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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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empfand mich nur als Last. Dann schlug ich ihm vor, mich als Schülerin aufzunehmen. Solange ich bei ihm lernte, so dachte ich, könne er mich nicht wegschicken. Zunächst begann er mit einem gewissen Widerwillen, mich auszubilden. Er lehrte mich aber nicht nur, wie man tötet, sondern auch, was Leben heißt. Ihm verdanke ich alles. Und er selbst war es dann, der mich eines Tages mahnte, das Gelernte nie in die Tat umsetzen und nicht zur Mörderin zu werden.«
    Lonerin hörte interessiert zu, spürte gleichzeitig aber auch, dass Dubhe sich beim Erzählen um Distanz bemühte. »Hast du mir nicht mal gesagt, dass du ihn getötet hast?«
    Dubhe ging nicht darauf ein und fuhr fort. »Die Gilde ist mir seit Ewigkeiten schon auf den Fersen. Und vor zwei Jahren tötete mein Meister den Assassinen, der uns aufgespürt hatte. Er tat es für mich.« Sie schluckte und erzählte dann weiter. »Dabei wurde er verletzt, und wir mussten fliehen.«
    Immer schwerer fiel es ihr, zu schildern, was damals geschehen war, doch gleichzeitig drängte es sie auch, sich zu öffnen.
    »Ich habe ihn gepflegt. Mit Heilkräutern kenne ich mich ja aus. Und eines Tages mischte er dann ein hochgiftiges Kraut in meine Salbe.«
    Lonerin überkam eine unermessliche Traurigkeit. »Dubhe, ich wollte nicht . . . « »Er hinterließ mir einen Abschiedsbrief. Darin schrieb er, dass er lebensmüde sei. Aber er müsse es auch tun, um mich zu retten«, erzählte sie weiter, ohne auf Lonerin einzugehen. »Er wollte mir das Grauen des Mordens ersparen und mich vor der Gilde schützen. So gesehen ist es meine Schuld, dass er gestorben ist. Außerdem habe ich ihm die tödliche Salbe auf die Wunde gestrichen. Ich war es, die ihn tötete.«
    Ohne lange nachzudenken, nahm Lonerin sie in den Arm und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Sie ließ es geschehen, ganz in Gedanken und ohne es recht zu merken.
    »Es ist schon gut«, flüsterte er.
    Er spürte, dass er sie verstehen konnte, fühlte sich mit ihr verbunden durch den gemeinsamen Hass auf die Gilde, durch das Mitleid, das er für sie schon seit der Flucht durch die Wüste empfand. Und er verlor sich ganz in diesem Augenblick plötzlicher Nähe. Es war Dubhe, die sich als Erste aus der Umarmung löste.
    Sie hielt den Blick gesenkt und machte sich wieder an die Arbeit. Lonerin kam zu sich. »Verzeih mir . . . «
    Dubhe war wieder so distanziert wie sonst. Mit flinken Bewegungen zerschnitt und zerteilte sie das Fleisch. »So ist das Leben. So ist es eben, mein Leben.« Ein Donnern riss sie aus ihren Gedanken. Sie blickten auf und bemerkten, dass das Licht rasch abnahm. Zwischen den Baumkronen sahen sie dunkle, regenschwere Wolken.
    »Das Wetter schlägt um«, bemerkte Lonerin. »Wir sollten uns einen Unterschlupf suchen.«
    Rasch packten sie alles zusammen, auch das Fleisch, und machten sich auf die Suche nach einer geschützten Stelle.
    Zwei, drei weitere Donner, und schon prasselte der Regen hernieder. Sie nahmen die Beine in die Hand.
    Schließlich fanden sie eine Art Grotte, vielleicht der Bau irgendeines anderen seltsamen Tieres. Bereits durchnässt von Kopf bis Fuß schlüpfte Lonerin als Erster hinein.
    Das Flammenlicht, das er sogleich mithilfe eines Zaubers entzündete, erhellte Felswände, an denen mächtige Wurzeln herabhingen. Offenbar wuchs direkt über ihnen ein großer Baum.
    »Komm«, rief er, und sie drangen tiefer ein.
    Über einem weiteren magischen Feuer rösteten sie einige Stücke Fleisch und verzehrten sie. Es schmeckte gar nicht so schlecht, was aber auch dem Hunger der beiden geschuldet war.
    Draußen schien die Dunkelheit hereingebrochen zu sein, und der heftige Regen bildete eine dampfende Wand, vor der nur die nächsten Pflanzen und Blätter erkennbar waren. Dahinter nichts als ein undurchdringliches Grau.
    Dennoch fühlten sie sich wohl und aufgehoben. Vielleicht weil sie sich an diesem geschützten Ort ausruhen und stärken konnten oder auch weil der Wald mit all seinen beängstigenden Erscheinungen aus dieser Höhle verbannt schien. Jedenfalls spürte Dubhe, wie die Anspannung nachließ, und sie lachte sogar über Lonerins Darbietung, der mit vollem Mund sprach und dabei immer wieder Fleischstückchen ausspie, und vergaß allmählich jene warme Umarmung kurz zuvor, die sie so erschreckt und ihr gleichzeitig gutgetan hatte.
    Den ganzen Nachmittag über wollte der Regen nicht aufhören. Dubhe und Lonerin saßen am Feuer und versuchten trocken zu werden. Der junge Magier nutzte die

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