Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
beobachteten s ie au s den A ug enwin k eln, zei g t e n verstohlen mit den Finge r n auf sie und t u schelten, wenn sie vorüberkam. Dubhe fühlte sich nic h t ganz wohl in ihrer Hau t . S ie war es gewohnt, sich unauffä l lig zu verhalten, f a st u nsichtbar zu s ein, u nd stand hier plötzlich im Mittelpunkt des I nteresses. De n noch hatte diese scheue Neug i er der Leute a u ch etwas Rührendes. Ihr einfache s , a rbeitsa m es Le b en, ihr w ü rde v olle s , st i ll e s A u ftreten, s elbst i hre ein wenig komischen Körper eri n nerten sie dar a n, wie ihr eig e nes Leben in Selva hätte aussehen können, wenn ihr nicht d i eses ganze Unglü c k zuge s toßen wäre. Allem Ansche i n nach f ü hrte d as Volk der H uy e ein fri e dl ic hes Da s ein, wie sie es all die Jahre über nur von fern und voller Neid hatte betrac h ten können.
Am Nachmitt a g kehrte sie r e chtzeitig für ihre Behan d lun ge n in ihre Hütte zurück. Als der Heilpriester g erade eine Kr äu tersalbe auf ei ne Wunde auftrug, trat Lonerin ein.
Sein Gesicht wirkte erschöpft und mitgenommen, doch seine Augen strahlten.
»Hier!«, rief er triumphierend und hielt eine Feldflasche hoch.
Dubhe spürte, wie ihr Herz schneller sch l ug. Sie wagte es kaum zu glauben.
»Es war gar n ic ht so schwieri g , i ch m u sste n u r Ambrosia hi n z u f ü gen. Was ja eigentlich nahelag. Du hast d o ch s i cher den Vater des Waldes oben über dem Dorf gesehen. Nun, und da n n noch einige weitere sehr i n teressante Kräuter, die hier wachsen .. .«
Lonerin redete so schnell, dass Dubhe kaum folgen konnte.
»Und d a s wir k t als Gegengift?«, fragte s i e f a st schüchtern. »Natürlich tut es d a s! Es ist nur eine neue Zusam m enstel l u n g . Und da ic h jetzt die P f l a nzen ke nne, aus denen es gemacht wird, kann ich s o v iel d avon her s telle n , w i e ic h wi l l, je d erz e it . «
Sein Gesicht strahlte, als er ihr die Flasche reichte, dabei den jungen Priester ein wenig zur Seite schob und sie, ohne ihm Beachtung zu schenken, in den Arm nahm. Dubhe wich ein wenig zurück, und einen Augenblick schaute Lonerin sie verwirrt an.
»Für heute Abend hat uns d a s Dorfoberhaupt zum Essen e ingeladen«, f u hr er dann fort. » I n der langen Hütte oben beim Vater des Waldes. Es g ibt a u ch noch gute Neuigkeiten«, fügte er geheimnisvoll l ä chelnd hinzu. »Ich komme dich dann rechtzeitig abholen . «
Als D u bhe a u s einem langen e rfrischenden N achmitta g ssch l af erwachte, be m er k te sie s og leich, da s s et was a u f i h rer Tr u he la g . Ne ug ierig stand s ie a u f u nd sah, dass e s s ich u m K l ei d er han d elte. Ih r e eigenen K l eider waren ziemlich mitgenommen. Zwar hatte sie jemand gewaschen, aber bei den vielen Rissen und Schnitten war wenig zu retten gewesen.
Sie setzte s i ch au f den Rand d e s B e ttes u nd s a h sich die ne ue n Kle i der g ena u er an. Sie waren aus Leder, genauer jenem Wildlede r , das h ier zur üblichen Tracht zu gehören schien. Die Hose war vielleicht ein wen i g kurz, aber wenn sie die Hosenbeine in die Stief e l steckte, würde d a s wohl ni e man d em auffallen. D as Wams hingegen schien die richtige Größe zu haben: Es war ärmellos, und auf die Brust war einer jener herrlichen Dra c hen di es es La n des aufgestick t .
Dubhe zog die Sachen über und fühlte sich sogleich wohl darin. Keine Ass a ssinen u ni f orm u nd a u ch k eine Einbrec h er k l u ft m ehr, d as war etw a s N e u es, Hoffnungsvolles.
Ihr Bl ic k f i el a u f die K l eide r , d ie s ie g erade a bg ele g t hatte. N eben dem Sch warz des Le d ers sta c h etwas W e i ße s hervor, und ihr Herz machte einen Sprung. Der Brief ihres M eis ters.
Sie nahm ihn in die Hand. Er war verblichen und zerk nittert von d e n u nzähli g en Malen, da sie ihn gestreichelt und gelesen hatte. Wieder e inmal öffnete sie ihn l ängs der t i efen Falten, d ie sich gebild e t hatt e n, fuhr mit den Fingerspitzen über die Tin te , üb er d ie R i ss e im P a p ier. Wie vi e le Tränen hatte s i e in a ll den Ja h ren schon dar ü ber vergossen?
Ich glaube, ich liebe dich. Ich liebe sie in dir.
Worte, d ie sei n erzeit ihr H erz entflammt hatten vor L iebe und Schmerz. J e tzt erst verstand sie dieses Bekenntnis in seiner vollen B e d eutung, plötzli c h war ihr alles klar. Sie fal t ete den Brief wi ed er zusammen und steckte ihn zurück zu ihren alten Kleidern.
»Bist du fer t ig ? «
Dubhe fuhr h e rum. In der T ü r stand
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