Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
der Lauer liege, um seine Beute im nächsten Moment anzuspringen. Zudem konnten sie kaum die Hand vor Augen erkennen. Derart dicht waren die Baumkronen ineinander verwoben, dass sie nur wenige Sonnenstrahlen hindurchließen, die als vereinzelte Flecken auf dem Waldboden auftrafen. Nur wenige Ellen weit konnten sie sehen, dahinter schienen alle Bäume von der Finsternis verschluckt zu werden.
    Es war genau dieses so völlig Fremde, Unbekannte, vor dem die Bewohner der Aufgetauchten Welt solche Furcht hatten, dass sie sich jahrhundertelang von dort fernhielten. Abgeschreckt von der Situation, beschlossen Dubhe und Lonerin, zunächst einmal zu rasten und erst am nächsten Tag loszuwandern. Außerdem hatte Lonerin für die Zauber alle Kräfte eingesetzt und war völlig erschöpft. Dubhe ging es ähnlich. So schien es ihnen ratsam, abzuwarten und sich über die Lage klar zu werden.
    Die Beine übereinandergeschlagen, saß Lonerin am Flussufer und holte ihren letzten verbliebenen Proviant aus seiner Tasche hervor. Wie durch ein Wunder hatten sie, kurz nachdem sie gestrandet waren, die Tasche retten können, in der sich neben dem einen oder anderen Bündel mit Lebensmitteln auch einige Ampullen befanden. Sie hatte sich in den Wurzeln verfangen, die sich vom Wald bis zum Ufer erstreckten, und trieb dort im seichten Wasser.
    Außerdem hatte Dubhe, als das Boot kenterte, noch einige ihrer Waffen retten können: den Bogen, die Pfeile, ihren Dolch und die Wurfmesser.
    Nun begann Lonerin, eine Art Inventar zu erstellen, und sie hörte bangen Herzens zu.
    »Ungefähr ein Drittel der Nahrungsmittel, die uns Torio mitgegeben hat, haben wir im Fluss verloren«, erklärte er, »aber das wird wohl nicht so schlimm sein. Wir können jagen und Früchte sammeln ...«
    Er hob den Blick, um Bestätigung in Dubhes Miene zu finden, die aber eher besorgt wirkte. Sogleich erriet er ihre Gedanken. »Keine Angst, auch der Trank wird reichen«, erklärte er.
    Dubhes Miene hellte sich nicht auf. »Wieso? Wir haben höchstens die Hälfte retten können«, bemerkte sie kühl.
    »Aber dort im Wald finde ich alles, was ich brauche, um mehr davon herzustellen.«
    »Du kennst diesen Wald doch gar nicht. Woher willst du wissen, ob dort die benötigten Kräuter wachsen?«
    »Nun, ich ...«
    Dubhe zeigte in den Wald.
    »Hast du dort auch nur eine einzige uns bekannte Pflanze gesehen? Eine, die wir aus der Aufgetauchten Welt kennen?«
    »Na wenn schon? Das ist doch nur der äußerste Rand. Wir müssen nur weiter ins Dickicht hinein. Diese Kräuter wachsen im Unterholz ...« Sie blickte ihn nur spöttisch an.
    »Ja gut, vielleicht hast du recht«, gab Lonerin zu, »wir müssen das, was wir noch haben, zunächst gut einteilen. Aber ich habe dir ja schon erklärt, mein Trank ist anders als der von Rekla, von meinem brauchen wir weniger, um das Siegel unter Kontrolle zu halten. Ein Schluck alle drei, vier Tage, und du müsstest es schaffen. Auch wenn es hart wird.« Dubhe ging nicht darauf ein, sondern machte sich daran, einen Teil der auf dem Boden ausgebreiteten Nahrungsmittel in ihren Reisesack zu packen.
    »Es wird schon gehen. Vertrau mir«, fuhr Lonerin eindringlich fort.
    Vertrauen. Das fiel ihr nicht eben leicht, und zudem war sie sich gar nicht so sicher, ob sie wirklich vertrauen wollte. Der Letzte, dem sie vertraut hatte, war ihr Meister gewesen, und über diesen Verlust war sie nie wirklich hinweggekommen.
    Auch jetzt noch, fast drei Jahre nach seinem Tod, schaffte sie es nicht, sich innerlich von ihm zu lösen. Doch wie so oft hatte sie auch jetzt keine andere Wahl.
    »Es hat eigentlich gar nichts mit dir zu tun«, sagte sie, ohne ihn anzuschauen, »aber es fällt mir eben schwer, Vertrauen zu haben. Ich sehe wieder nur Hindernisse vor mir wie immer schon in meinem Leben.«
    »Das verstehe ich ja.« Lonerins Stimme klang bekümmert. »Aber Hindernisse sind dazu da, um aus dem Weg geräumt zu werden. Und außerdem bist du ja nicht allein. Ich werde das Unmögliche möglich machen, um dir zu helfen. Auch aus diesem Grund sind wir ja hier.« Dubhe lächelte vor sich hin.
    Noch niemandem war es je gelungen, sie zu retten. Vielleicht gab es einfach keine Rettung für sie, auch wenn der Fluch überwunden wäre. Dennoch nickte sie, ihm zuliebe. Dabei bezweifelte sie eigentlich, dass er wirklich nachempfinden konnte, wie sie sich fühlte.
    Langsam ging die Sonne hinter dem Fluss unter, und nachdem sie ein wenig gegessen hatten, beschloss Lonerin, sich noch

Weitere Kostenlose Bücher