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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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...«
    Er lächelte ihn an. Es dauerte etwas, bis der Junge reagierte, aber dann machte er sich wieder ans Werk.
    Ido war häufig von Magiern behandelt worden und hatte gelernt, deren Kräfte anhand des Heilungsverlaufs seiner Wunden zu beurteilen. Ein vielleicht etwas grobes Verfahren, aber für ihn war es brauchbar gewesen. Jedenfalls war San danach ein recht mächtiger Zauberer. Da er wahrscheinlich keinerlei Ausbildung genossen hatte, musste er eine Art Naturtalent sein. Ido beobachtete ihn bei der Arbeit, sein konzentriertes Gesicht, in dem sich durch die Anspannung bereits die erwachsenen Züge abzeichneten, die es einmal annehmen sollte. Ein Bild, das den Gnomen rührte.
    »Du bist Ido, nicht wahr?«, murmelte San ganz unvermittelt. Überrascht von der Frage, brauchte Ido einem Moment, bevor er nickte. Die Augen des Jungen strahlten. »Ich hab's doch gewusst.« »Und woran hast du das erkannt?«
    »An allem. Wie du gekämpft hast gegen diesen schwarzen Mann ... weil du mich hierhergebracht hast ...« San hielt einen Moment inne, bevor er fortfuhr. »Ich bin Nihals Enkel«, erklärte er dann mit stolzgeschwellter Brust. »Ich weiß. Woher sollte ich sonst deinen Namen kennen?«
    San sank ein wenig in sich zusammen. »Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht ...«, antwortete er, während er sich wieder über die Wunde beugte.
    Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, anscheinend strengte ihn die Behandlung an, aber er machte unverdrossen weiter.
    Es entstand ein kurzes Schweigen, und Ido fiel auf, dass sich Sans Miene verfinstert hatte.
    »Mein Vater«, fuhr der Junge nun mit leicht zitternder Stimme fort, »wollte auf keinen Fall, dass ich diese besonderen Kräfte nutze.« Sans Schultern waren eingesunken, sein Blick wirkte leer.
    Ido spürte, wie schwer es ihm fiel, jetzt über diese Dinge zu reden, nachdem er seinen Vater verloren hatte.
    »Ich glaube, es reicht«, sagte er, »steh nur auf, du wirst erschöpft sein.« San gehorchte, löste sich von dem Gnomen und blickte mit tränenverschleierten Augen auf seine Hände. Es war offensichtlich, dass er sich schuldig fühlte an dem, was geschehen war. Ido dachte nicht lange nach und drückte ihn an sich. Dabei störte er sich nicht daran, dass die Wunde pochte und die gebrochene Rippe schmerzte. Dieser Junge musste seine Gefühle herauslassen, er konnte unmöglich alles mit sich selbst ausmachen. Einen Moment zögerte San, dann aber gab er sich der Umarmung hin und legte seinen Kopf auf Idos Schulter. Der Gnom spürte, wie dem Jungen die Tränen zu laufen begannen, bis er bald schon haltlos weinte. Wortlos streichelte er San über das bläuliche Haar, teilte dessen Schmerz, ließ ihn weinen an seiner Brust, die sich ruhig hob und senkte.
    »Papa hat mir viel von meiner Großmutter Nihal erzählt. Er kannte alle ihre Abenteuer, und nicht nur die, von denen in den Büchern erzählt wird. Von ihm weiß ich alles über ihre Reisen durch die Lande jenseits des Saars und auch über ihre Kindheit in Salazar. Diese Geschichten erzählte er mir abends im Winter vor dem Kamin oder im Sommer draußen unter den Sternen. Ich habe das sehr gemocht.« San saß jetzt mit übereinandergeschlagenen Beinen da und schaukelte mit dem Oberkörper leicht hin und her, noch ein wenig erregt von dem Gefühlsausbruch, der ihn zuvor überkommen hatte. Den Blick zu Boden gerichtet, schniefte er immer mal wieder. Das lange heftige Weinen schien ihm gutgetan zu haben, und nun war ihm nach Reden zumute.
    Ido hörte ihm aufmerksam zu, saß auf dem Bett mit dem frischen Verband, der ihm ein außerordentliches Wohlgefühl bescherte, obwohl ihm nach den Anstrengungen der letzten Tage alle Gelenke wehtaten.
    »Ich glaube, ich weiß, wieso mein Vater nicht wollte, dass ich mit meiner Großmutter prahle oder von meinen strahlenden Händen erzähle«, fuhr San fort. »Er wollte einfach keinen Ärger, verstehst du? In Salazar hat er sich nur um seine eigenen Sachen gekümmert, hat zurückgezogen gelebt mit meiner Mama und mir. Wir waren ganz normale Leute. Ich selbst habe manchmal an meine Großmutter gedacht, an all das, was sie vollbracht hat, und habe mir überlegt, wenn die Leute wüssten, wer ich bin, könnte ich vielleicht sofort in die Akademie aufgenommen oder sonst irgendwie geehrt werden.«
    »Und hat er dir auch von deinem Großvater erzählt?« San schüttelte den Kopf.
    »Nie. Von ihm weiß ich nur, was über ihn geschrieben wurde. Aber ich habe mich immer für Sennar interessiert.
    Er

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