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Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes

Titel: Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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ein. Lonerin hörte seine vorsichtigen Schritte zwischen den G las s cher b en am Bode n . Er hob den K o pf u nd sah ihn mit dem Ta b le t t in Händen re g los in der M itte d e s Ra u ms s t eh e n, so a l s s ei er bei ir g endetw a s in flagranti ertappt worden. Se i ne Miene w ir k te verlegen, off e nbar weil er s el bst, Lonerin, einen entsetzli c hen Anblick bot. Ei n en Augenblick lang herrschte Schweigen, dann fra g te der Gnom hö f lich n a ch, ob al l es in Ordn u ng sei.
    »Sa makhtar am'«, antwortete Lonerin mit einem kaum w a hrnehmb a ren Lächeln. Ja, a l les in O rd n u n g , obwohl beide wussten, wie we n ig das stimmte. »Nar kathar«, fügte er noch hinzu. Er wol l e nich t s essen.
    Dennoch ste l l t e der G nom d a s Tab l ett a u f d e m Boden ab u nd war im Nu w ieder verschwunden. Lonerin hätte ihn gern noch gefragt, wo Dubhe sei, doch dazu war er nicht m ehr gekomme n . Aber wichtig war ja eigentl i ch nur, dass sie sich nicht hatte blicken lassen. V i elleicht hatte sie ihn sog a r toben hören, sich aber ganz bewusst von ihm abgewendet. Ein doppelter Verrat.
    Als sein Blick auf die dampfenden Schüsseln fiel, verkrampfte sich sofort sein Magen. Dann sah er sich um, betrachtet das Chaos, das er angerichtet hatte, den umgewo r fenen Tis c h mit dem zerbro c henen Tischb e in am B oden, und er schämte s ich f ü r sich s e lbs t . D er Anbl ic k war ihm so u nan ge neh m , dass es i hn plötzlich hinausdrängte.
    Draußen war es ungewöhnlich düster. Der Himmel war wolkenverhangen, und die Drachen am Fuß des Steilhangs schwiegen in ihren Schlupflöchern. Hier und da erhell t en sc hon Blitze d a s Tal, und p l ötz li ch prass e lte e in hefti g er, r ei nigender Regen hernieder. Es war ganz ähnlich wie damals im Wald zu Beginn ihrer Reise.
    Lonerin konnte nicht w ide rs tehen und blick t e zu Dubhes Hü tte hinüber, d ie im Regen kaum noch auszumachen war.
    Ich muss nach ihr sehen, mich um ihre Wunden kümmern, überprüfen, ob sie das Gegenmittel eingenommen hat.
    Er sc h lo s s d ie Augen, und se i ne Füße bewe g ten s i ch von a l l ein.
    Das Dorf wirkte verlassen. Die Holzbrü c ken, die er übe r qu e rte, waren glitschig geworden, er n ahm ein paar S tufen, hin a uf und hinunter, und während er sich D u bhes H ü tte näherte, schlug sein Herz immer schne l ler. Er st e llte s i ch vo r , wie s ie immer no c h m i t dem Rü ck en gegen d ie Tür gelehnt auf d em Fußboden s aß. Er bli e b s tehen. D u rch die N äss e war das d u n k le Holz der Hü tte fast schw a rz geworden. Er starrte auf die Tür, die F e nster. Alles verrammelt. So stand er da, mit triefenden Haaren, und w usste n i cht we i ter.
    I n d i esem Augenblick begriff er, d a ss s i e d ie Wahrheit ge sagt hatte. Sie liebte ihn nicht. Und sie würde ihn nie liebe n . Nur wenige Stunden waren vergan g en, und nun wurden alle Il l u sionen mit dem Regen hinwe gg eschwem m t. Er s etz t e s i ch u nter e i n Vordach, hatte weder die Kr a ft, zu ihr zu gehen, noch, in s e ine U nter ku nft zurückz u kehren. So saß er n u r da i n seinen d u rchnässten K le i dern u nd scha u te d e m Re g en z u .
    Drei Tage lang bewegte sich Dubhe nicht aus ihrer Hütte. Sie war nicht nur erschöpft, sondern hatte auch keine Lust, sich draußen zu zeigen. Draußen war Lonerin, u nd s i e w u sst e , dass sie seinen Bl ic k nicht ertra g en w ü rde. Sie hätte nie g e gla u bt, da s s e s so wehtun würde, i hn zurückzuweisen, we g z u schicken. Was s ie so z erriss, war d ie gn adenlos e , schmerzliche Er k enntnis, einen Menschen verletzt zu haben, der ihr s e lbst das Leben gerettet hatte. Sie f ü hlte s i ch wi ed er g ena us o w i e zu Be g inn ih r er Reis e , a ls s e i sie in die Verga n genheit zurüc k gekehrt. Erneut hatte es s ic h gezei g t: S i e konnte ihrem Schic k s a l n i cht ent k om m en, es verfol g te si e , z wang sie, and e ren Leid z u z u f üg en, obwohl s i e e s g ar nicht wo l lte, so als s e ien T o d und S chmerz der e inzi g e W eg für sie.
    Daher hatte sie die Tür verriegelt und die Läden geschlossen. Sie wollte kein Ta g eslich t . D i e F insternis pa ss te be ss er zu ihrer Verfass u ng s o wie damal s , als sie sich als kleines Mädchen, na c h Gornars To d , in ihrem Zimmer auf d em Dachboden verkrochen hatte.
    Die gelegentlichen Besuche des Heilpriesters waren die einzige Abwechslung. Er zeigte sich unglaublich diskret, fragte nicht, warum sie sich einschließe, und versuchte

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