Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
geeignet, i h nen im dich t en Wald den Weg zu weise n .
Dubhe empfand s e ine Worte als beruh i gend. Dieses Licht, das ihnen die Richtung vorgab, hatte etwas Tröstliches, u n d einen Moment lang fühlten sich beide weniger verloren.
In den ersten Tagen ihrer Wanderung war das Sirren und Summen der Insekten rin g sum das e i nzi g e G erä u sch, d a s d ie u nheimliche Sti l le du rchbrach. Au c h di es e waren ung e wöhnlich. Entfernt ähnelten sie denen in der Aufgetauchten Welt, hatten g leichz e itig aber a u ch e twas sehr Befr em dl ic hes. Ei nm al entdec k ten sie morgens einen Käfer mit einem kunte rbu nt e n Panzer und unzähligen Füß e n u nter seinem r u ndlichen L e i b , e in anderes M al war e s e in großer gelber Sch m etterling m it s e chs F l üg eln, der s ie mit seinem schwerelosen, harmonischen Flug verzauberte. W ieder ein anderes Mal schlängelte sich ein Wurm von der Länge einer Hand mit grotes k en Bewegungen ü ber ihren Weg, u m s i ch irgend wann aufzurichten und sie aus acht schwarzen Augen anzustarren.
Darüber hina u s regte sich nichts im Wa l d, n i cht der le is este Windhauch. Nur einmal h ö rten sie etwas Eigenartige s . Einen Schrei in der Ferne, fast ein Br ü llen, u nd o bwohl nicht l au t, z u c k ten be i de in der voll k om m enen Stil l e zusammen. L o nerin blickte s i ch hektisch um, während Dubhe zum Bogen griff. So sta n den sie eine ganze We i le reglos d a , d o ch der W a ld schwieg wieder.
»Das war e in D rache«, flüs t erte Loner i n und fragte sic h , woher der Schrei gekomm e n s ein mo c hte. Gab es hier übe r haupt Drachen? Sennar hatte zumindest keine erwähnt ...
D u bhe sch ü tte l te s ich. Etwas Bedrohl i ches h atte in dem B r üllen g ele g en, und ohne besonde r en G r u nd dachte s ie an den B au der G il d e u nd an Re k la.
Mehr und mehr fühlte Dubhe sich beobachtet. Seit sie der Fluch getroffen hatte, war sie nie w ir k lich a l lein, w e il t ief in ihrem Innern die Bes t ie sc hl umm erte, jederzeit b ereit hochz u fahren u nd die kleinste Schwäche ih r er s eits so f ort a uszun u tzen. Doch nu n war es nicht n u r die Bes t ie, die a u f der La u er lag, sondern noch etwas anderes. Ein unterschwelliges Gefühl der Bedrohung, so als hätten sie alle Augen, d i e Stämme, Ä s te, Blätter u n d Blü ten. Unzähli g e B l ic k e, a l le nu r a u f sie ger i chtet.
Hin und wieder holte Lonerin die Karte hervor und st ud ierte sie eine Weile, bevor sie weitergingen. Eigentlich war es si n nlos, aber Du b he verstan d , d a ss es ihm Sicherheit gab. Er war zu bew u ndern. Wie er sich bemühte, einen kühlen Kopf zu bewahren u nd die N e rven u nter Kontrolle zu ha l ten, hatte etwas Heroisch es . D e nn so g ar ihr, Du bhe, die d o ch z u r Kaltbl ü ti g keit erzogen w a r, fi e l es in d i esem W ald schwer, nicht nervös zu w erden.
Und a l s wenn das a ll e s noch nicht g ereicht hätte, w u rde e s ta gsü ber a u ch noch u nerträ g lich hei ß . Lonerin le gt e s e in Wams a b u nd k ämpfte sich mit schweißbed e c k tem nac k tem Ober k örper d u rch das Dickicht, während Dubhe nur ihr Oberteil anbehielt.
Fa s t immer vom L aubwerk ver d e c kt, zog d i e Sonne am Hi mmel ihre Ba h n. N u r wenn sie zu einer Lichtung kamen, explo d i e rte das L icht u nd blende t e s ie derart, dass sie e inige bange Momente überstehen mussten, w e il s i e vo l lkommen die Orientier u ng verloren.
Es war, als bewegten sie sich in einer Sphäre ohne Zeit und Raum an einem immer gleichen Ort, der bed r ohlich wir k te, ohne dass die Gefahr deutlich zu erkennen war. Eine Situation, die ihre Nerven extrem strapazierte.
Dubhe kam damit besser zurecht als Lonerin. Gewiss, auch sie belastete es, jeden Augenblick auf der Hut sein zu müssen, auch sie hatte Angst, e ine unterschwellige Angst vor e t was, das nicht zu benennen war, doch noch g elang es ihr, d ie Nerven zu behalten.
Lonerin hingegen wurde immer nervöser, h o lte dauernd die Karte hervor, k ontrollierte z wan g haft die Nadel u nd b l i ck te s i ch fortw ä hrend he k tisc h er um . Dubhe hätte ihn gern irgendwie beruhigt, doch auf diese Situation war sie ganz u nd g ar nicht v orbereitet. Ste t s hatte sie n u r a u f sich sel b st a u f g epasst od e r von ihrem Meister Schutz und Trost erfahren. Wie man einen anderen Menschen tröstete und be ruhigte, wusste sie dah e r nicht. Wie machte man einem anderen M u t? Lonerin s chien dazu in der Lage, s ie s e lbst
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