Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
Ich wollte ihn so glücklich mac h en, wie er es verdient hatte. Was er da hatte erleb e n müssen, war so ungerecht für ihn.«
Sennar seufzte.
»Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich auch dabei vollkommen versagt habe. Diesen verhängnisvollen Tag hat Tarik nie vergessen können, und er w u sste g ena u , dass m ich die Sc h u ld daran t r af. Das war i h m ständig be wu sst, und auch ich selbst habe es nie geleugnet. So w u chs er h e ran, u nd g le i chz e itig w u chs a u ch s ei n Hass a u f m i c h. Z u dem fehl t e m ir d ie Kraf t , ihn wir k lich z u erziehen, ihm Vorbild und ein echter Vater zu sein. Als er fünfzehn war, wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben und zog fort. Seit damals habe ich ihn nicht mehr wiedergesehen . «
Hier brach Sennar ab, und Lonerin wusste nicht, was er hätte sagen können. I hm fehlten die Worte, um ihn zu trösten, um s e inen Schmerz zu lindern. So b li e b er nur stumm ne b en ihm sitze n , vor dem Grabstein in der Stille der kleinen Licht u n g .
»Was ist mit Ido?«, fragte Sennar nach einer Weile.
Er blickte Lonerin aus feuchten Augen an un d be mü hte s i ch dabe i , etwas g efasster zu e rsc heinen, f a st s o , a l s w o lle er di eses Gestä n dnis zurücknehm e n, das er vi e ll e ic h t jetzt schon b e re u te. »Län g ere Zeit habe ic h ihm i mm er wieder g eschrieben, d och a l s Tarik f o rt war, habe i c h ir g endwie d a s Inter e sse an a llen Kontakten verloren . «
»Es geht ihm gut«, antwortete Lonerin mit einem Lächeln, »er gibt nicht auf, zieht immer n o ch in den Ka m pf. N a chdem D ohor ihn als Verräter gebrandmarkt hatte, leistete e r viele Jahre W iderstan d , führte eine Gruppe von Rebellen im Land des Feuers, solange es eben möglich war. Seitdem arbeitet er für den Rat der Wasser, in dem die Länder, d i e s i ch Dohors E i nfl u ss noch erf o l g reich entzi e hen konn ten, zusammengeschlossen sind, also die Mark der Wälder, die Mark der Sümpfe sowie das Land des Meeres.«
Sennar schien etwas verwirr t . »Es hat sich d och v i eles ve r ändert, s eit ich die Aufgetauchte Welt verlassen habe ...«
»Das schon .. . Jeden f alls hat Ido sich j e tzt a u f g emacht, Euren Sohn zu suc h en. Wir hatten keinen Hinweis, wo er leben könnte, aber ich weiß, dass Ido ihn vor der Gefahr warnen und ihn gegebenenfalls beschützen wird . «
Sennar nickte. »Das wäre e igentlich meine A ufgabe ...«
»Wie hättet Ihr davon erfahren sollen, so weit entfernt?«
»Schon, aber v i elle ic ht hätte i c h län g st in die A u f g eta u chte Welt z u r ü c kk ehren solle n . J e denfa l ls war es ein Fehler, von dort wegzu z iehen, ein Fehler, den ich te u er bezahlen mu sste. D o ch a ls Tarik m ich v erlie ß , f ü hlte i c h m ich der m a ß en überflü ss ig, erledigt, und mir war klar, d as s i c h ihm ni c ht fol g en d u rfte. Ganz bew u sst hatte er s i ch ja m e i ner Kon t rolle entzogen, war zum Mann geworden, und so war es r ichtig, dass ich ihm nicht mehr länger meine Trauer und meine Einsamkeit aufzwang . «
Eine W e ile sc h wiegen sie wi e der, b is S e nnar plötzlich in ein bitteres Lachen a u sbrach. »S e it Ewi gk eiten h a be ich nicht m e hr über diese D inge gesprochen, und nun tue ich es plötzlich e i nem völ l ig Frem d en gegenü b er . «
Er blickte Lonerin freundlich an, und dem j u ngen Magier wärmte es das H erz.
»Deine Freundin wird jetzt auch wach sein, wir können frühstücken ... Ach, hilf mir doch mal auf, mit diesem verfluchten B ei n ist das imm e r eine größere Sache.« Lonerin tat es, und dabei kam es ihm ganz s e ltsam vo r , d a ss ein so großer Geist in einem mittlerweile so hinfälligen Körper steckte. Sennars knöcherner Arm f ü hlte s i ch hö c hst zerbrechl ic h an im fe s ten G riff seiner H a nd.
Ohne ein Wort zu wechseln, spazierten sie zurück, doch es war ein Schweigen, in d em ni c hts Feind s eli g es mehr s te c kte, eher e t was Vertrautes, d a s sie verba n d. Noch im Wal d , aber nicht we i t vom Ha us , e r blic k ten sie D u bhe, die s ic h, m it ihren Messern in den Händen, gewandt wie eine Katze zwischen den Bäumen bewegte.
Die Schattenkämpferin trainierte. Lonerin erinnerte sich noch, wie er ihr zum ersten Mal zugesehen hatte, an die abwehr e nden Gefühle, die ihn dabei überkam e n, weil sie sehr viel von der G i lde übernommen hatte. Heute je d och war es ande r s.
Als er nun ihre präzisen, anmutigen Bew e gungen sah, schien sie ihm
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