Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
meiner Mama und mir. Wir waren ganz normale Leute. I ch selbst habe manchmal an meine G ro ß mutter ge dacht, an all d a s, w a s sie vo l l b racht hat, u nd habe mir ü berle g t, wenn die Leute wüssten, wer ich bin, könnte ich vi e lle ic ht s ofort in die A k ademie aufgenommen oder so ns t irg e ndwie geehrt werden.«
»Und hat er dir auch von deinem Großvater erzählt?« San schüttelte den Kopf.
»Nie. Von ihm weiß ich n u r, was über ihn gesc h rieben wurde. Aber ic h habe mich immer für Sennar interessiert.
Er hat ja sel b st viele Bücher ge schriebe n , und die habe ich alle verschlunge n . Aus ihnen habe ich auch ein paar meiner Zaubertricks . «
Ido spitzte die Ohren. »Zum Beispiel?«
»Zum Beispi e l Tiere zu beher r schen. Zw e i W orte, u nd sie r ü hren sich n i cht mehr und schauen einen nur noch blöde an. L u stig, nicht wahr? N ur leider hat mich mein Papa e inmal dabei erw i scht, wie i c h d a s ein paar Freunden mit einer Henne vorgeführt ha b e. Eigentl i ch hat er mich nie g e schl a gen, aber als er das sa h , wurde er wirklich ga n z furchtbar zornig. Er h a t mich s o verprügelt, d as s meine Mama ganz böse auf ihn wurde. Aber das war noch nicht d a s Sc hl i mm s te: A uß erdem hat er mir auch noch verboten, weiter zu zaubern, die Magie sei eine gefährliche Sache, sagte e r , und lauter so l che Sache n .«
Hasstest du deinen Vater so sehr, Tarik, dass du ihn aus deinem Lehen löschen musstest und aus dem deines Sohnes? Ido erscha u dert e .
»Einverstanden aber war er, wenn ich gefochten habe, mit dem Schwert. Das hat ihm gefallen. Ic h sollte irgendwann einmal auf die Akade m ie gehen, ste l l dir mal vor. Ich w o llte das a u ch, u nd eine We i le hat er schon nach j e m andem gesu cht, d er mir helfen könnte, dort a u fgenomm e n zu werden. Nur Mama sah das nicht gern . «
Du hast deinen Sohn nach deinen Wünschen geformt, den Spaß an der Magie in ihm erstickt und die Liehe zum Kampf gefördert. Nihal war immer in deinem Herzen, nicht wahr, Tarik?
»Aber du ha s t meine Großm u tter ja gut gekannt. Was könntest d u mir wohl für Geschichten erzählen ...«
Ido fragte s i ch, wie vi e le Leute noch a u f der Welt waren, die Nihal persönlich kennengelernt hatten. Und mit Sicherh e it k a nnte niemand sie so gut wie e r .
»Wie war sie denn? Solange ich denken k a n n , ve rs uche ich s c hon, mir ein Bild von ihr zu machen. Sah sie so aus wie die St a tuen, die überall auf g est e llt s i nd?«
»Sie war z ierl ic her, u nd g anz g ewiss hatte si e nicht so ein g ri mm i g es G es i cht, w i e es ihr immer gemei ß elt wird.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, antwortete San kichernd. »Sie sieht da so bl u tr ü nstig a u s .. . Ich habe d ie G esch ick te der Drachenkämpferin gelesen und k enne das B uc h fast a u swen d i g . Danach ha b e ich s i e m ir a u ch anders vor g este l lt. Das S y mpathi sc he is t j a , d a ss sie man c hmal genauso Angst hatte wie wir auch, oder nich t ?«
»Doch, das stimmt. Das habe ich ihr, glaube ich, beigebracht, dass Angst sogar eine sehr w ich t i g e Sache s e in k ann.«
San sah ihn fragend an, und Ido bemerkte, wie sehr er s ei ner Großmutter glich. Es war, als sitze s i e ihm jetzt auf diesem Lager gegenüber. I n San war die gleiche Unr u he sp ü rbar, d i e g l e iche Sk epsis, d ie g l ei che Lebe nsk raft.
»Sie war wie eine Tochter für mich«, sagte er schließlich. »Ich habe ihr alles bei g ebracht, a u ch, m it welcher Eins t e l l u ng man in den Ka m pf zieht u nd d a ss man zu der Fur c ht s tehen mu ss , die e i nen in der Sc h lacht ü berkommen k a nn . « San hing buchstäblich an seinen Lippen, und Id o überkamen die Erinnerungen.
»Erzähl m ir d o ch m al was a u s deinem Leben. Du bist so eine Le g ende! A uc h über dich habe ich ganz viel gelesen. Papa hat ja nie geglaubt, dass du tatsächlich den Rat der Könige hinterge h en wolltest, d a s sa g te er m ir e in m al, a l s w ir un ter uns waren, und ich habe es n atürlich auch n i c ht geglaubt. Aber d a s habe i c h für m ich behalten. Bei u ns stehen ja alle a u f Do h ors S e ite, u nd ic h woll t e k ein e n Ärger.«
Obwohl er müde war und sein Magen knurrte, hatte Ido Lust, von der Ver g an g enheit zu erzählen. I m G r u nd war dies ja a ll e s, was ihm g eb l ie b en war.
»Hol mal ein S t ück Käse und e in paar Äpfel au s meiner Tasche. Während w ir essen, erzähle ich dir ein wenig von früher . «
San
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