Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
Lonerin ihr auf, u nd soba l d er si cher war, dass sie s i ch allein a u f den Beinen halten k onnte, g ab er ihr g anz u nver m ittelt e inen Ku ss a u f den Mund.
»Pass gut auf dich auf«, flüsterte er ihr dann ins Ohr.
Sie lächelte ve r legen.
Mit zitternden Beinen verließ sie den Raum. Trotz der erzwungenen Erholungspause war sie immer noch sehr schwach.
Das Ta g es l icht blendete si e , u nd s i e sc ha ude rte ein wenig i n der fr i schen Morgenluft. A l s sie die Augen wieder öff n en konnte, staunte sie nicht schlecht. Vor ihr wand sich eine schmale Hängebrücke aus Bret t ern und Se i len zu ei nigen Hütten, d i e dicht gedrängt an einem F e lshang klebten. Wie Schwalbennester sahen sie aus, waren aber v o n unterschie d l ic her Größe und durch w e ite r e, ganz ähnlich konstruierte Hängebrücken mitei n ander verb u nden, während kl e ine, fr e i hän g ende Leit e rn die versch ie denen Ebenen des Dorf e s ve r banden. Und s ogar an jene Dorfbewohner, die wie sie selbst n i cht g ut auf den Bei n en waren, hatten die erfindungsreichen Huye gedacht: Kle i ne Kabinen schwebten zwischen den Ebenen hin und her, die von emsigen H e lfe r n je nach Beda r f hinauf- oder hinuntergez og en wurden.
»Und viel Spaß beim Spa z iergang«, füg t e Lonerin noch mit einem Lächeln hinzu, während er an ihr vorbeiging und über die B rücke entschwand.
In al l er Ruhe du rchstreifte Dubhe das gesam t e Dorf und ste l lte da b ei fes t , wie klein es eigent l ich war. N i cht mehr a l s vielleicht zwanzig Hü tten aus dunklem Holz, das s ich l ebhaft von d er hellen F el s wa n d dahinter abhob, mit Däche r n aus breiten, mit e inander verfl o chtenen Blättern.
Der Fleiß dieses Völkchens war beeindruckend. Alles war genau bedacht und berechnet. Es g ab Kanäle, du rc h die Wasser i n eine große Z i sterne gelei t et wurde, und ein Syst e m von Zugbrücken, d ie e s im Fall ein e s Angriffs ermöglichten, d ie einzelnen Hütten voneinander zu trennen. Alles war mit ein f a che m Material aus dem nahen Wald gefertigt worden, ab e r der Erfind u n gs rei c ht u m u nd die Sor g falt, die in jedem ei n zelnen Werk stec k t e n, waren so groß, dass man einfach davon beg eis tert s ein m u s s te. Nicht z u let z t weil diese bestechende Funktionalität auch mit einer ganz eigenen Ästhetik einherging: Überall sah Dubhe Schnitzer e ien, Ornamente und Verzierungen, d ie die große M e isterschaft dieser Künstler bez e ugten. Vielf a ch handelte es sich um Darstellungen der Drachen dieses Lande s , die wahrscheinlich wie Götter verehrt w u rden. Dem Mädchen f i el au f, da s s die H u ye als Rei t tiere eine besonders kleine und zahme Drachenrasse einsetzten. Einmal beobachtete sie, wie ein Grü p pchen von Jägern auf den Rücken solch e r Drachen ins Tal hinunterritt.
Anfan g s dach t e s i e noc h , d ie s es Volk mü sse vor allem von der Ja g d leben, st e llte dann aber fes t , dass a u ch La nd wirtschaft be t rieben w u rde. Am A u s g ang der Schlucht gab es einen großen eingezäunten, von einem Netz von Kanälen bewässerten Ack er, a u f d em die F ra u en ve r schie d enste Gemü sesorten anba u ten. Nur wenige davon kamen Dubhe bekannt vor.
Noch e in Stück weiter entfernt bemerkte sie wieder diese m ajestätischen Drachen, die sie damals beim Höhlena usg a n g zum er s ten Mal ge s ehen h atten. Offenbar hatten die Huye ihr Dorf in d e r Nähe eines Drachennestes errichtet, und Dubhe überlegte, dass di es wohl kein Zu fall war. Sie f and die B e stät i gung am oberen Teil der Felswand, an der d a s Do r f klebte: Eine Art hölzernes T o tem stell t e äußerst wirklichkeitsg e treu solch einen mächtigen Drachen dar. Der riese n große Baum daneben war jenem Vater des Waldes ä h nlich, u nter d e m sie einmal auf ihrer Reise gerastet hatten. Um d e n ge s amten Stamm war eine große H ü tte g eba u t, die ein H o l z dach a u fwies u nd noch sor g fäl tig er g earbeitet e rschien als die anderen. Kam e in H uy e dort vorbe i , l e g te er so f ort e i ne Hand a u fs Herz. Offenbar handelte e s s i ch hie r bei u m einen h eili g en, m ö g li c herweise a u ch f ü r das Dorf strategisch wic h tigen Ort.
Die Bewohner, denen Dubhe begegnete, sc hie nen ebenso v erlegen wie sie selbst und blickten sie mit einer Mischung a u s Sympathie und N e ugier an. Die K inder versteckten sich hinter den Häusereck e n und folgten ihr dann in einiger Entfernu n g, die E r wachsenen
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