Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
d ie a llt ä glichen Din g e i n seiner Kammer. S e in abgetragenes Gewand in ei n er Ecke, von d e m er die Stof f s t reifen abgerissen hatte, um D ubhes Wunden zu säubern. Die Kr äu ter und Flä s chchen, d i e er g ebraucht hatte, um den Trank für sie h erzustellen, s ä uberlich aufgereiht auf dem T i schchen unter dem Fenster. Sein Bett mit den exakt gefalteten De c ken. Plötzli c h kam ihm das alles unerträglich vor. Warum waren die Din g e so normal, warum wiesen sie keine Spuren auf von dem, was gerade geschehen war?
Blinde Wut überkam ihn, und er machte einen Satz zu dem Tischchen und warf es um. D i e Fl a kons knallten z u B o den u n d zerbarsten, und die Kräuter verteilten sich zu seinen Füß en a u f dem Hol z . Er beac h tete e s g ar nic h t, pac k te d i e D ec k en a u f dem Bett u nd sch l e u derte sie f ort, warf au ch noch die R este sein e s al te n Wa m ses g e g en die Wand. U n d dab e i schrie u nd tobte er. Was d ie G nomen von ihm dac h ten ... ? Mit S icherhe i t w ü rden s i e a ufwachen, aber auch das inte r essierte ihn jetzt nicht.
Vor der Truhe ging er auf die Knie und tromme l te mit den Fäusten auf sie ein, ohne Unterlas s , b i s er s i ch d ie Hände v er stauchte. Erst dann hielt er inne. Wie G ift p u lsierte d ie W u t in s e inen Adern, u nd doch w u s s te er schon, d a ss er sich, auch wenn er das ganze Z immer zerlegte, n icht b e sser fühlen würde. Du b he verschmähte s e ine L i ebe, d a s war eine so sch rec k liche, u nv e ränderliche Tatsache, dass nichts auf der Welt dage g en ankam.
Stumm ließ er die Tränen laufen. Wie lange h atte er das schon nicht mehr z u gelassen?
Ein tapferer Junge weint doch nicht. Los, trockne dir die Tränen, Lonerin.
Das hatte seine M u tter in sei n er Kindheit hä u fig zu ihm g esa g t. Da der V a ter die F a m ilie im Sti c h g elassen hat t e, hatte er fr ü h schon d ie R o lle des Mannes im Haus übernehmen müssen.
Seltsam, dass er gerade jetzt daran denken musste.
Er nahm die Hände vors Gesicht und b e gann zu schl u c h zen so w ie D u bhe k u rz zuvor. Einen Moment lang sah er sie w ie d e r vor s ich, w ie sie auf dem B o den an der Tür hockte, nachdem er s i e g ezwun g en h atte, ihn zu küssen. Dabei fühlte er sich deswe g en nicht sc h u ldi g , es g elang ihm nicht, ihre Z u r ü c k weis u ng fe g te jede Sp u r von Mit g ef ü hl bei ihm f ort. Dennoch g ing es ihm sch l echt, die Tränen liefen ihm du r c h d ie ge sc hlos s enen Finger, w ä hrend s e ine Augen vom Weinen schon brannten.
Es stimmte n ic ht, was s i e sag t e. Es war einfach nicht wahr. S c hluss, aus! Mit der Gilde hatte d a s gar nichts zu tu n. Er l iebte Du bhe. Er wür d e s i e retten. A ls er ein kleiner Jun g e war, hatte ihm der Schwarze G ott das Leben geschenkt und dafür d as s einer Mutter genommen. Die s mal wür d e es an d ers kommen. Und doc h wies Dubhe, all sei n en Bemüh u ng e n und seiner H ingabe zum Trotz, seine Lie b e z u r ü ck u nd i g elte sich w eiter hartnäc k ig in d iese Tra u er a u s der Ver g an g enheit ein.
Lonerin war a m Boden ze r s t ört. Er w ü nschte s i ch, D u bhe wäre jetzt b e i i hm, sehnte sich nach ihren Berührungen, ja, das vor allem, mehr als alles a ndere. Sehnte sich nach dem Gefühl, das i h m früher die Ha n d s e iner Mutt e r vermittelt hatte, wenn sie seine Stirn gefühlt hatte, ob er Fieber habe, o der wenn er mit ihr über den Markt ge bu mmelt war und s i ch im bunten Treiben dort v erlo r en hatte. Es w a r genau das G l eiche. Das gleiche Gefühl von Wohlergehen und Glücklich sein.
Diese Erinnerungssplitter kos t ete er b is ins L e tzte aus, l i eß si ch fal l en in e ine Wehmut, ein Gefühl der E i nsamkeit, aus dem schwer w ieder herauszufinden war.
Immer noch hoffte er, Dubhe würde komm e n. Er sah sie v o r sic h , w i e sie d ie Tür öffnete und mit Tränen in den Augen zu ihm gelaufen kam. Sie habe sic h g eirrt, w ü rde sie ihm sa g en, u nd d as s n u n all e s w ie der so wie vo r her se i .
Die ganze Nacht über hockte er so wartend da, aber niemand kam.
Erst der Gnom, der ihm morgens das Frühstück brachte, riss ihn aus dieser Erstarrung. Lonerin hörte ihn anklopfen. Er hatte noch nic h t einmal gemerkt, dass es Tag g e worden war. D ie N a cht war wie ein konturlo s es Magma gewe s en, in dem es kei n e Stunden mehr gab und die Zeit zu einer zähflüssigen e w igen Gegenwart ge r onnen war. »Herein . «
Zögernd trat der Gnom
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