Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Licht vor ihr wurde immer stärker und war nun schon so hell, dass Dubhe die Augen schloss in der Erwartung, bald schon das wärmende Gefühl der Sonne auf ihrer Haut zu spüren. Doch stattdessen erschauderte sie.
Sie öffnete die Augen, und was sie nun sah, ließ sie staunend verharren. Ein Wasserfall, dessen klares Wasser die Felswand hinabstürzte und sich in einen kleinen See auf dem Grund der Höhle ergoss. Überall waren gigantische Kristalle, die durchscheinend, gelb oder blau das Fackellicht reflektierten und wie mit unzähligen großen und kleinen Spiegeln den immensen Raum erhellten. Das Ganze war von einer beeindruckenden Schönheit, schien aber auch wieder eine Sackgasse zu sein. Sie suchte und suchte, doch nirgendwo konnte sie einen Ausgang erkennen. Dies war nun wirklich das Ende, der letzte Akt ihres Abenteuers. Hier an diesem Ort von atemberaubender Schönheit würde sie sterben, einsam und vergessen. Sie ließ die Fackeln zu Boden fallen, ballte die Fäuste und brach in haltloses Weinen aus.
»Und dennoch werde ich niemals dir gehören, verstanden?!«, schrie sie zum Höhlengewölbe hinauf, und das laute Echo verstärkte ihre Stimme. »Niemals, Thenaar, werde ich dir gehören und auch nach dem Tod nicht in dein verfluchtes Reich hinabsteigen!«
Während sie so in einer Ecke der Grotte saß und nicht mehr wusste, was sie tun sollte, überkam sie plötzlich das Verlangen, ein Bad zu nehmen. Hin und wieder war das dumpfe Geräusch wiedergekehrt, und jedes Mal dachte Dubhe wieder, dass es vielleicht Rekla sei. Dann hätte sie der Bestie in ihr freien Lauf gelassen und wäre ihr entgegengetreten. Jetzt aber hatte sie nur den Wunsch, sich zu reinigen, ins Wasser einzutauchen, so wie früher im Land der Sonne bei ihrer Dunklen Quelle. War sie damals von einem Einbruch zurückkehrte, hatte sie sich von dem eiskalten Wasser erfrischen und reinigen lassen, sodass sie sich danach wie neugeboren fühlte. Und da nun nichts weiter mehr als der Tod vor ihr lag, war sie erfüllt von dem Verlangen, dies ein letztes Mal zu tun.
Langsam stand sie auf und bewegte sich mit leichten Schritten zum Wasser hin, wobei sie das Gefühl hatte, der Wasserfall rufe nach ihr.
Am Rand des Teiches blieb sie stehen und betrachtete das Wasser, das so dunkel wirkte wie an ihrer Quelle. Ein paar Ellen weit sah sie, wie klar es war, dahinter aber verlor es sich in der Finsternis, einer Finsternis, deren Undurchdringlichkeit Dubhe jetzt faszinierte.
Gerade so wie einige Tage zuvor an dem Bach, zu dem Filla sie geführt hatte, um ihre Wunden zu säubern, kniete sie nieder und tauchte den Kopf unter. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie nur ihre immer noch kurzen Haare, die sich vor ihrer Stirn hin und her wiegten. Die Finsternis unter ihr rief sie. Und so ließ sie sich einfach fallen. Sanft glitt ihr Körper ins Wasser, löste nur ein paar kleine Wellen aus und sank immer tiefer der Finsternis entgegen. Sie ruderte mit den Beinen, um noch tiefer zu gelangen, und hielt dann inne. Das Wasser war so entsetzlich kalt, dass ihr Körper erstarrte. Dubhe störte es nicht, sie fühlte sich im Einklang mit sich selbst, und immer einladender kam ihr die Dunkelheit vor: Gleichzeitig wusste sie, dass dieser Gedanke ausreichte, um die Bestie zu wecken. Fast unbezähmbar war der Drang, Arme und Beine zu bewegen, um nicht unterzugehen, das Aufbäumen der Bestie, die verhindern wollte, dass ihr Körper langsam dem Tod entgegensank. Mit letzter Willensanstrengung stemmte sie sich dagegen. Immer tiefer sank sie, das Gewicht der Waffen, die sie mit sich führte, und ihrer Kleider zog sie hinab. Da spürte sie eine Umarmung, warm und sicher, und hatte nicht den Mut, sich zu sträuben und sich ihr zu entziehen. Stattdessen gab sie sich dieser Umarmung hin, die ihr einige Augenblicke lang unglaublich vertraut vorkam. Es ist der Meister, der mich empfängt, dachte sie.
Doch nun sank sie nicht mehr, sondern stieg langsam wieder auf, spürte, dass der Druck auf den Ohren abnahm und das Wasser wieder wärmer wurde. Immer höher gelangte sie, und dann war sie draußen. Ein tiefer Atemzug, und sogleich füllte die Luft ihre Lungen. Es schmerzte, war aber auch ein schönes Gefühl. Dann merkte sie, dass sie ans Ufer gezogen wurde, und hörte gleichzeitig eine Stimme, die sie ganz unerwartet ansprach. »Alles in Ordnung?«
Es war ein vertrauter Klang, eine besorgte Stimme, die sie kannte, und sie zu hören, ließ ihr Herz aussetzen. Als sie die Augen
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