Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
fremden Welt, umringt von irgendwelc h en gruseligen Gespenstern, mutterseelena l lein, und du ...«
»Ich vergesse eben nie, wozu ich hier bin ...«
Lonerins Stimme war fes t , der Blick s e iner grünen Augen k lar. Dubhe war beeindruckt.
»Ich habe eine Mission zu erfüllen, von der das Leben sehr vieler Menschen
abhängt. Dafür bin ich bereit, alles zu g eben. Dass e s schief g ehen, d a ss ich a u ch scheitern könnte, daran denke ich überh a u p t nicht. Nicht zu letzt, w e il das den Erfolg gefährdet.«
Dubhe schaute ihn einige Augenblicke schweigend an. Noch nie hatte sie
jemanden kennengelernt, der so geradlinig ein Ziel verfolgte. In ihrer Welt hatte es b i slang n u r Menschen gegeben, d ie s i ch e her vom Sch i cksal hatten trei b en lasse n . So wie s ie s elbst a u ch.
»Und a u ch du sollt es t dir Ged an k en dar ü ber m achen, was d u m it deinem L eben anfan g en willst - wenn wir bei Sennar waren und du frei b i s t, we i l der F lu c h gebannt ist. D e nn das wi r d g e schehen. Wenn du e s w i lls t , w ird e s wahr w e rden.« Ach, wenn du wüsstest. Nichts von dem, was in meinem Leben geschehen ist, habe ich so gewollt! Gornar ist gestorben, meine Eltern haben mich verraten, und auch mein Meister hat mich verlassen!
Das hätte sie h i na u sschreien k önnen. Aber s i e u nterließ e s . Z um indest ei n e We i le k onnte sie sich ja a u ch der I l l u sion hingeben, dass Lonerin recht hatte. Eine schöne I ll us ion, d ie sie so an g enehm einl u ll t e, dass s ie sie nicht zers t ören wollte.
Sie de u tete e in Lächeln an, d a s Lonerin fast dankbar erwiderte. » S chlaf n u r, i ch bleibe wach«, sagte er.
»Kommt nicht infrage. Die erste Wache ist die schwerste. Und zudem bin ich daran gewöhnt, lange w a ch z u bleiben«, pr o testierte s i e.
»Offen gesagt, bin ich noch so aufgewühlt, dass ich ohnehin kein Auge zuma c hen kö n nte. Und du s ieh s t mitgenommen aus .. . Wenn i c h nur an die s es G espenst den k e, das durch d i ch hind u rch geschlüpft i st .. . Nein, schl a f nur, d a s wird dir guttun.«
Dubhe ließ sich überzeugen. Tatsächl ic h ha t te d a s Brül l en der B e stie sie erschöpft, a u ch wenn sie keine L u st hatte, Lonerin davon zu erzählen. De n n dann wäre s e in B l ick wi ed er v oller M itleid gewesen, und es war viel angenehm e r, ihn weiter diese Selbs t sicherheit ausstrahlen zu sehen.
Sie zog den Dolch aus dem Gürtel und reichte ihm die Waffe.
»Den brauche ich nicht. Gegen die G eister reicht meine M ag ie.«
»Für alle Fälle ...«, lächelte sie.
Mit den Dolchen bahnten sie sich einen Weg durch das Dickicht. Hinter i h nen blieben abgeschlagene Zweige und zerbr o c h ene Äste zurück. Eine Fackel, die Filla trug, leuchtete ihnen den Weg. Gleich hinter ihm kam Rekla, die beschlossen hatte, dass sie nur wenige Stunden schlafen und auch in der Dunkelheit weiterwandern würden. »Wir haben den Drachen verloren, und die beiden haben mindestens drei Tage Vorspru n g. Den müssen wir aufholen«, hatte sie erklärt.
» I n diesem Land wimmelt es von Gefahre n . Ic h bin sicher, die werden auch ohne unser Zutun n i cht überleben«, hatte Kerav b e merkt.
»Nein!«, schrie Rekla aufgebracht. » W ir müssen sie tö t en! D as B lut d ieser Hündin muss in Thenaars Becken fließen. Und das wird auch geschehen.«
Sie schien u ner mü dlich wie e i n Wolf auf der Jagd nach s e iner Beute.
Gegen Abend bestiegen sie eine kleine Anhöhe, um das Gelände überblic k en zu können. Auf der Kuppe angelangt, sta n d ein strahlender V o llmond am Hi mmel.
Es war das ers t e Mal s e it Beg i nn ihrer R e ise, dass sie ihn sahen, und fast ehr furchtsvoll blickte Filla zu ihm hinauf.
»Steh d o ch ni c ht so r um . H ilf m ir lieb e r«, fo rd erte Rekla ihn mit schneide n der Stimme auf.
Von einer Art Vorahnung erfasst, machte sie sich daran, auf einen Baum zu k lettern. A ls s i e d i e obe r sten Äste erreicht h atte, stahl s i ch ein L ä cheln in i hr Gesicht. Unwillkürlich dankte sie Thenaar.
»Mädchen, j etzt hast du einen Fehler g em acht«, mu r m elte s i e ins D u n k el hi n ein,
»und der wird dich teuer zu stehen kommen.«
In der Ferne am Horizont sah sie im Mondlicht eine dünne Rauchsäule aufsteigen.
5
Salazar
Für Ido war es ein seltsames Gefühl, wieder den Boden des Landes des Windes zu betreten. F r ü her hatte er s i ch dort n u r a ufg ehalten, u m Nihal u nd Sennar zu besuchen. U n d als d ie b e
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