Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
läche l te u nd sprang a u f.
Bis in den Ab e nd erzählte er dem J u ngen eine Geschichte nach der ande r en. Sein Repertoire war nahezu unerschöpflich. G es c hichten a u s de m Krie g , von A n gs t, Liebe .. . Ja, se in Leben war wi rk li c h rei c h an Anekdoten, und immer weiter noch f ü llte e s sich mit G eschehni s s e n u nd E r innerungen, während sein Körper w i e Papier für jed e s Abenteuer ei ne neue N a rbe festhielt. San lauschte gebannt und ver g aß dar ü ber so g ar zu e s s e n, lacht e , wenn es etwas zu la c hen g ab, wein t e, wenn es tra u r i g w u rde. Erst a ls e s schon reichlich spät war, begann er gegen die ersten Anzeichen von Müdi gk eit anzukäm pf en. S ei ne L i d er wurden schwer, und Ido r e dete i mm er le is er u nd s a nfter, da m it er einschlafen k onnte, u nd bl i eb dann später noch so lan g e an sein e m La g er sitze n , bis er ta t sächl i ch richtig sch li ef.
Vom Weinen waren seine Augen immer noch ein wenig geschwollen, doch seine Miene wirkte j etzt end l ich ge l öst und he i ter.
I do betrachtete ihn und schwor, dass er sich den Jungen, da er ihn nun endlich gefunden hatte, nicht mehr entreißen lassen würde. N i emand würde ihm ein Haar k r ümme n, z um indest n icht, solan g e er sel b st n o ch le b te.
In den folgenden Tagen erwies sich San als fürsorglicher Krankenpfleger.
Zweimal am Tag we c h s elte er d en Verband, bereitete die M ahlzeiten zu und behandelte Ido pausenlos mit seinen Z a uberkräften, wobei er offensichtlich dieses Können mit einem ge w issen Unb e hagen anwandte. Fü r Id o war es, als tauche er noch einmal in die Vergange n he i t e in. M it San kehrte er zurück in die Zeiten, a ls er in der A k ad em ie die an g ehend e n Drachenritter a u sbi l dete un d Nihal bereits unterwegs auf ihrer Mission w ar.
Eines Aben d s g ab San s e in B este s , u m a u s einigen Wurzeln, die er in Id o s Tasche gefunden hatte, e ine Suppe zu kochen. Eine g ute Stunde br a chte er geb ü ckt an der F e u erstelle z u , das Wams schweißnass durch die Wär m e der Flammen, aber d u rch die L u ft dort u nten bei den Kanälen, die so nahe bei dem großen Vu lk an la g en. A l s er e ndlich f ertig w ar, brachte er Ido die Suppe ans Bett und war te te, dass er a ls E rster davon kostet. Der Gnom führte den Löffel zu m Mund u n d erlaubte es s i c h , d ie Situation ein wenig theatralisch auszugest a lten. Er schnupperte lange und blies mit skeptischer M i ene den Dampf fort. D erweil e n wartete San gespannt auf sein Urteil. Ido hätte ihn noch länger auf d i e Folter spannen können, denn es m achte ihm Spaß, nahm aber dann doch den ersten Löffe l . G ar ni c ht so schl e cht. Vielleicht ein wenig zu fl üssi g, aber do c h sc hma c khaft. San hatte gut geko c ht.
»Hervorragend«, lobte er ih n .
Der Junge stieß einen langen Seufzer der Erleichterung aus und begann dann selbst zu e ssen. Während s i e d ie S u ppe schl ü rften, sc ha u te Id o den J u n g en imm er wieder schwe i gend aus den Augenwinkeln an, doch e r st a ls er fertig war, beschl o ss er, d ass n u n der M oment g e k om m en sei, San ü ber den Ernst der Lage aufzuklären.
»Hast du dich mal gefragt, wer die Männer gewesen sein könnten, die euch überfallen und di c h entführt haben ? «, fragte er in das Sch w eigen hinein.
San zuckte l e i c ht zusammen. Er saß am Fußende d e s Bettes, mit dem Rücken gegen die Wa n d gelehnt, und wartete wahrscheinlich darauf, noch w eitere Abenteuergeschichten erzählt zu bekomm e n. Diese Frage hatte er offensic h tlich nicht erwartet. Er schüttel t e nu r den Kopf.
»Die g ehörten z u r G ilde d er Ass a ssinen. Du wei ß t d och, w as d a s f ü r L e u te si nd , oder?«
Ido las es in seinem Blick, noch bevor der Junge etwas antwortete, diese Angst, die j e den über f iel, der d i esen Namen nur hörte.
»Was wollen die denn von mir?«, fragte San erschrocken. »Sie wollen deinen Körper.«
San blickte Ido aus weit aufgerissenen Augen verständnislos an.
»Nun, in der Gilde glaubt man, der Tyrann sei eine Art Prophet, der das Ende der Welt ein l ei t et. Und damit s ie ihn wiederauferstehen lassen können, brauchen sie einen Kör p er. Denn s e ine Seele wurde bereits wiedererweck t , jetzt feh l t ihnen nur noch ein Auserwählter, den sie opfern können.«
San schwieg noch eine Weile und fragte dann, recht gefasst. »Aber warum ich?«
»Weil du ein H albelf b ist « , an t wortete Ido
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