Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
ernägel in das F le i s c h schnitten.
Lonerin und Dubhe übernachteten an einem schönen Teich mit kristallklarem Wasser, der von einem kleinen Wasserfall g e speist wurde. S eit Tagen wa n derten sie nun schon, fast ohne zu rasten, um d i e A ssa ss inen so w eit wie m ö g lich hinter sich zu la ss en. Doch an d ies e m Abend hatt e n sie b e schlo ss en, ein La g er a u fz u schlagen, u m sich zu st ä rken u nd a u sz u r u hen.
Lonerin sprang als Erster in das Wasser, und zu seiner Überraschung tat es ihm Dubhe sogleich nach.
Nach a l l dem, was sie e r lebt h atten, war e s ei n unerwart e tes, aber auch natürliches Ve rg n ü gen, frei im Wasser h erum z u tollen, u nd au ch die F re u de, d ie sie a u sstr a hlte, war durcha u s echt.
Lonerin sah ihr zu, wie sie tief in den See eintauchte und dann wieder ein paar kräftige Züge sc hwamm. Wie gern hätte er si e häufi g er s o g e s ehen mit die s em fröhlichen G es i cht, u nd stärker als je z u vor spürte er das Verlangen, ihr zu helfen und sie zu ret t en - koste e s , w as e s wo l le.
Wieder am Uf e r, legte s i ch Dubhe sogle i ch n i eder u nd sc hli e f bald dara u f ei n. Vielle ic ht lag e s an dem B a d, vie l leicht a u ch an der E r schö p f u n g , aber ausnahmsweise einmal hatte Lonerin den Eindr u c k , da s s i h r Schlaf frie d li c h war. Er hingegen wachte am Feuer, d ie entfa l tete Karte zu s e in e n Füßen. Neben Id o s Notizen in dessen kleiner Handschrift standen nun die Bemerk u ngen, die er selbst mit grö ß eren Schwüngen hinzugef ü gt hatte. E s m ach t e ihm Spa ß , s ic h als Entdecker zu f ühlen, und er t räumte davon, als so l cher nach Hause zurück z ukehr e n und den Kartografen d a heim den Entwurf einer ganz neuen Landkarte übergeben zu kö n nen.
Erst als er sich wirklich erschöpft fühlte, legte er sich ebenfalls nieder. Er streckte sich u nd bl ick te dab e i ü ber de n h ü bschen Teich. Es war ein bezaubernder Ort. Die perfe k t r u nde Sc heibe d e s Mondes spie ge lte sich a u f d e m r u hi g en Wasser. Lonerin hatte Durst und sta n d auf, um noch etwas zu trin k en. Ihre F l a sc h en waren gut gef ü llt, aber wann hatte er sich d a s l e tzte M a l z u m Trinken über einen Bach o der etw a s Ähnliches gebeugt?
Er bl i ckte wi ed er über die gla t te Wass e rfläc h e, und f a st kam es ihm wie ein Sakrileg vor, die Hände einzutauchen und sie dadurch zu zerstören.
So hoc k te er s el tsam u nentsch l ossen da, als er plötz l ich e t was a u s dem Wa s ser auftauchen sah.
Vielleicht schlafe ich auch schon, und das ist alles nur ein Traum, dachte er noch. Und in der Tat kam ihm die Situation ganz unw i rklich vo r . A b er er s chlief nich t , d a s wusste er.
Mehr u nd m ehr schob s i ch ein ei g enarti g es Wesen a u s dem Wasser, dessen dunkler Körper v o n ei n em schmalen leuchtenden Rand umgeben war. Der Kopf war flach, der H a ls d ü nn, u nd a u ch die Sch u ltern wirkten schmächtig wie von einem Knaben.
Es war vollkommen still, sogar der Wasserfall schwieg.
Lonerin war w ie in Trance. Er hörte nur den Atem dieses geheimnisvollen Wesens, das ihn von der Mitte d e s T e iches a us ansah. Es d r än g te ihn, es z u berühren, sich ihm zu nähern. Er wusste, dass er es tun musste.
So stand er auf und bewegte sich mit v o rsic h tigen Schritten durch das Gras zum Wasser hi n , w ä hrend die s es s e ltsa m e G e s chöpf, ohne auch nur die kleinste Welle zu verursachen, immer näh e r kam. Unverän d ert lag d as W asser re g l o s da, s o dass a u ch die r u nde Mond sc heibe a u f dem Wa s s e rspie g el v o ll komm en inta k t blieb.
Je näher es kam, desto deutlicher konnte Lonerin weitere Einzelheiten dieses Wesens erken n en. Es hatte ei n en g e bogenen Schnabel und Schlangenauge n . Recht harmlos wirkte es a b er durch seinen sonderbar flac h en Kopf, der a n den Seiten mit borstigen Haarkränzen besetzt w a r.
Jetzt war es so nahe, dass Lonerin es hätte berühren können. Aber er tat es nicht, stand nur weiter reglos da und starrte ihm in die Augen. Dann war plötzlich alles verschw u nden: d ie Nacht, der Wal d , der S e e. N u r noch d a s Nichts war g e blieben, Lonerin selbst und diese eigenartige Kreatur.
Es geschah so schnell, dass Lonerin gar nichts mitbe k am. Als ihn eine beißende Kälte und das Gefühl, von vier Gliedmaßen umklammert zu werden, wieder in die W irklichke i t zurückbrach t e, war e s b erei t s zu spä t . Er v e rsuchte zu
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