ihm die Kehle ritzt an der Stelle, wo sein Adamsapfel hervorragt. Er schluckt, schließt die Augen.
Er weiß, dass der Moment gekommen ist, und doch hat er nicht solche Angst, wie er geglaubt hätte. Mit einem Mal verlangsamt sich sein Herzschlag. Er hebt den Kopf und reckt die Kehle vor.
» Wenn du schon zustechen musst, so tue es endlich.«
Ein Satz wie von den hirnlosen Helden, denkt er, von denen die Geschichten handeln, die sein Vater ihn zu lesen zwingt. Und doch spürt er, dass er jetzt passt, dass er das ausdrückt, was er sich im Grund wünscht.
Ido blickt ihn ernst an, ohne das Schwert von Learcos Kehle zu nehmen. »Warum bist du allein? Wo sind die anderen?«
Eine Frage, auf die Learco nicht gefasst ist, sodass er einen Augenblick nachdenken muss, bevor er antwortet. »Die haben sich schon mit den Gefangenen auf den Weg gemacht. Was sie zerstören wollten, haben sie zerstört und geraubt, was sie haben wollten.«
»Wen meinst du mit >sie Warst du etwa nicht dabei, als uns diese Mörder überfielen?«, fragt der Gnom mit harter Miene.
Diese Worte treffen Learco mit der Gewalt eines Schwertstreichs. Verlegen wendet er den Blick ab, richtet ihn auf die vom Wind und vom Vulkanrauch abgeschliffene Felswand seitlich hinter Ido.
»Doch, ich war dabei«, sagt er leise.
Ein Geständnis, das ihn heftiger schmerzt als die große Scham, die ihn jedes Mal überkam, wenn er einem Massaker seines Vaters beiwohnen musste.
»Und warum hat man dich hier zurückgelassen. Solltest du auf uns warten? Was wolltest du noch hier?« »Nichts.«
Ido beugt sich über ihn, lässt aber das Schwert an seiner Gurgel ruhen. Learco spürt seinen warmen Atem am Hals. »Versuch nicht, mich hinters Licht zu führen . Ich werde dich nicht eher töten, bis ich von dir erfahren habe, was ich wissen will, und du kannst mir glauben, ich habe so meine speziellen Methoden, um dich zum Sprechen zu bringen. Also sperr dich nicht, sonst nehme ich dich mit, und du wirst es bereuen, diesen Augenblick der Milde
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