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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Ido wusste jedoch, dass die Rebellen nicht durch dieses Gitter vom Protest abgehalten wurden, sondern durch die erbarmungslose Unterdrückung, mit der Virka das Land überzog.
    Die Schenke war die bekannteste in ganz Seferdi: Praktisch jeder Fremde, der in der Stadt kam, landete dort. Wenn es Tarik hierhergezogen hatte, hatte Ido allen Anlass zu ver muten, dass er dort abgestiegen war. Zum Glück war der Wirt ein alter Freund des Gnomen.
    Er hieß Nehva. Während des Widerstands im Land des Feuers hatten sie sich kennengelernt und zusammen viel erlebt, bis Nehva dann bei einer Untergrundaktion gefasst worden war. Da er in den Reihen der Rebellen eine Kommandostelle innehatte, tötete man ihn nicht sogleich. Forra, der Schwager Dohors und Leiter der Einsätze im Land des Feuers, ließ es sich nicht nehmen, ihn eigenhändig zu foltern, um Namen und Pläne aus ihm herauszupressen. Nehva hielt sich tapfer, biss die Zähne zusammen, unterdrückte seine Schreie und gab nichts preis. Doch als Ido und seine Leute ihn endlich befreien konnten, war er nicht mehr wiederzuerkennen. Unter anderem hatte er seinen rechten Arm verloren.
    So hatte Nehva den Kampf aufgegeben. Dass aber nicht nur, weil seine körperliche Verfassung eine Fortsetzung unmöglich machte, sondern auch, weil etwas in ihm zerbrochen war. Bald interessierte er sich nur noch für seine neue Schenke, der er sich mit Leib und Seele widmete.
    An diesem Abend war die Wirtsstube voller Gäste, das Bier floss in Strömen, und die Luft war mit Essensgerüchen gesättigt. Ido lief das Wasser im Mund zusammen.
    Er nahm Platz, bestellte, aß mit großem Appetit und sprach ordentlich dem guten Bier zu. So blieb er sitzen, in Erinnerungen versunken, bis die letzten Gäste gingen. Es war in einer anderen Schenke gewesen, fast vierzig Jahre zuvor. Das Lokal ist voll. Man trinkt. Um sie herum kündet Lärm vom Frieden, aufgekratzte Stimmen, fröhliches Gelächter . . .
    Sie schweigt, fährt den Rand des Glases mit dem Finger nach. Er wendet den Blick von ihrer Gestalt dem Bierkrug vor sich zu. Ihr Schweigen ist sehr beredt.
    Erst nach einer Weile hebt sie die vom Alkohol glänzenden Augen. »Jetzt sind wir zwei richtige Veteranen, nicht wahr?« Er lächelt.
    2 Eigentlich war er seihst immer schon eine Art Veteran. Er hat alles überstanden, den Verrat seiner Familie, die Feldzüge des Tyrannen und nun auch die siegreiche Große Winterschlacht. Alles hat er erlebt und überlebt, es gibt nichts mehr, was er nicht schon gesehen hätte, und nun ist der Friede da, das Einzige, von dem er wenig weiß. »Ich hätte nicht geglaubt, dass es so sein würde. All die Jahre habe ich auf den Frieden gewartet, und nun, da wir ihn erreicht haben, kommt es mir so vor, als wenn ich ihn gar nicht richtig genießen könnte.«.
    »So ist das wohl, wenn ein Krieg zu Ende gebt. Das ist die Strafe der Veteranen. Man gewöhnt sich so an den Krieg, dass man sich irgendwann gar nicht mehr vorstellen kann, ohne den Geruch des Schlachtfelds zu leben, ohne die Anspannung des Kampfes.« Soana nimmt einen großen Schluck, vielleicht um sich Mut zu machen, und sagt dann. »Ich fühle mich richtig allein. So habe ich das noch nie erlebt. Gewiss war ich auch schon früher allein, habe mich einsam gefühlt, nach Fens Tod besonders, aber noch nie so sehr wie jetzt nach dem Weggang von Nihal und Sennar. Lange Jahre hat Nihal mein Leben ausgefüllt, und jetzt bleibt mir nur das Bedauern, dass ich ihr niemals wirklich die Mutter ersetzen konnte. Dabei habe ich mich doch immer wie ihre Mutter gefühlt, verstehst du?« Ido nickt. »Jetzt ist sie fort, und ich frage mich: Und nun?«
    Müde lehnt sich Ido gegen die Wand. Seltsam, wie genau seine Empfindungen mit denen Soanas übereinstimmen. Die gleichen Gedanken, das gleiche Gefühl, jetzt doch langsam alt zu werden. »Ja, und nun? Nun werden wir lernen müssen, den Frieden zu genießen, lernen, ohne Nihal zu leben. Und wir werden uns darauf einstellen müssen, dass sich unsere Körper verändern, uns die Kräfte allmählich verlassen, die Zipperlein des Alters immer mehr werden . . . «
    »Tja, das Alter. . . Ich fühle mich wirklich jahrhundertealt, so als hätte ich in meinem Leben schon zu viel erlebt. Das Massaker an den Halbelfen, Rais' Wahnsinn, den Tod des Mannes, den ich liebte, den Einsturz der Tyrannenfeste . . . I c h bin müde. . . Und hässlich geworden.«
    Soana errötet einen Augenblick. Sie weiß gar nicht so recht, wieso ihr dieser letzte Satz

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