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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wenn Mann und Frau einander so tief begegneten? Wie ein Traum kam ihr das alles vor, ein Traum, aus dem sie nie wieder erwachen wollte. Denn sie wusste, dass die Rückkehr in die Wirklichkeit hart werden und sie beim Aufwachen Dinge erkennen würde, die ihr nicht gefallen konnten. Aber sie war jetzt nicht mehr allein, nun gehörte sie zu jemandem, und Lonerins so süße, tröstende Küsse waren der beste Beweis dafür. War es nicht genau das, was sie sich nach dem Tod ihres Meisters immer gewünscht hatte?
    Dubhe setzte sich auf und strich sanft über die Verbände, die sich Lonerin selbst angelegt hatten. Einen an der Schulter, mit einigen Blutflecken, den anderen um den Unterleib herum.
    »Die Wunden sind sicher noch nicht verheilt, vielleicht muss man sie nähen ...«, murmelte sie.
    Sie drehte sich um und blickte in eine so gelöste, heitere Miene, wie sie sie noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Halb so wild. Die Wunden sind nicht so tief, wie man meinen könnte«, erklärte Lonerin.
    Sie gab nichts darauf, stand auf und nahm, was sie brauchte, von den Utensilien, die sie Rekla entwendet hatte, und kehrte zu ihm zurück. Er lächelte sie an.
    »Was ist denn?«, fragte Dubhe verwirrt.
    »Du bist so ... wunderschön.«
    Dubhe errötete. Es war ihr unangenehm und peinlich, als läge etwas entsetzlich Falsches in dieser Situation, und so wandte sie sich rasch den Dingen zu, die sie zu tun hatte.
    Sie stellte eine Reihe kleiner Gefäße mit Kräutern vor Lonerin hin und nahm Nadel und Faden zur Hand.
    »Du willst mich doch wohl nicht nähen«, rief Lonerin und die Augenbrauen hoch.
    »Doch. Wenn es sein muss.«
    »Muss es aber nicht«, erwiderte Lonerin, während er ein Fläschchen aus einer Hosentasche hervorholte und es ihr vor die Nase hielt. »Erkennst du das?«, fragte er lächelnd. »Ambrosia ...«
    »Genau. Damit habe ich mich kuriert. Ohne dieses Wundermittel wäre ich längst tot.«
    Dubhe ließ sich nicht überzeugen, hörte nicht auf seine Einwände und löste behutsam die Verbände, bis die beiden Wunden freilagen. Sie waren tatsächlich schon gut verheilt in Anbetracht dessen, wie sie ausgesehen haben mussten. Dennoch erkannte man noch die ein oder andere offene Stelle, die im Halbdunkel der Höhle glitzerte.
    »Was meinst du? Habe ich meine Sache als Heilpriester nicht gut gemacht?« »Hier aber nicht«, erwiderte sie und tippte neben eine Stelle, die noch nicht verheilt war. Sofort zuckte er zusammen.
    »Was für ein Glück, dass unter mir der Fluss war. Glaub mir, als Rekla auf mich zukam, geriet ich wirklich in Panik, weil ich glaubte, dass es um mich geschehen sei.«
    Lonerin suchte ihren Blick, doch Dubhe nähte ruhig weiter und hörte gedankenverloren zu.
    »Ich weiß nicht, wie Rekla es geschafft hat, sich aus meinem Griff zu befreien«, erzählte er weiter, »ich erinnere mich nur noch, dass sie sich an den Rand der Steilwand klammerte und ich mich an ihrem Knöchel festhielt. Dann entglitt er mir, und ich bin abgestürzt. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich auf der Wasseroberfläche aufschlug, und du kannst dir nicht vorstellen, wie schmerzhaft dieser Aufprall war. Einige Augenblicke war ich wohl bewusstlos, und als ich dann wieder zu mir kam, verstand ich gar nichts mehr, sah nur das Blau des Wassers, das mich vollkommen einschloss. Vor allem wusste ich nicht mehr, wo oben und unten war, aber irgendwie bin ich dann doch wieder aufgetaucht. Ich hatte furchtbare Schmerzen. Mit letzten Kräften habe ich mich an einen Fels geklammert, der aus dem Wasser ragte, und ließ mich dann nach einer Weile ans Ufer treiben. Ich kletterte hinaus und lag nur noch erschöpft auf den Steinen, bis ich irgendwann wieder das Bewusstsein verlor. Glaub mir, ich war mit meinen Kräften völlig am Ende.« Dubhe biss den Faden durch und legte dann einen Finger auf die letzte Naht, die nur aus ein paar Stichen bestand.
    »Bilde dir nicht zu viel auf deine Arbeit ein, das meiste hatte ich schon erledigt.« Dubhe lächelte schüchtern. Ihr Haar war weit genug nachgewachsen, dass es ihr in kleinen Locken in die Stirn fallen konnte, und fast verbarg sie sich dahinter, während sie nun mit den Kräutern herumhantierte. Lonerin betrachtete ihr blasses konzentriertes Gesicht, das noch die Spuren der Misshandlungen aus ihrer Gefangenschaft trug: verschiedene Blutergüsse und die rote Linie einer Schnittwunde. Voller Wut dachte er daran, was Rekla ihr angetan haben musste, wie sie Dubhes schönes Gesicht traktiert hatte. Aber auch

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