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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Gelegenheit, um sich wieder einmal mit Idos Karte zu beschäftigen. Seit mehr als zehn Tagen wanderten sie nun schon durch den Wald und kamen gut voran in jene Richtung, in der vermutlich Sennars Zuhause lag. Dubhe sah ihm zu, wie er mit einem Stift Zeichen in die Karte eintrug und immer wieder die Bemerkungen des Gnomen auf der Rückseite überflog. Dabei erinnerte er sie an den Meister, an die Sorgfalt, mit der dieser sich um seine Waffen gekümmert hatte, die Konzentration, mit der er sich in seine Arbeit vertiefte. Dabei spürte sie den Brief unter ihrem Wams, direkt auf der Haut, wo sie ihn aufbewahrte, jenen Brief, den ihr der Meister vor seinem Tod geschrieben hatte. Und sie fragte sich, ob er nass geworden war, und war versucht, ihn hervorzuholen.
    Doch sie unterließ es, weil sie sich vor Lonerin geschämt hätte: Wieder hätte sie ihm etwas erklären müssen, und sie hatte sich schon zu sehr geöffnet.
    Schließlich brach die Nacht herein, und noch lauter prasselte der Regen hernieder.
    »Auf alle Fälle müssen wir morgen wieder los«, bemerkte Dubhe, während sie in das Dunkel vor der Höhle hinausblickte. »Wenn es so weiterregnet, wird das schwer werden.«
    »Aber hier drinnen können wir auch nicht länger als unbedingt nötig bleiben. Ich bin sicher, die Assassinen sind uns längst auf den Fersen.« »Hast du etwas bemerkt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich weiß es. Dazu brauche ich sie nicht zu hören oder zu sehen. Glaub mir, die sind hinter uns her.«
    »Und wenn schon. Die werden mit denselben Hindernissen zu kämpfen haben wie wir. Mit ein bisschen Glück können wir den Vorsprung halten.«
    Dubhe hätte seine zuversichtliche Einschätzung gern geteilt. Stattdessen blickte sie auf das leicht pulsierende Symbol auf ihrem Oberarm, das Zeichen ihrer Abhängigkeit von der Gilde, das Siegel.
    »Wie fühlst du dich eigentlich? Gib zu, mein Trank ist besser als der von Rekla, oder nicht?«
    Abrupt verdeckte sie das Symbol mit der Hand. Sie mochte es nicht, wenn er dieses Thema anschnitt. »Ja, der ist ausgezeichnet«, antwortete sie knapp.
    »Vielleicht sollte ich mal ein Auge darauf werfen.«
    Lonerin machte schon Anstalten, sich zu erheben, doch Dubhe hielt ihn zurück. »Lass nur, mir geht's gut. Es war nur ein Reflex, dass ich draufgeschaut habe.« »Lass mich das entscheiden.«
    Kurz entschlossen entblößte er ihren Arm und betrachtete prüfend das Symbol. Dubhe mochte es überhaupt nicht, auf diese Weise untersucht zu werden. Seit die Bestie in ihr schlummerte, war es immer das gleiche Spiel: Ein Magier oder ein Heilpriester wollte sich die Sache anschauen, und plötzlich wurde ihr Körper etwas Fremdes, das nichts mehr mit ihr zu tun hatte, eine Art Buch, in dem jeder etwas anderes las.
    »Er scheint zu wirken, aber vielleicht solltest du doch noch einen Schluck nehmen, wenn du dich nicht auf der Höhe fühlst.«
    Dubhe zog den Arm zurück. »So viel haben wir auch nicht mehr von dem Mittel, und ich habe es dir ja schon gesagt: Mir geht's gut.«
    »Ich versuche doch nur, dir zu helfen.«
    Obwohl ganz offensichtlich ehrlich gemeint, konnte Dubhe sein Mitgefühl schlecht ertragen. »Hör mal, Lonerin, du hast mich gebeten, an das Gelingen unserer Mission zu glauben. Und das will ich auch. Aber jetzt will ich dich um etwas bitten: Wenn es geht, verkneif dir doch bitte diesen mitleidigen Blick, mit dem du mich immer anschaust, sobald die Sprache auf den Fluch kommt. Mir ist das unangenehm.« Ihr Gesichtsausdruck wirkte hart, vielleicht zu hart. »Was heißt >Mitleid    Es war ihr unerträglich, immer wieder auf ihre Schwäche hingewiesen zu werden. Wozu hatte sie denn unter so großen Mühen gelernt, stark und unempfindlich zu sein? »Es ist nichts Schlechtes daran, hin und wieder einmal schwach zu sein, und noch weniger, sich anderen anzuvertrauen.«
    Dubhe fühlte sich an einer wunden Stelle getroffen. War es das, was ihr eigentlich zu schaffen machte? Sich nach so langer Zeit noch einmal jemandem anzuvertrauen?
    Ohne eine Antwort zu geben, legte sie ihr Gesicht auf die verschränkten Arme und starrte in das Feuer. Für sie war das Gespräch damit beendet.
    »Dein Stolz wird mich nicht davon abhalten, für dich da zu sein«, bekräftigte Lonerin.
    Ihr Heimatdorf Selva, ihre Mutter und ihr Vater, auch Mathon, der Junge, der ihr damals so gefallen hat. Sie sind weit weg, ihre Stimmen so fern, dass sie sie

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