Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
Als ihre Hand heiß genug w a r, begann sie.
Dem Labyrinth der unsichtbaren Lichtlinien vor ihrem geistigen Auge folgend, zeichnete sie mit dem getränkten Weidenzw e ig bizarre Mus t er auf Id o s H a ut. War ein Must e r ferti gg estell t , sprach s i e e in b estimmtes Wo r t u nd verst um mte dann einen Moment, um anschließ e nd, den harmonischen Gesang wiederaufnehmend, neue S y mbole nachzuzeichnen.
Währenddessen wurde Idos Atem immer ruhiger, sein Gesicht nahm wieder F arbe an, u nd s eine G li e der e r wär m ten sich. Schlie ßl ich war das g esa m te B ild fertig u nd erst r ahlte in seiner vollen Pracht. Nun berührte die Zauberin die Wunde und stieß einen lauten Ton aus, hielt ihn an und zeichnete dabei ei n en Kreis um die Wunde herum, hielt ihn wei te r an, b i s sie sc hlie ß l ic h k eine Lu ft mehr hatte, brach dann abrupt ab und schlug die Augen auf. I m nächsten Mo ment waren die Linien auf Idos Körper ver s chw u nden, so als hätte es sie niemals gegeben.
Erschöpft st ü tzte s ich Theana a u f ihre Handflächen. Es war noch schwie r iger gewesen, a l s s i e erwartet hät t e. Vi e l Z e it war doch vergangen, s e it Ido d i e Wunde davon g etra g en hatte, u nd das G ift hatte s ich schon weit a usg ebreitet.
»Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte der Junge am ganzen Leib zitternd.
Mit e inem Lächeln drehte sich Theana zu ihm um. »Das w ar ein ganz an t iker Za u ber. Jetzt g eht es ihm be ss er. Wenn w i r in Laodamea sind, bereite ich ihm das Gegengift zu, und dann wird er bald wie d er gesund sein.«
Sans M i ene he l lte sich a uf . » D anke, vi e len, v i elen Dank!«, r i ef er, warf sich ihr an den Hals und b rach in Tränen aus.
Theana lächel t e. Es ge schah n icht of t , dass sie sic h so nützl ic h vorkam.
Sie be m er k te, d ass Bjol s i e i mm er noch sta u nend anscha u te. » S o e inen Z au ber habe ich noch nie gesehen « , s a g te er. »W a s war das?«
»Magie und a r chaische Heil p raktiken. Mein Vater hat sie mich gelehrt.«
Sie scheute sich, mehr darüber zu sagen. Zu lange hatte sie ihre Fähigkeiten verber g en, hatte s i ch ihrer sc h ä m en müss en, als dass sie es jetzt gewagt hätte, den Namen des Gottes zu nennen, in des s en Namen sie ihrer Kunst ausübte. Ein misshandelte r , verratener, ve r fälschter Gott. Der Gott ihres Vaters und zuvor noch der Elfen: Thenaar.
28
Nihal
Nach dem Frühstück, d as sie gemeinsam einnahmen, widmete sich Sennar seinen täglichen Verrichtung e n, ohne sich n o ch weiter um seine be i den G ä ste zu kü m mern.
Als er irgendwann damit fertig war, gesellte er sich wieder zu ihnen. »Mit wem soll ich anfangen?«
»Mit ihr«, antwortete Lonerin sofort.
Dubhe legte i h re Hand auf seinen Arm. »Nein, mein Probl e m kann ruh i g noch warten. Der eigentliche Grund für u nseren Besuch is t do c h Asters Wiederauferst e hung. Beginnen wir lieber damit . «
Sie war schön m it di es en v or Entschl o ssenheit glänzenden Augen, und Lonerin verspürte ein schmerzliches Verlangen nach ihr. Schnell wandte er sich Sennar zu und versuchte s i ch ganz auf die Sache zu konzentrieren.
Der alte Zauberer lehnte sich einen Moment lang auf seinem Stuhl zurück und stand dann auf, um einige Bücher zu holen. Es waren dicke, schwarz eingebundene Werke -zweife l los mit verbot e nen Zauberformeln - und so schwer, dass er sie kaum tragen konn t e. D u bhe spra n g auf, um ihm zu helfen.
»So alt und sc h wach, wie du g laubst, b in ich nun auch noch nicht«, wehrte er ab, doch sie ließ s i ch nicht b eirr e n. Sie nahm i h m einen schweren Band ab, legte ihn a u f den T i sch u nd setzte s ich dann wieder.
Sennar nahm ebenfalls Platz. Er sc h ien ein wenig verle gen. Offenbar bereute er es n un, wie f e inds e lig er die bei de n e m pfan g en hatte.
»N u n, D u bhe, dann erzähl m al von dem Ge sicht, d a s du in der Gi lde g es e hen hast. Beschreib es mir in a llen Einze l heiten. Au ch Kleinigkei t en, d ie dir unbedeutend erscheinen mögen, können von großer Wichti g keit s e in. La s s a l so nichts aus . «
Sie gehorchte u nd erzählte, w i e s i e e s a u ch vor der Ratsversamm l u n g getan hatte, berichtete von den albtraumhaften Szenen, d ie sie tief im H erzen der Gi ld e erlebt hatte.
Konzentriert und aufmerksam hörte Sennar zu, doch zitterten seine Hände dabei leicht, wie Lo n erin bemerkte. Er stellte Dubhe einige Fragen zur Anordnung und zum Au s sehen einiger Symbole in dem Ra u m, zur
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