Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
SIEGREICHEN M IRO
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Das Ende der Mission
Traue niemals dem ersten Eindruck. Lass nie die Deckung sinken. Dennoch wird auch für dich der Tag kommen, an dem du einen dummen Fehler machst. Das ist u nvermeidlich . «
Zum Trost erzählte Dubhe ihrem Gefährten von den Dingen, die ihr der Meister beigebracht hatte, doch Lonerin ärgerte sich weiter maßlos darüber, dass er sich wie ein Anfänger hatte übertö l peln lassen.
Mit vor Scham geröteten Wangen saß er am Seeufer und stierte vor sich hin.
D u bhe hin g e g en war besor g t. Die L u ft r in g s u m vibrierte sel t sam, u nd sie s pü rte, wie s ich die B e stie in ihrem Innern re g te. Ein schlecht e s Vo r zeichen.
Hier konnten sie nicht länger bleiben. Sie mussten sich aufraffen und endlich weiterziehen.
Immer steiniger wurde das Gelände. Sie näherten sich also den Bergen. Offenbar stimmte d i e R i chtung, und Dubhe spürte eine vage E rregung aufko m me n . Sie konnte es nicht leugnen: Plöt z lich re g te s i ch e in G ef ü hl, d a s sie schon so l a n g e a u f g e g eben hatte, dass s ie es k a u m noch k annte: Hoffn u n g .
Lonerin bl i eb stehen und hol t e einmal m e hr die Karte he r vor. Sie hockte sich neben ihn u nd blickte in s ein G esicht mit den neugierigen, entschlossenen Zügen, die dort nie weichen wol l ten, der G es i chtsa u sdruck eines M enschen, der ein klares Z iel verfolgte. Mit e inem Stift fuhr er jetzt die gesamte Strecke n ach, die sie b i s zu d iesem Z e i t punkt zurüc k gelegt hatten.
Stolz b e tracht e te er den fein e n Strich, den er gezeichnet hatte. »Ein ganz ordentliches Stück, findest du nicht?«
D u bhe nic k te. Es stimmte, u nd d o ch hatte s i e das G ef ü hl, n icht s o recht v o n der Stelle zu kommen, so als liege das längste Stück noch vor ihnen. Nun galt es, den Einstieg in die Schluchten zu f in d en, u nd sie hatte nicht die g erin g ste L u st, wieder in d i e T iefen der Erde hinabzusteigen. Die K a takomben der Gi l de hatten ihr g ereicht. U nd so schwand die Z u friede n heit, die s i e g e r ade noch ge sp ü rt hatte, langsam wieder dahin, und ihre Miene wurde ernst.
Unter einer stechenden Sonne wanderten sie weiter, b is s i e g egen Mittag in offenes Gelände kamen. Kein Baum war mehr zu sehen, u n d eine leichte Brise wehte. S e it d e m B e ginn ihrer Wander u ng war di e s n u n das erste Ma l , d a ss ihr Bl i ck weiter a ls nur ein p aar Ellen schweifen konnte. Sie standen auf einer Wiese mit sattgrünem Gras und herrlich bunten Blumen.
Verzaubert von dieser Schönheit, lief D u bhe einige za g hafte Schritte über die Wiese und ließ sich dann im Gras n i eder, w ährend Loner i n sich forsche n d u mblickte.
»Dort drüben kommen wir wohl ni c ht weite r «, erklärte e r , indem er vage na c h rechts d e u tete, »da mü sste ein st e iler A b br uc h sein, ic h de nk e, wir wer d en u ns einen anderen Weg suchen müssen ... «
Doch Dubhe hörte ihm gar nicht zu. Der Duft der Blumen ließ sie an Selva denken, das Dorf, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte, und diese Erinnerung öffnete d a s Tor zu we i teren Gedanken. Es hätte au c h alles anders kommen, ihr Leben anders verlaufen könn e n. Und zum e r sten Mal s t ellte sie n u n infra g e, dass sie ihren Lebe ns weg einem g ra u samen, u nausweich l ichen Sc hic k sal verd a n k te. Vielleicht war es Lonerins Ei n fluss, der ihre Anschauungen ins Wanken b r achte, sein Elan, sein wacher, le b en d i g er G eist.
Abgelenkt durch d i ese Überl e gungen, war sie einen Moment lang nicht auf der Hut. Und a l s s i e den eisernen Griff einer Ha n d auf ihrem Mu nd spürte, w a r es bereits zu spät. Sie vers uc hte zu schreien, d o ch d u rch d ie Fi n g er, die ihr G esicht u mschlossen, d rang n u r ein erstickter La u t, d er zu schwach war, u m Lonerin zu erreichen.
Da verdrehte s i e, so w i e Sher v a es i h r beigeb r acht hatte, mit aller Kraft ihr e n Hals, bis es nicht mehr ging, und schaff t e es a u f di es e We is e, den M un d ein en Augenblick la n g freizubeko m men.
»Lonerin!«
Sie sah, wie er herumfuhr, dann das Aufblitzen eines Wurfmessers unter der heißen Sonne, und er sackte zusammen. »Nein!«
Die Bestie in ihrem Innern begann zu brüllen, und als sie die Situation nun voll erfasst e , gefror ihr das Bl u t in den Adern: Die Assassinen der Gilde hatten sie aufgespürt, und Rekla füh r te sie a n . Wenn s i e d i e Wächterin der Gifte nicht be siegte, war a l l e s ver
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