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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wünscht, als bestraft zu werden. »Erstens hast du die Glasscherbe übersehen, und zweitens hast du nicht darauf geachtet, ob sie auch wirklich trinkt, als du ihr den Trank gabst.«
    »Ja«, antwortete Filla nur, fast erleichtert.
    Da stürzte sich Rekla auf ihn und begann, wie wild auf ihn einzuschlagen. Das brauchte sie jetzt, den berauschenden Geruch von Blut in der Nase.
    Widerstandslos steckte Filla alle Faustschläge und Tritte ein. Rekla hatte recht, es war seine Schuld und die Strafe verdient. Aber es war nicht nur das Verlangen zu büßen, das ihn bewegte. Nein, Rekla brauchte jetzt einfach jemanden, an dem sie ihren Zorn und ihr Enttäuschung auslassen konnte, und Filla freute sich, als das Werkzeug dienen zu dürfen, durch das seine Herrin ihren Frieden wiederfinden würde.
    Endlich ließ Rekla von ihm ab und setzte sich zu Boden. Als sie in sein geschwollenes Gesicht blickte, überkam sie große Genugtuung. »Steh auf!«, befahl sie ihm.
    Er gehorchte, erhob sich wankend und schaffte es, auf den Beinen zu bleiben. Voller Zuneigung und Mitgefühl sah er sie an.
    »Jetzt setzen wir ihr nach und rasten nicht eher, bis wir sie gefunden haben. Es wird nichts gegessen, nichts getrunken, nur gelaufen«, erklärte Rekla. Filla nickte. »Und wenn du mir zur Last wirst, lasse ich dich zurück.«
    »Das versteht sich, die Aufgabe ist wichtiger als meine Person«, antwortete er mit zitternder Stimme. Er wusste, dass Rekla es ernst meinte, und fürchtete sich davor.
    Noch einen Augenblick sah sie ihn an und kümmerte sich dann noch einmal um ihre Tasche.
    Der Trank für die ewige Jugend war verloren. Nur wenige Tage würde es dauern, bis Falten ihr Gesicht verunstalten und die Haut um ihre Knochen runzelig würde. Sie ballte die Fäuste vor Wut über diesen weiteren Affront des Mädchens. Doch letztlich kam es darauf jetzt nicht mehr an: Ihr Glaube würde sie stützen und ihr Halt geben, bis dieses Mädchen endgültig vor ihr im Staub lag.
    Drei Tag lang zog Dubhe weiter, ohne genau zu wissen, ob die Richtung stimmte. Sie rastete kaum, bis auf wenige Stunden in der Nacht, in denen sie aber auch wachsam blieb und die Hand nicht vom Dolch nahm.
    Dabei versuchte sie, dem Lauf der Sonne hoch über ihr zu folgen, sah vor sich aber nur die Lichtinseln, die ihre Strahlen durch das dichte Blattwerk der Baumkronen hindurch auf den Waldboden warfen.
    Sie musste sich in westlicher Richtung halten, im Westen lagen die Berge, und sie verließ den Flusslauf, als sie zum ersten Mal deren Umrisse am Horizont vor sich erkannte.
    Mit jedem Tag jedoch schwanden ihre Hoffnungen, wusste sie doch immer weniger, wo sie sich überhaupt befand. War es Schicksal, dass ihre Pläne nie aufgingen, ihre Wünsche sich nie erfüllten?
    Der Wald hinter ihr schwieg wieder, so als mache er sich nichts aus ihrem Leid und warte geduldig, dass ihre Reise endete. An fleischfressenden Pflanzen, weinenden Masken ähnlich, streifte sie entlang, verschlungenes Astwerk versperrte ihr den Weg, doch Dubhe spürte keine Gefahr. Und sie, die eigentlich an keinen Gott und kein Jenseits glaubte, fragte sich, ob diese Pflanzen vielleicht die Seelen Verstorbener waren. Für Dubhe trug die Religion nur das heimtückische Antlitz Thenaars, und diesem blutrünstigen Gott mochte sie sich nicht beugen. Sie dachte an Lonerin, und wie schön es wäre, wenn sich seine Seele in den Dunst verwandelt hätte, der sie umgab, sodass er, und sei es auch nur für einen Augenblick, hätte bei ihr sein können. Und wieder traten ihr Tränen in die Augen.
    Warum verlassen mich die Menschen, die ich liehe? Wo ist der Meister, wo ist Lonerin? Zwei weitere nicht enden wollende Tage lang suchte sie den Eingang zu den Schluchten. Kreuz und quer wanderte sie, untersuchte jeden Einschnitt, jede Höhle. Sie war verzweifelt. Zum ersten Mal in ihrem Leben versuchte sie, etwas wirklich Wichtiges, Großes zustande zu bringen, doch je mehr Zeit verging, desto klarer wurde ihr, dass sie der Aufgabe wohl nicht gewachsen war.
    Umso mehr jubelte sie, als sie schließlich doch zu einer hohen Felswand gelangte, die senkrecht von einem breiten Spalt durchzogen war. Und das, obwohl sie nicht wusste, ob dies nun wirklich der Eingang oder nur eine Sackgasse war. Aber sie brauchte es einfach, daran zu glauben. Ohne lange zu überlegen und mit einem unpassenden Lächeln auf den Lippen, zwängte sie sich hinein.
    Es war eine Schlucht, aber so gewaltig, wie Dubhe auch im Land der Felsen noch keine gesehen hatte.

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