Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
und so blieb sie einfach unter dem Baum sitzen.
Kurz darauf war er wieder da. Er hatte Kerbel gefunden und bereitete ihr damit nun einen Umschlag zu. »Das war doch nicht nötig.«
»Wenn ich mich nicht um dich kümmere, wirst du nicht gesund, und wenn du nicht gesund wirst, kommt meine Mis s ion ins Stocken. Wie du siehst, mache ich das im G r u nd n u r f ü r mich, s o wie du e s v o n dir sel b st a uc h immer beha u ptest.«
»Du könntest mich doch einfach hier zurücklassen.«
»Würdest du das vielleicht tun?«
Dubhe antwortete nicht. Es war wirklich eigenartig für sie, in dieser Weise auf jemanden angewiesen zu sein. Aber w a s war eigentlich schlimm daran, mal eine Weile so zu t u n, als s ei sie ni c ht allei n ? D i e B esti e , die G ild e , Rekla, a ll das waren Sorgen, die sie gern hier auf d er L i c h tung weit von sich geschoben hätte, zumindest für eine We i le.
Tja, Rekla . . . Lonerin hatte sie zunächst einmal außer Gefecht gesetzt, doch umso mehr würde sie auf Ve rg eltung bren nen. Würde sie, Dubhe, in der Lage s e in, sich gegen sie zu behaupten? Die Assassinen waren zu dritt, hatte Loner i n gesagt. Mit den beiden anderen k onnte sie es vi e lle i cht a u fnehmen, doch mit Rekl a ? Nein, mit ihr n icht, ihr war si e mit Sicherheit n i c h t gewachsen.
Sie u mklammerte das Heft ih r es Do l che s , w ä hrend ihr Herz heftig in der B r u st pochte.
So schnell wie möglich musste sie auf die Beine kommen, sogar auf dieser friedlichen Lichtung waren sie in Gefahr.
Mit dem Begräbnis hielten sie sich nicht lange auf. Rekla und Filla hoben eine flache Grube a us und warfen den le b losen K örper ihres K om plizen Kerav hinein. Es war ihnen schlecht ergangen dort in der Höhle, alle dr e i wären beinahe erstickt. Dieser ver d ammte Magier hatte s c hnell und klug gehandelt. In d e r Höhle stauten sich die giftigen Däm p fe, und di e ser Idiot v o n Kerav hatte g eh u stet u nd g eh u stet u nd d a bei weiter auf den Wurzeln gelegen.
Re k la hatte s of ort be g riffen, was da im G ang war, d o ch a u ch ihr s elbst w ar schwindlig geworden, und die giftigen Dämpfe hatten ihr Gehirn benebelt. Nur der M u t d er V e rzweifl u ng un d d a s W is s en u m die Be d e u t u ng ihrer Missio n hatten es ihr ermöglicht, sich mit bloßen H ä nden d u rch d i e Erde zu w ü hlen u nd hinauszugela n gen. Während ihr Leib v o n K r ämpfen u nd Z u ck un gen gesch ü ttelt wurde, hatte sie im Regen die Zutaten für das Gegengift zusammengesucht und m i t jenen gemi sc ht, di e s i e in ihrem Rei s e s ack m i tführte. Sch l ießli c h waren ihre Anstren gu n ge n belohnt wo rd en. Ihren Di e ner F illa u nd s i ch s e lbst hatte sie ret t en können. Für K erav jed o ch kam jede Hilfe zu spät.
Immerhin fand er ein rasches, schmerzl o s e s E nde. S ie persönlich sor g te da fü r. Schlie ßl ich w u sste s i e g ena u , wie m an tötet e , ohne das Opf e r lei d en zu l a s s en. Sogar ein wenig von se inem B l ut hatte s i e in d em Flä schc hen m i t d er grünen Flüssigkeit au f gefangen, um es im Bau der G ilde Thenaar z u opfern.
Dabei be d eutete ihr d ieser M e nsch überh aup t nicht s . W ie s i e s e lbst war er ein Ass a ssine g ewesen, u nd n u r als Ka m erad e r wies sie ihm di e letzte Ehre, t r a u erte nur um den Verlust eines Siegreichen. So hatte man es sie gelehrt: Waffenb r üder wurden geachtet, doch nur T h enaar gelieb t . Darüber hina u s gab es so et w as wie Liebe ü berhaupt nicht, u nd d er G eschl e chtsakt diente a ll e in dazu, neue Siegreiche hervorz u brin g en. A u ch F re u ndschaft war e i ne I l l u sion u nd Ka m eradscha f t der einzige Wert.
Was für ein Mensch war Kerav gewesen? Gab es irgendjemanden in der Gilde, der auf ihn wartete? Das war ohne Bedeutung. Nur um eins beneidete Rekla ihn.
Dort u nter der Erde lie g end w ar er berei t s in Thenaars bl u t ig es Reich hei mgegangen und konnte dort seinem Gott nahe sein.
Oh Herr, sprich zu mir . . .
Wieder antwo r tete ihr b loß d a s Echo ihrer eigenen G e danken.
Wenn sie an d i esen Ma g ier d a chte, der sich i n ihr Ha u s e in g eschlichen ha t te, zitterte sie vor Zorn. Dubhe würde sie in a ll e r R u he töten, d aheim im Bau der G ilde, w ü rde i hr Bl u t lan g s a m in das g roße Becken laufen l assen. Doch d i esem dreisten Bürschlein würde s i e mit Vergnü g en an Ort und Stelle den Garaus machen. Sie b a llte die F ä us te so f e st, d a ss ihr die F in g
Weitere Kostenlose Bücher