Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
vi e l l eicht r ü hrte d a her seine a b le h nende Halt u ng den Fähigkeiten s eines Sohnes gegenüber. » S chon gut, wie du wills t . Aber jetzt brauche ich die Behandlung, ic h bitte d ich, S an .. .«
Er läch e lte ihn an. E s dauerte etwas, bis der Ju nge re ag ierte, aber dann machte er sich w ieder ans Wer k .
Ido war häufig von Magiern behandelt worden und hatte gelernt, deren Kräfte anhand des Heilungsverlaufs seiner W u nden zu be u rteil e n. Ein vielleicht etwas grobes Verfahren, aber für ihn war es brauchbar gewesen. Jedenfalls war San danach ein r e cht mächtiger Zauberer. Da er wahrscheinlich k einerlei Aus b ild u ng genossen hatte, musste er eine Art Naturtalent sein. Ido b e o bachtete ihn be i der Arbeit, s e in ko nzentriertes G esicht, in dem s i ch d u rch d ie A nspann u ng bereits die erwachse n en Züge abzeichneten, die es einmal anneh m en sollte. Ein B i ld, d a s den Gnomen rührte.
»Du bist Id o , n icht wahr?«, murmelte San ganz unvermittelt.
Überrascht von der Frage, brauchte Ido einem Moment, bevor er nickte. Die A ug en d e s J u n g en strahlten. » I ch hab's d och g ew u sst.«
»Und woran h ast du das erkannt?«
»An allem. Wie du gekämpft hast gegen diesen schwarzen Mann ... weil du mich hierhergebrac h t hast ... « San hielt einen Mo m ent inne, bevor er fortfuhr. »Ich bin Nihals Enkel«, erklärte er dann mit stolzgeschwellter Brust.
»Ich weiß. Woher sollte ich sonst deinen Namen kennen?«
San sank ein w enig in sich zusammen. » S timmt, daran habe ich gar nicht g edacht ...«, antwortete er, während er sich wieder über die Wunde beugte.
Auf seiner Sti r n standen Sch weißperlen, a n scheinend strengte ihn die Behandlung an, aber er machte unverdrossen weiter.
Es entstand ein kurzes Schweigen, und Ido fiel auf, dass sich Sans Miene verfinstert hat t e.
»Mein Vater«, fuhr der Junge nun mit leicht zitternder Stimme fort, »wollte auf keinen Fall, d a ss ich di e se b e sonderen Kräfte nutze . « Sans Schultern waren eingesunken, sein B l ick w irkte lee r .
Ido spürte, wie schwer es ihm fiel, jetzt über diese Dinge zu reden, nachdem er seinen Vater ve rloren hatte.
»Ich glaube, es reicht«, sagte er, »steh nur auf, du wirst erschöpft sein.«
San gehorchte, löste sich von dem Gnomen u nd blic k te m it tränenverschl e ierten Augen auf sei n e Hände. Es w ar offensich t li c h, d a ss er s ich schuldig fühlte an dem, was geschehen war. Id o dachte nic h t lange nach und drückte ihn an sich. Dabei s t örte er sich n i cht daran, d a ss die W u nde pochte u nd d ie g ebroch e ne Rippe schmer z te. D i eser Junge musste seine Gefühle herauslasse n , er kon n te unmö g lich all e s mit s i ch s e lb s t ausmachen.
Einen Moment zögerte San, dann aber gab er sich der Umarm u ng hin und legte seinen Kopf a u f Idos Schulter. D er Gnom spür t e, w i e dem Jungen d i e Tränen zu l a ufen begann e n, bis er b a ld sc h on haltlos wei n te. Wortlos stre ic helte er San ü b e r das blä u l i che Haar, t e ilte d e ssen Schmerz, ließ ihn weinen an s e iner Br us t, die s i c h r u hig hob un d sen k te.
»Papa hat mir viel von mein e r Großmutter Nihal erzähl t . Er k annte alle i hre Abenteuer, und nicht nur die, von den e n in den Büchern e r zählt wird. Von ihm weiß ich a ll e s ü ber ihre Re is en d u rch di e Lande jens e its d e s Saars u nd a u ch ü ber ihre Kindheit in Salazar. Diese Geschichten erzählte er mir abends im Wi n ter vor d em Kam i n oder im Sommer d raußen unt e r den Sternen. Ic h habe das se h r gemo c ht.« San s aß jetzt mit übereinan d erge sc hlagenen B einen d a und sc haukelte mit dem Ober k örper leicht hin und h e r, noch ein wenig erregt von dem Gefühlsausbr uc h, der ihn zuvor ü b erkomm e n hatte. Den Blick zu Boden gerichtet, schn i efte er immer mal wiede r . D a s lange hef t ige Weinen sch i en ihm gutgetan zu h a ben, und nun war ihm nach Reden zumute.
I do hörte ihm aufmerksam z u, saß auf dem Bett mit dem f r ischen Verba n d, der ihm ein a uß erordentlich e s Wohlgefühl besc h erte, obwohl i h m nach den Anstrengung e n der letzten Tage alle Gelenke wehtaten.
»Ich glaube, ich weiß, wieso mein Vater nicht wollte, dass ich mit meiner Großmutter prahle oder von meinen strahlenden Händen erzähle«, fuhr San fort.
»Er woll t e e infach keinen Ärger, verstehst du? In S a lazar h at er sich nur um seine eigenen Sa c hen gekümm e rt, hat zurü c kgezo g en gelebt mit
Weitere Kostenlose Bücher